Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

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nahmenbündel nicht auf ein übergeordnetes Ziel ausgerichtet ist. Es erscheint als
wenig demokratisch, wenn der Bürger über die Erhöhung der Zahl der Bundesräte,
die Einführung der Gesetzesinitiative, den Ombudsman, den Wirtschaftsrat und die
Erhöhung des Unterschriftenquorums nur en bloc mit ja oder nein antworten kann.
Die Antwort der Universität Neuenburg an die Wahlen-Kommission geht auf dieses
Problem ein. Offenbar von der Annahme ausgehend, dass eine Totalrevision der
Bundesverfassung ohnehin nur disparate, zusammenhangslose „Nahziele“ verfolgen
kann, argumentiert diese Arbeitsgruppe wie folgt:
„Dans une Constitution, la cohérence signifie simplement l’absence de contradiction.
Sous cette réserve, on peut très bien modifier une partie sans affecter
les autres. Par exemple, une même personne peut souhaiter que les conseillers
fédéraux soient flanqués de secretaires d’Etat et que la Banque nationale ait le
pouvoir de limiter le crédit. Mais il est évident que ces deux voeux sont tout à
fait indépendants l’un de l’autre, qu’il n’y a point de ,cohérence’ entre eux et
qu’on pourrait formuler l’un sans l’autre. Si le besoin de cohérence n’est pas un
argument suffisant pour la revision totale, la commission pense que le principe
démocratique est un argument suffisant contre ladite révision. Aussurement, elle
ne conteste pas qu’une revision totale soit juridiquement possible: la Constitution
actuelle la prévoit, art. 118 à 120. Elle estime toutefois que cette procédure
n’est pas recommandable, parce que, se fondant sur une prétendue
,cohérence’, elle n’est pas loin d’abolir, en fait, la liberté des citoyens. Le citoyen
n’a qu’un oui ou qu’un non pour accepter ou pour refuser toute sorte de mesures
qui, en réalité sont distinctes. Avec des révisions partielles, il peut se prononcer,
par oui ou par non, sur chacune d’entre elles.“ 12
Ist unsere Annahme richtig, dass eine Totalrevision, die nur eine Vielzahl von Detailreformen
anstrebt, in ihrer demokratischen Legitimierung zweifelhaft ist, so dürfte
dieser Umstand die Innovationschancen beeinträchtigen, und sei es nur, indem der
Hinweis auf die fehlende Legitimität des Unternehmens ein wirksames Argument im
Referendumskampf darzustellen vermag. – Die weitere Konsequenz einer Totalrevision
mit lauter Partikularzielen ist die erhöhte Gefahr einer „Kumulation der Oppositionen“
im Abstimmungskampf: Die einzelnen Neuerungen vermögen je verschiedene
Gegnergruppen zu mobilisieren und sie zur verwerfenden Mehrheit aufzusummieren.
In verschiedenen Ver-nehmlassungen an die Wahlen-Kommission wird
vorgeschlagen, zur Behebung dieser Gefahr einzelne „heisse Eisen“ vor der Totalrevision
durch Partialrevi-sionen zu bereinigen. Dies scheint aber gerade jenes
Rezept zu sein, das eine Totalrevision jeglicher vernünftigen Innovationschance
beraubt. Erläuterungen zu Aussage 2: Wiederum zur Illustration seien einige Postulate
aus der bisherigen Reformdiskussion angeführt, die wir als „gänzlich allgemeine
Endziele“ zu bezeichnen vorgeschlagen haben: Sicherung der „Würde und Freiheit
des Menschen“ 13 , „Rückführung der Bundesverfassung auf ein eigentliches
12 UNE 115, 116
13 Z. B. ZG 9