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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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In diesem Zusammenhang soll auch kurz auf die von Berger <strong>und</strong> Luckmann beschriebene<br />

Sozialisation des Individuums <strong>und</strong> der sich daraus ableitenden Konsequenzen für dessen<br />

Handeln eingegangen werden. Der primären Sozialisation folgend, in welcher das Kind noch<br />

keine Alternativen kennt <strong>und</strong> daher die Welt als die eine <strong>und</strong> einzige Wirklichkeit betrachtet,<br />

ergeben sich in der sek<strong>und</strong>ären Sozialisationsphase zwei Probleme. Und zwar erfolgt die<br />

Definition von Beziehungen nun über sachliche Erwartungen <strong>und</strong> Verpflichtungen <strong>–</strong> es gilt<br />

also eine Rolle <strong>zu</strong> übernehmen <strong>–</strong> <strong>und</strong> gleichzeitig wird die bis dahin einzig existente<br />

Wirklichkeit in ein Konkurrenzverhältnis <strong>zu</strong>r neuen gesetzt (vgl. Berger/Luckmann, 2007, S.<br />

150). Die Wirklichkeit zerfällt nun in viele, wobei nicht jede <strong>zu</strong> h<strong>und</strong>ert Prozent ausgefüllt<br />

werden muss <strong>und</strong> auch nicht wird. Es bleibt eine gewisse Distanz zwischen dem Selbst <strong>und</strong><br />

dem rollenspezifischen Teilselbst der Wirklichkeit (vgl. Berger/Luckmann, 2007, S. 153).<br />

Identität wird erlangt, indem sich das Kind in die Sichtweise der anderen hinein versetzt <strong>und</strong><br />

folglich eine Identifizierung über deren Erwartungen <strong>und</strong> Einstellungen geschieht. Dieser<br />

Ansatz, der auf Mead <strong>zu</strong>rückgeht, führt noch weiter, nämlich <strong>zu</strong>r Erfahrung, dass eine<br />

Reaktion auf die Übernahme der Sichtweise der anderen folgt. An die Stelle der Eltern tritt<br />

nach der Phase der primären Sozialisation die Gesellschaft <strong>und</strong> wie schon gesagt, „(…) an die<br />

Stelle der emotionalen Bindung tritt die eher sachliche Verbindung über Rollen“ (Abels,<br />

2001, S. 102). Diese Rollen füllt man sodann aus <strong>und</strong> arbeitet mit ihnen <strong>und</strong> kontrolliert sie<br />

auch. Das bedeutet, dass Rollen von jemandem gespielt werden können, für den oder die deroder<br />

diejenige gar nicht gehalten wird. Gleichzeitig aber auch, dass der- oder diejenige<br />

jemanden spielt, für den oder die man ihn hält. Und „(…) das ist etwas ganz anderes“<br />

(Berger/Luckmann, 2007, S. 184). Abels leitet daraus schlussendlich ab: „Handeln erfordert<br />

nicht die ganze Person, aber es erfordert, dass wir es in der Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit den<br />

Erwartungen anderer machen. Ironisch halten es die Autoren (Berger <strong>und</strong> Luckmann)<br />

durchaus für möglich, dass wir auch den <strong>zu</strong> spielen haben, für den man uns hält“ (Abels,<br />

2001, S. 104).<br />

Geht man von Berger <strong>und</strong> Luckmanns Überlegungen aus, so treten <strong>Jugend</strong>liche <strong>und</strong> Beamte<br />

<strong>und</strong> Beamtinnen der <strong>Polizei</strong> bei ihrer ersten Begegnung in ein bereits bestehendes System ein,<br />

welches von außen so<strong>zu</strong>sagen vorgegeben ist. Polizisten <strong>und</strong> Polizistinnen verkörpern die<br />

Staatsgewalt, <strong>Jugend</strong>liche sind hingegen junge Menschen, die in einer Phase ihres Lebens<br />

sind, in der mitunter Grenzen ausgetestet werden (siehe da<strong>zu</strong> die Definitionen der Begriffe<br />

„<strong>Jugend</strong>“ <strong>und</strong> „<strong>Polizei</strong>“, Kapitel 3). Es besteht also folglich schon vor der ersten, persönlichen<br />

Begegnung zwischen einem bzw. einer <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> einem Beamten bzw. einer Beamtin<br />

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