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Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

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steuert; andererseits werden diese in Wertsystemen gespiegelten gesellschaftlichen<br />

Interessen ihrerseits durch Prüfung an technischen Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

strategischen Mitteln ihrer Befriedigung kontrolliert. So werden sie teils bestätigt,<br />

teils abgewiesen, werden sie artikuliert <strong>und</strong> neu formuliert oder aber ihres ideologisch<br />

verklärten <strong>und</strong> verpflichtenden Charakters entblösst.“ 15 Habermas weist<br />

darauf hin, dass von den drei Modellen nur das pragmatische auf Demokratie<br />

notwendig bezogen ist; denn es ist für eine erfolgreiche Umsetzung technischer<br />

<strong>und</strong> strategischer Empfehlungen in die Praxis auf die Vermittlung der politischen<br />

Öffentlichkeit angewiesen. 16<br />

Heiner Flohr bemerkte, dass das pragmatische Modell unter denen, die sich einschlägig<br />

geäussert hätten, die meisten Befürworter fand; doch liege ein Teil der<br />

Überzeugungskraft dieses Modells darin, dass die drei Modelle ein wenig suggestiv<br />

zugunsten des pragmatischen zugeschnitten seien. 17 – Jedenfalls müssen bestimmte<br />

Voraussetzungen erfüllt sein, damit das pragmatische Modell durchführbar<br />

wird. In der praktischen Politik sind diese Bedingungen häufig nicht gegeben, <strong>und</strong><br />

konkrete Beratungsfälle dürften stets -- in unterschiedlicher Mischung – Elemente<br />

aller drei Beratungsmodelle enthalten. Vielleicht ist es überhaupt nicht möglich, jene<br />

Voraussetzungen herzustellen, welche die reine Applizierung des Modells gestatten<br />

würden. Politik steht meist unter Zeitdruck, was die Auflösung von Dezision oder<br />

Technokratie in Diskussion erschwert. Trotzdem scheint es uns, dass besonders in<br />

wichtigen Angelegenheiten wie Verfassungspolitik Anstrengungen unternommen<br />

werden sollten, den Entscheidungsprozess dem pragmatischen Modell anzunähern.<br />

Unserer Auffassung nach ist es nun aber gerade das Anliegen von Policy Science,<br />

politische Entscheidungsprozesse in Richtung auf das pragmatische Modell zu<br />

verschieben. Im folgenden Abschnitt sei versucht, Implikationen des pragmatischen<br />

Modells für die Beratung von Verfassungspolitik in der Schweiz herauszuarbeiten.<br />

c) Maximen für die Beratung von Verfassungspolitik<br />

Die Beratung eines Totalrevisionsunternehmens, die sich am pragmatischen Modell<br />

orientieren will, hat gewisse Maximen zu befolgen, die wir im folgenden erörtern<br />

wollen.<br />

(1) Herstellung von Kommunikation<br />

Soll ein „kritisches Wechselverhältnis“ zwischen Beratern <strong>und</strong> Politikern entstehen,<br />

so müssen diese miteinander in Kommunikation treten. Die Kommunikation soll es<br />

gestatten, „praktische Fragen in wissenschaftliche Probleme <strong>und</strong> umgekehrt technische<br />

Lösungen in praktisch befriedigende Antworten zu übersetzen.“18 Für die<br />

Lösung des schwierigen Kommunikationsproblems lassen sich keine einfachen<br />

Faustregeln aufstellen. Immerhin kann man auf einer sehr<br />

15 Habermas, op. cit., S. 127.<br />

16 Habermas, op. cit., S. 127 f.<br />

17 Heiner Flohr, „Über den möglichen Beitrag der Wissenschaft zur Rationalität der Politik“, in: Hans<br />

Maier/Klaus Ritter/Ulrich Matz, Politik <strong>und</strong> Wissenschaft, München 1971, S. 156.<br />

18 Lompe, op. cit., S. 119.

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