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Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

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wechsel gegeben sein muss. Auf Demokratiekonzepten von Antony Downs 8 <strong>und</strong><br />

Robert Dahl 9 abstellend, konstruierte Deane E. Neubauer einen Index, der Grade<br />

von Demokratisierung in verschiedenen Staaten messen sollte. Grossbritannien<br />

erhielt dabei den ersten Rang <strong>und</strong> die Schweiz den zwei<strong>und</strong>zwanzigsten, unmittelbar<br />

vor dem rangletzten Mexiko (zum Vergleich: Frankreich 2., Schweden 4., B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland 13. <strong>und</strong> USA 16. Rang). Die Schweiz schnitt in der Rangierung<br />

deshalb so ungünstig ab, weil damals (1967) das Frauenstimmrecht noch<br />

nicht eingeführt war <strong>und</strong> weil keine Chance auf Regierungswechsel besteht. 10<br />

Man mag die bisher erwähnten Stellungnahmen als angelsächsischen Ethnozentrismus<br />

abtun. Nicht zu übersehen ist jedoch, dass auch zahlreiche kontinentaleuropäische<br />

Autoren sich für ein bipolares Demokratiemodell ausgesprochen<br />

haben. Maurice Duverger machte sich zum Anwalt eines dualistischen Parteiensystems<br />

in Frankreich; das die Chance des Machtswechsels durch Wählerentscheid<br />

miteinschliesst. 11 „Unter Anführung notwendiger Vorbehalte sieht die „komplexe<br />

Demokratietheorie“ von Fritz Scharpf im Modell der strikten Zwei-Parteien-<br />

Konkurrenz günstige Chancen, „das Gewicht der Wahlentscheidung“ des Bürgers<br />

zu heben <strong>und</strong> eine politische Ebene zu schaffen, „auf der Entscheidungen in relativer<br />

Unabhängigkeit von den Pressionen der organisierten Interessengruppen <strong>und</strong><br />

ihrer Verbündeten in den politischen Institutionen beschlossen <strong>und</strong> durchgesetzt<br />

werden können“. Wiederum unter gewissen Vorbehalten schätzt Scharpf das <strong>Innovation</strong>s-<br />

<strong>und</strong> Wertberücksichtigurigspotential im Zwei-Parteien-Modell als günstig<br />

ein. 12 -- Für Heiner Flohr ist rationaler Wählerentscheid auf der Gr<strong>und</strong>lage operationaler<br />

Parteiprogramme notwendig an Zwei-Parteien-Konkurrenz geb<strong>und</strong>en, die sich<br />

auf relatives Mehrheitswahlrecht abstützt. 13 – Norbert Gehrig schliesslich deklariert<br />

Dualismus <strong>und</strong> Zweiparteiensystem als „Voraussetzung für eine parlamentarische<br />

Kontrolle der Regierung“. 14 Auf Reformvorschläge in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> in Österreich, die Bipolarität oder Alternierungschancen zu verbessern<br />

trachten, wurde bereits hingewiesen. 15<br />

Dass Grosse Koalition oder Allparteienregierung bei nationalen Notständen oder<br />

besonderen Problemlagen als vorübergehende Lösung zweckmässig sein kann, ist<br />

kaum umstritten. Hingegen sind die Theoretiker, welche die Allparteienregierung als<br />

permanente Institution verteidigen, nicht zahlreich. Zu erwähnen ist etwa Rene<br />

Marcic, der die Grosse Koalition in Österreich von 1945–1966<br />

8 Antony Downs, An Economic Theory of Democracy, Harper and Row, New York 1957, S. 23 f.<br />

9 Dahl, Preface (op. cit.), S. 84.<br />

10 Deane E. Neubauer, „Some Conditions of Democracy“, APSR, Vol. 61, No. 4, Dezember 1967, S.<br />

1002-1009. – Der Artikel ist auch abgedruckt in: Cnudde!Neubauer, op. cit., S. 224-235. – Der Neubauer-Index<br />

stellt auf folgende Dimensionen ab: 1. Prozentsatz der Wahlberechtigten im Verhältnis zur<br />

erwachsenen Bevölkerung; 2. Gleichheit der Repräsentation; 3. Gleichheit der Information; 4. Wettbewerbssituation<br />

der Parteien.<br />

11 Maurice Duverger, La démocratie sans le peuple, Paris 1967, besonders S. 239.<br />

12 Scharpf, op. cit., S. 66 ff.<br />

13 Flohr, Parteiprogramme (op, cit.), besonders S. 122 ff.<br />

14 Norbert Gehrig, Parlament-Regierung-Opposition. Dualismus als Voraussetzung für eine parlamentarische<br />

Kontrolle der Regierung, München 1969, besonders S. 178 ff.<br />

15 Siehe oben S. 196.

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