Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter
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eigenem Ermessen, etc.) schon ein gr<strong>und</strong>sätzliches Misstrauen gegenüber der deutschen<br />
<strong>Polizei</strong> mitgebracht werden würde. Hin<strong>zu</strong> kämen sodann noch die Einflüsse vor Ort, also in<br />
Deutschland, wie beispielsweise negative Erfahrungsberichte anderer Ausländer, die die<br />
abwehrende Haltung gegenüber der Exekutive <strong>zu</strong>sätzlich prägten (vgl. Zdun, 2008, S. 41ff.).<br />
Dieses Bild war sodann auch Ergebnis seiner <strong>Studie</strong>. Zwar wird die deutsche <strong>Polizei</strong> durchaus<br />
besser eingestuft als die im eigenen Herkunftsland, besonders was willkürliches Verhalten<br />
<strong>und</strong> Probleme betrifft, dennoch scheinen die Ausländer der <strong>Polizei</strong> in Deutschland weniger<br />
<strong>zu</strong><strong>zu</strong>trauen als in ihrem Heimatland. Aus einem Interview mit einer Sozialtherapeutin:<br />
„<strong>Polizei</strong> muss Konflikte regeln, egal wie. Die <strong>Polizei</strong> wirkt ihnen (den jungen<br />
Russlanddeutschen, S.Z.) <strong>zu</strong> lasch. Die macht ja nichts <strong>und</strong> die hauen ja nicht dazwischen.<br />
Die wünschen sich auch körperliche Präsenz. Dass sie deeskalierend wirken sollen, das<br />
können sie nicht begreifen. (…) Die <strong>Polizei</strong> hier erleben sie als ohnmächtig, aber sehr<br />
distanziert. Aber aufgr<strong>und</strong> der eigenen Erfahrung trauen sie der <strong>Polizei</strong> auch nicht, <strong>und</strong> dann<br />
erzählen sie immer, wie die <strong>Polizei</strong> im Herkunftsland war. (…) Dass sie die <strong>Polizei</strong> nicht<br />
rufen, da spricht einerseits das eigene Ehrgefühl, dass sie sagen: ‚Das mache ich selbst’,<br />
andererseits ist da die Erfahrung mit der <strong>Polizei</strong> hier, die sie als hilflos erleben, dass sie sagen:<br />
‚Die wird mir auch hier nicht helfen, die ist zwar anders als im Herkunftsland, aber <strong>zu</strong> lasch’“<br />
(Zdun, 2008, S. 48f., zitiert nach Zdun). Diese Aussage zeichnet ein sehr all umfassendes <strong>und</strong><br />
komplettes Bild über die Einstellung der Russlanddeutschen über die <strong>Polizei</strong> in Deutschland,<br />
das von Zdun auch so wieder gef<strong>und</strong>en wurde. Besonders die, in „Gettos“ lebende, in sich<br />
geschlossene Bevölkerung weist diese Meinung auf, aber auch besonders stark diejenigen, die<br />
von <strong>zu</strong>hause aus bereits ablehnend gegenüber der Exekutive geprägt wurden (vgl. Zdun, 2008,<br />
S. 52ff). Interessant ist die Tatsache, dass vor allem die jungen Befragten, also die 14 bis 24<br />
Jährigen, die <strong>Polizei</strong> eher in Anspruch nehmen würden als die älteren. Zdun liefert dafür zwei<br />
mögliche Erklärungen: Zum einen könnte es der bei den <strong>Jugend</strong>lichen nicht verinnerlichte<br />
Ehrenkodex der <strong>Polizei</strong>ablehnung sein, <strong>zu</strong>m anderen die Erlebnisse, die besonders die ältere<br />
Generation in ihrem Herkunftsland gemacht hat (vgl. Zdun, 2008, S. 55).<br />
Als letzten wesentlichen Aspekt streicht Zdun noch hervor, dass es besonders bei Cliquen von<br />
Vorteil für die Beamten sei, sich die An- <strong>und</strong> Wortführer heraus<strong>zu</strong>picken um mit ihnen dann<br />
in Einzelgesprächen Sachverhalte <strong>zu</strong> klären, Zugeständnisse <strong>zu</strong> erlangen <strong>und</strong> Dinge <strong>zu</strong><br />
vereinbaren. Diese würden dadurch in ihrer eigenen Position wiederum gestärkt werden <strong>und</strong><br />
könnten gleichzeitig auch vor der Gruppe ihr Gesicht wahren (vgl. Zdun, 2008, S. 58f.).<br />
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