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Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

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129<br />

auf lokale Autonomie fest. 29 – Leon D. Epstein schliesslich bot die Antithese zu Duverger<br />

mit seiner Prognose einer „Amerikanisierung“ des europäischen Parteienwesens<br />

<strong>und</strong> seiner Einschätzung, dass politische Parteien gar nicht so wichtig seien<br />

für den politischen Prozess („I do not regard parties as so obviously crucial“ 30 ).<br />

Es ist naheliegend, die behavioristische Geringschätzung formeller Institutionen auf<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der Tatsache zu sehen, dass der behavioristische Methodenrigorismus<br />

bei der Analyse staatlicher Institutionen oder Institutionenkombinate<br />

in kaum überwindliche Schwierigkeiten gerät. Was der als allein „wissenschaftlich“<br />

geglaubten Methode nicht zugänglich ist, wird als unbedeutend abqualifiziert. David<br />

Easton selbst hat zugegeben, dass behavioristische Forschungstechniken bei der<br />

Institutionenanalyse unbefriedigende Resultate abwarfen:<br />

„The techniques (of behavioralism) become less reliable and their results less<br />

valid when applied to the interrelationships of institutions such as party systems<br />

and legislatures, or electoral systems and parties, or the effect of alternative<br />

types of institutional arrangements on recruitment to positions of leadership and<br />

authority.“ 31<br />

An Versuchen, auch staatliche Institutionen in quantifizierten Daten zu erfassen <strong>und</strong><br />

diese mit statistischen Techniken zu bearbeiten, hat es allerdings nicht gefehlt. Eine<br />

Gruppe von Politologen (Dawson, Robinson, Dye, Sharkansky, Hofferbert u. a.)<br />

betrachtete die 50 amerikanischen B<strong>und</strong>esstaaten „als ein Laboratorium für vergleichende<br />

Forschung“, gebrauchte das Eastonsche InputOutput-Modell für Systemanalyse<br />

<strong>und</strong> setzte modernste statistische Technik ein, um zu erfahren, welche<br />

Auswirkungen institutionelle Vorkehrungen auf gewisse Output-Leistungen der<br />

untersuchten politischen Einheiten haben. In seinem Buch Politics, Economics, and<br />

the Public gelangte Thomas R. Dye zum Schluss: „Economic development variables<br />

are more influential than political system characteristics in shaping public policy<br />

in the states.“ 32 – Insbesondere Ira Sharkansky mochte diese Degradierung politisch-institutioneller<br />

Variablen zum blossen Epiphänomen der Wirtschaft nicht hinnehmen.<br />

Er warf Dye unrichtige Interpretation seines eigenen Zahlenmaterials, die<br />

Verwendung ungültiger Indikatoren <strong>und</strong> die einseitige Auswahl von Indikatoren<br />

vor. 33 Sharkanskys Ehrenrettung der Politik gegenüber der Wirtschaft, ebenfalls mit<br />

grossem statistischen Aufwand vorgetragen, fiel allerdings ebenso wenig überzeugend<br />

aus wie Dyes Vorstoss. 34 Die Ergebnisse dieses Typs von Untersuchungen<br />

hängen fast ausschliesslich davon ab, welche Indikatoren einbezogen werden <strong>und</strong><br />

in welchen „Kasten“ sie getan werden (input-box, conversion-box oder output-<br />

29 William H. Riker, „Six Books in Search of a Subject or Does Federalism Exist and Does lt Matter“,<br />

Comparative Politics, Oktober 1969, S. 135-146.<br />

30 Leon D. Epstein, Political Parties in Western Democracies, Praeger, New York 1967, S.7.<br />

31 Easton, Framework (op. cit.), S. 5.<br />

32 Thomas R. Dye, Politics, Economics, and the Publicv Policy Outcomes in the American States, Rand<br />

McNally, Chicago 1966, S. 296.<br />

33 Ira Sharkansky, Regionalism in American Politics, Bobbs-Merill, Indianapolis 1970, S. 180 ff.<br />

34 Sharkansky, Regionalism (op. cit.); derselbe, Spending in the American States, Rand McNally, Chicago<br />

1968; derselbe, The Routines of Politics, Van Nostrand Reinhold, New York 1970; derselbe, The Maligned<br />

States, Mc Graw-Hill, New York 1972.

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