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Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

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trauensvotum“ oder die vorzeitige Parlamentsauflösung (durch das Parlament<br />

selbst oder durch die Regierung), um mögliche parlamentarische Pattsituationen zu<br />

beheben. Ein Zwang zu solchen Lösungen besteht jedoch nicht. Das Wahlrecht<br />

soll, wie aufzuzeigen ist, für stabile Mehrheiten sorgen. Und die Eventualität, dass<br />

die Regierung vorübergehend einmal nur beschränkt handlungsfähig ist, erscheint<br />

im schweizerischen Kontext durchaus annehmbar. Im jetzigen System verfügt die<br />

Regierung dauernd über einen nur sehr geringen Handlungsspielraum.<br />

٭<br />

Das bisher beschriebene Reformpaket würde, wenn für sich allein verwirklicht, mit<br />

einer gewissen Wahrscheinlichkeit bereits eine gute Annäherung an unser operationales<br />

Ziel bewirken. Mindestens für die Sozialdemokraten würde sich die Oppositionsrolle<br />

als ernsthafte Alternative zur Regierungsbeteiligung anbieten. Vollzöge<br />

diese Partei den Schritt in die Opposition, so ist folgendes Szenarium denkbar:<br />

Bei hoher Inflationsrate, ungenügend kontrollierten Konjunkturschwankungen,<br />

wachsender Intensität der Umweltsproblematik, andauernder Virulenz der Ausländerfrage<br />

sowie zunehmender Auswirkung der europäischen Integration auf<br />

die Schweiz vermag die geschickt artikulierte Opposition der Sozialdemokraten<br />

den bürgerlichen Regierungsparteien empfindliche Stimmenverluste beizufügen<br />

(Fortsetzung <strong>und</strong> Verstärkung des „Abnützungstrends“, der die Regierungsparteien<br />

heute schon trifft). Von Wahl zu Wahl schiebt sich die SP näher an eine<br />

kritische Limite heran, die bei 40 Prozent der Wählerstimmen liegen könnte.<br />

Damit tritt sie für den Wähler als mögliche Alternative für die bürgerliche Regierung<br />

in Erscheinung. Bei den bürgerlichen B<strong>und</strong>esratsparteien anderseits lösen<br />

die kontinuierlichen Stimmenverluste Spannungen aus, die – etwa bei der sehr<br />

heterogenen CVP – zu Dissidentengruppen führen können. Diese Umstände<br />

bewirken bei der Wählerschaft Zweifel darüber, ob die bürgerlichen Parteien<br />

wirklich nach wie vor regierungstauglich seien. In einer Zwischenphase bildet<br />

die SP mit einem kleinen Koalitionspartner die Regierung <strong>und</strong> vermag in einer<br />

Schlussphase gar eine Einparteienregierung zu stellen.<br />

Von den praktisch möglichen Szenarien weist das beschriebene die höchste Zielkonformität<br />

auf. Aber selbst wenn die Entwicklung gemäss diesem „Idealszenarium“<br />

abliefe, wäre das operationale Ziel nur sehr unvollkommen erreicht. Man hätte eine<br />

dominante, regierungsfähige Sozialdemokratische Partei, die mehreren kleinen<br />

Bürgerparteien gegenüberstünde. Diese Kleinparteien in der Opposition hätten<br />

zusammen nicht gerade günstige Aussichten, die einmal in der Regierung installierte<br />

SP wieder daraus zu verdrängen (unausgewogene Bipolarität nach skandinavischem<br />

Muster). – Neben dem Idealszenarium könnten selbstverständlich andere<br />

Szenarien mehr oder weniger grosse Wahrscheinlichkeiten für sich in Anspruch<br />

nehmen. So lässt sich denken: a) dass keine der jetzigen B<strong>und</strong>esrats-Parteien den<br />

Schritt in die Opposition wagt <strong>und</strong> dass man „Abnützungsverluste“ durch die Kooptation<br />

weiterer Parteien in den B<strong>und</strong>esrat ausgleicht (Beibehaltung der Allparteienregierung);<br />

b) dass eine bürgerliche Partei zuerst in die Opposition geht, den „Oppositionsgewinn“<br />

ein-

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