Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac
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213<br />
d) Föderalismus<br />
Wir haben die „Erhaltung des Föderalismus“ als Randbedingung gesetzt, <strong>und</strong> es ist<br />
zu prüfen, wie sich unser Reformprogramm in dieser Hinsicht auswirken wird, ob<br />
Bipolarität <strong>und</strong> Föderalismus überhaupt vereinbar sind.<br />
(1) Nach Robert Dahl setzt strikte Zweiparteienkonkurrenz einen Einheitsstaat voraus.<br />
Er führt aus:<br />
„... if constitution-makers wished to concentrate the opposition and encourage<br />
the existence of two distinct and strictly competitive parties each employing a<br />
strategy of winning elections in order to from a powerful one-party executive,<br />
they should recommend a parliamentary system without marked constitutional<br />
separation of powers; an executive with relatively great political resources in<br />
comparison with the legislature; a unitary rather than a federal system; and election<br />
of members of parliament by a relative majority of votes in single-member<br />
districts.“ 39 (Hervorhebung durch den Verfasser)<br />
Doch was ist ein „Einheitsstaat“ <strong>und</strong> was ist ein „Föderativstaat“ – Offenbar muss<br />
man sich beide Ausprägungen als Pole auf einem Kontinuum vorstellen, zwischen<br />
denen fliessende Übergänge in beliebiger Abstufung möglich sind. Auch in formellen<br />
Einheitsstaaten gibt es wohlgeschützte lokale Autonomie, <strong>und</strong> auch in Föderationen<br />
kann lokale Autonomie gefährdet sein. 40 Im Einheitsstaat Schweden geben<br />
die nachgeordneten Gemeinwesen (Provinzen, Gemeinden) einen ähnlich hohen<br />
Prozentsatz der öffentlichen Gelder aus wie in der Schweiz die Kantone <strong>und</strong> Gemeinden.<br />
41 – Dahls allzu kategorische Aussage verlangt nach Modifizierung: Der<br />
Föderalismus bedarf einer bestimmten Ausgestaltung, damit auf B<strong>und</strong>esebene<br />
Blpolarität entstehen kann. Der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> Österreich kann<br />
man kaum den föderalistischen Charakter absprechen, trotzdem besteht dort auf<br />
B<strong>und</strong>esebene Konkurrenz zwischen zwei straff organisierten Parteien. Auch in den<br />
USA geht ein Zweiparteiensystem zusammen mit Föderalismus, doch sind die<br />
Parteien dort sehr lose strukturiert <strong>und</strong> im wesentlichen auf die Gliedstaaten ausgerichtet.<br />
– Um in der Schweiz einen dualismusfre<strong>und</strong>lichen Föderalismus zu schaffen,<br />
haben wir die Zurücksetzung des Ständerates <strong>und</strong> eine Änderung der b<strong>und</strong>esstaatlichen<br />
Kompetenzverteilungsregel vorgeschlagen.<br />
(2) Das Modell will Bipolarität auf B<strong>und</strong>esebene einführen, es im übrigen aber den<br />
Kantonen überlassen, ob sie sich dem B<strong>und</strong> angleichen wollen oder nicht. Die „Organisationshoheit“<br />
der Kantone soll durch die Reform also nicht beeinträchtigt werden.<br />
– Müsste nicht postuliert werden, dass das schweizerische Staatswesen<br />
durchgehend einheitlichen Strukturprinzipien folgt, dass man Bipolarität also von<br />
B<strong>und</strong>es wegen auch in den Kantonen durchsetzt – Wir gehen von der Vorstellung<br />
aus, dass der B<strong>und</strong> heute wesentlich andere Funk-<br />
39 Dahl, Oppositions (op. cit.), S. 351.<br />
40 Vgl. die Theorie von Riker, oben S. 128.<br />
41 Anfangs der sechziger Jahre lag der Anteil der nachgeordneten Gemeinwesen an den Staatsausgaben<br />
in Schweden <strong>und</strong> in der Schweiz ungefähr bei 60 %. Siehe: Germann, B<strong>und</strong>esverwaltung (op. cit.), S.<br />
38, <strong>und</strong>: Hancock, op. cit., S. 94.