Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac
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Ordnung wenigerSchwierigkeiten in dieser Hinsicht. Das bipolare Modell hat den<br />
wesentlichen Vorteil, dass es die Vergleichbarkeit des schweizerischen Systems<br />
mit andern Regierungssystemen erhöht; es wird für die Schweiz damit leichter,<br />
auch ausländische Erfahrungen im Regierungsbereich zu verwerten <strong>und</strong> davon zu<br />
profitieren. – Mit der Professionalisierung des Parlaments wird dieses instand gesetzt,<br />
qualifizierte Stabsdienste konsumieren zu können. Ähnliches ist von den<br />
straffer organisierten Parteien zu sagen.<br />
(4) Das Modell schafft günstige Voraussetzungen für eine programmatisch orientierte<br />
Politik. Während die derzeitigen „Regierungsrichtlinien“ für jedermann unverbindlich<br />
sind <strong>und</strong> vorwiegend Alibifunktionen erfüllen, kann im Modell das Wahlprogramm<br />
der siegreichen Partei ohne Verzerrungen in das Regierungsprogramm<br />
eingebracht werden, <strong>und</strong> der Wähler hat die Möglichkeit, die Leistungen der Regierung<br />
an ihren Wahlversprechungen zu messen.<br />
(5) Das Modell schafft eine klare Konkurrenzsituation zwischen den beiden Parteien:<br />
Der Wahlsieger stellt im Regelfall allein die Regierung <strong>und</strong> verweist die unterlegene<br />
Partei in die Opposition. Von dieser Konkurrenz verspricht sich der Verfasser<br />
stimulierende Wirkungen für das politische System; wahrscheinlich dürften politische<br />
Talente <strong>und</strong> Energien mobilisiert werden, die dem gegenwärtigen System<br />
nicht zur Verfügung stehen. Mindestens ansatzweise geschieht heute die Rekrutierung<br />
des Regierungspersonals in der Weise, dass jede Partei darauf bedacht ist,<br />
die schwächeren <strong>und</strong> profilloseren Kandidaten der andern Partei zum Zuge kommen<br />
zu lassen. 38 Strikte Zweiparteienkonkurrenz verunmöglicht es, dass die eine<br />
Partei der andern die mittelmässigen Kandidaten aufzwingen kann. Vielmehr wird<br />
jede Partei grösste Sorgfalt auf die Personalselektion legen, um damit ihre Wettbewerbschancen<br />
zu verbessern.<br />
(6) Im Modell sind politische Verantwortlichkeit <strong>und</strong> Sanktionsmechanismen klarer<br />
herausgestellt als im gegenwärtigen Regime: Die Mehrheitspartei ist verantwortlich<br />
für die Regierungspolitik <strong>und</strong> kann deswegen von der Wählerschaft durch Abwahl<br />
zur Rechenschaft gezogen werden. Das bestehende System dagegen eröffnet für<br />
alle politischen Instanzen zahlreiche Möglichkeiten, die Verantwortung für Fehlgriffe<br />
von sich zu schieben: Der einzelne B<strong>und</strong>esrat deckt sich durch das „Kollegialitätsprinzip“,<br />
<strong>und</strong> das Regierungskollegium selbst kann von niemandem wirksam zur<br />
Rechenschaft gezogen werden. Das Parlament beklagt seine „Überlastung“ <strong>und</strong><br />
verweist darauf, dass die Vorbereitung der Gesetzgebung faktisch der Exekutive<br />
obliege. Beide, Parlament <strong>und</strong> Regierung, berufen sich auf das Labyrinth schwerfälliger<br />
Verfahrensvorschriften, Kompetenzabgrenzungen <strong>und</strong> Referendumsdrohungen<br />
sowie auf die Sachzwänge, welche die „soziologischen Legislativkräfte“ schaffen.