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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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In der zweiten <strong>Studie</strong> im Rahmen des oben genannten Projektes in Duisburg untersuchte<br />

Steffen Zdun <strong>zu</strong>sammen mit Güler Celikbas die Begegnungen von türkischen, männlichen<br />

<strong>Jugend</strong>lichen im Alter von 14 bis 25 Jahren 39 mit der <strong>Polizei</strong> (vgl. Celikbas/Zdun, 2008, S.<br />

119 <strong>und</strong> S. 128f.). Die Untersuchung, die mittels standardisiertem, schriftlichem Fragebogen<br />

durchgeführt wurde, ergab, dass das Vertrauen der ausländischen <strong>Jugend</strong>lichen in die <strong>Polizei</strong><br />

sehr stark von der persönlichen Erfahrung <strong>und</strong> Einstellung der jungen Türken abhängt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, dass sie sich primär auf öffentlichen Plätzen aufhalten, kommen sie<br />

automatische öfter in den „Genuss“ einer Ausweiskontrolle, was aus deren Sicht wiederum als<br />

Provokation <strong>und</strong> Generalverdacht von Seiten der <strong>Polizei</strong> bewertet wird (vgl. Celikbas/Zdun,<br />

2008, S. 130). Hin<strong>zu</strong> kommt, dass die so genannten Street Corner Polizisten 40 , mit denen die<br />

Heranwachsenden eben öfters in Berührung sind, sich der Rhetorik <strong>und</strong> Körpersprache ihrer<br />

„K<strong>und</strong>en“ anpassen <strong>und</strong> überlegen, teilweise bewusst mitleidlos, über die vermeintliche<br />

Dummheit anderer K<strong>und</strong>en herziehend <strong>und</strong> emotional sehr stabil auftreten. Folglich ist es für<br />

Celikbas <strong>und</strong> Zdun logisch, dass doch jeder fünfte gar kein Vertrauen in die <strong>Polizei</strong> hat <strong>und</strong><br />

die Hälfte ein nur mittelmäßiges angab <strong>zu</strong> haben (vgl. Celikbas/Zdun, 2008, S. 131). Auch<br />

waren es knappe 23%, die der Meinung waren, dass die <strong>Polizei</strong> mehr Probleme als Nutzen<br />

bringen würde. Und ca. 45% gingen von einem manchmal willkürlichen Verhalten der <strong>Polizei</strong><br />

aus. Auch kam <strong>zu</strong>m Ausdruck, dass ein geringeres <strong>Polizei</strong>vertrauen in einer negativeren<br />

Haltung gegenüber der <strong>Polizei</strong> sowie auch in einer niedrigeren Bereitschaft resultiert, die<br />

<strong>Polizei</strong> selbst <strong>zu</strong>r Hilfe <strong>zu</strong> holen (vgl. Celikbas/Zdun, 2008, S. 134). Zusammenfassend kann<br />

also folgendes festgehalten werden: „Das proaktive Auftreten der <strong>Polizei</strong> (Anmerkung:<br />

Kontrollen an öffentlichen Plätzen, etc.) erzeugt nicht nur Respekt, sondern lässt bei den<br />

jungen Türken auch das Gefühl aufkommen, aufgr<strong>und</strong> ihres Status als ‚Ausländer’ einem<br />

erhöhten Verfolgungsdruck ausgesetzt <strong>zu</strong> sein. Dies begünstigt wiederum die Wahrnehmung,<br />

dass das polizeiliche Auftreten willkürlich sei <strong>–</strong> <strong>und</strong> zwar nicht <strong>zu</strong>letzt auch bei jenen<br />

heranwachsenden Türken, die nicht der „Street Corner-Society 41 “ angehören, aber hin <strong>und</strong><br />

wieder von der <strong>Polizei</strong> kontrolliert werden. Hieraus kann sich ein Verlust von Vertrauen in die<br />

39 Es handelt sich bei diesen jungen Menschen um eine sehr große Gruppe, <strong>zu</strong>mal, Celikbas <strong>und</strong> Zdun (2008, S.<br />

119) folgend, in der Β<strong>und</strong>esrepublik Deutschland mehr als 1,7 Mio. Menschen mit türkischem Pass <strong>und</strong><br />

<strong>zu</strong>sätzlich über 800.000 Menschen mit türkischem Migrationshintergr<strong>und</strong> leben, die sich einbürgern haben<br />

lassen, wovon über ein Drittel maximal 25 Jahre alt ist.<br />

40<br />

Die Street Corner Polizisten widmen sich primär der proaktiven Eindämmung <strong>und</strong> Kontrolle von<br />

Straßenkriminalität (vgl. Celikbas/Zdun, S.130, zitiert nach Hüttermann).<br />

41 Mit „Street Corner-Society“ bezeichnen die Autoren das Phänomen der türkischen <strong>Jugend</strong>lichen, die sich<br />

mangels Alternativen in gewissen Stadtteilen von Duisburg auf öffentlichen Plätzen aufhalten <strong>und</strong> sich als<br />

Nebeneffekt dieser Entfaltung eine männerdominierte <strong>und</strong> sich um einen Männlichkeitskult formierende<br />

Gesellschaft bildet (vgl. Celikbas/Zdun, 2008, S. 127).<br />

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