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Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

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Der Verband verlangt eine „Stärkung der föderalistischen Struktur der Eidgenossenschaft“,<br />

erwähnt aber die Konzentrationsbewegung in der Wirtschaft nicht<br />

<strong>und</strong> bezeichnet die Kartellfrage als „bei uns zweckmässig geregelt“. Nach Auffassung<br />

des Vororts soll das bisherige Zweikammer-System integraliter beibehalten<br />

<strong>und</strong> die Stellung des B<strong>und</strong>espräsidenten nicht verstärkt werden. Ein Berufsparlament<br />

sei abzulehnen; andernfalls „bestünde die Gefahr, dass die neue Berufsrichtung<br />

der Soziologen <strong>und</strong> der Politologen in den Kern eines Berufsparlaments vorstossen<br />

könnte <strong>und</strong> dass damit die sogenannte ,Volksnähe’ des Parlaments in<br />

Frage gestellt würde.“ 19 Ausdrücklich setzt sich der Verband für die Beibehaltung<br />

der bisherigen Vernehmlassungspraxis ein <strong>und</strong> fordert, dass „in Expertenkommissionen<br />

zur Vorbereitung gesetzgeberischer Erlasse die Wirtschaft angemessen vertreten“<br />

sei. 20<br />

„Grössten Wert“ legt der Verband darauf, dass er in der erweiterten Kommission,<br />

welche die Arbeit der Wahlen-Gruppe fortsetzen soll, „angemessen vertreten“ sei. 21<br />

Jürg Steiners Beobachtungssatz 82 besagt: „Es besteht die Tendenz, dass Entscheidungsprozesse<br />

erst richtig in Gang kommen, wenn das Parlament, die direkt<br />

Interessierten <strong>und</strong> das zuständige Departement zustimmen.“ 22 Der Vorort hat nun<br />

erklärt, dass ihn die Totalrevision der Verfassung „sehr direkt berühre“, <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

in aller Form seinen kategorischen Einspruch gegen jede substantielle Verfassungsänderung<br />

angemeldet. Bei dieser Sachlage ist die Prognose gestattet,<br />

dass das Revisionsunternehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit keine signifikante<br />

Neuerung im Bereich des „Regierungssystems“ hervorbringen wird.<br />

5. Die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen<br />

Nicht nur die Frage, welche Organisationen in die Revisionsdebatte einbezogen<br />

wurden, sondern auch die Frage, wie die einzelnen Diskussionsgruppen zusammengesetzt<br />

waren, ist im Hinblick auf freigesetzte <strong>Innovation</strong>schancen bedeutsam.<br />

Die Annahme erscheint vertretbar, dass die individuelle <strong>Innovation</strong>sneigung der<br />

einzelnen Diskussionsteilnehmer sowie der Grad der Pluralität <strong>und</strong> der Grad der<br />

Interdisziplinarität der gesamten Diskussionsr<strong>und</strong>e sich auf die <strong>Innovation</strong>schancen<br />

des Revisionsunternehmens auswirken konnten. Mit andern Worten, die <strong>Innovation</strong>schancen<br />

mussten als verringert erscheinen:<br />

– wenn zahlreiche Diskussionszirkel von Personen dominiert wurden, die sich in<br />

hohem Masse mit dem politischen Status quo identifizieren<br />

– wenn zahlreiche Rollenkumulationen die Unabhängigkeit zwischen den einzelnen<br />

Diskussionszirkeln herabsetzten<br />

– wenn bestimmte Berufsrichtungen oder Denkschulen die Arbeitsgruppen dominierten.<br />

19 V–VHI 51.<br />

20 V–VHI 69.<br />

21 V–VHI 83.<br />

22 Steiner, op. cit.,S. 261.

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