Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac
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seits <strong>und</strong> ausgewählten Kantonsgruppen anderseits ergeben. Diese Erscheinung ist<br />
deshalb überraschend, weil die Regierungsparteien, besonders die drei grossen,<br />
einen guten Rückhalt ifi den meisten Kantonen haben, auf die Kantone hin zentriert<br />
sind <strong>und</strong> in ihrer Struktur die Kantonsgliederung übernommen haben. Die Oppositionsparteien<br />
dagegen, klein <strong>und</strong> teilweise extremer Richtung, besitzen nur in vereinzelten<br />
Kantonen einen Rückhalt.<br />
Die relativ hohe durchschnittliche <strong>Innovation</strong>sneigung der Regierungsparteien bewirkten<br />
die Stellungnahmen von nur zwei Parteien, jener der CVP <strong>und</strong> der SPS. Die<br />
Regierungsparteien bilden folgende Rangordnung:<br />
Rang 1: Freisinnig-demokratische Partei (0 rV); Bauern-, Gewerbe- <strong>und</strong> Bürgerpartei<br />
(0 rV)<br />
Rang 2: Sozialdemokratische Partei (3 rV)<br />
Rang 3: Christlichdemokratische Volkspartei (4 rV)<br />
Die Voruntersuchung zeigte diese Spaltung der Regierungsparteien in zwei innovationsfreudige<br />
<strong>und</strong> zwei status-quo-orientierte bereits an. Die hohe <strong>Innovation</strong>sneigung<br />
der CVP legt die Hypothese nahe, dass Kantone um so innovativer sind, je<br />
stärker die Stellung der CVP in ihnen ist. Tabelle 9, Abschnitt 5, bestätigt diese<br />
Vermutung nur bedingt; zwar weisen die Kantone mit ausgeprägt schwacher CVP-<br />
Präsenz die geringste <strong>Innovation</strong>sneigung auf (m = 0,4), doch ist nicht jene Kantonsgruppe<br />
die innovativste, in der die CVP einen starken bis dominierenden Einfluss<br />
besitzt (m = 1,3), sondern die Kantonsgruppe mit mittelstarker CVP-Präsenz<br />
(m = 1,8). Diese letztere Kantonsgruppe erreicht zwar die <strong>Innovation</strong>sneigung der<br />
Regierungsparteien insgesamt, bei weitem aber nicht jene der CVP allein.<br />
Die CVP ist in ihrer Zusammensetzung eine fast reine Katholikenpartei. Dies führt<br />
zur Hypothese, dass Kantone um so innovativer sind, je grösser ihr Katholiken-<br />
Anteil ist. Diese Annahme wird durch die Resultate in Tabelle 9, Abschnitt 3, bestätigt.<br />
Kantone mit mehr als 50 % Katholiken sind im Durchschnitt deutlich innovativer<br />
als Kantone mit weniger als 50 % Katholiken. Die verfassungsrechtliche <strong>Innovation</strong>sfreudigkeit<br />
der CVP findet ihre Resonanz in den vorwiegend katholischen Kantonen,<br />
doch muss betont werden, dass es sich um eine sehr abgeschwächte Resonanz<br />
handelt. Keine der nach dem konfessionellen Kriterium ausgeschiedene Kantonsgruppe<br />
erreicht auch nur annäherungsweise die <strong>Innovation</strong>sneigung der CVP.<br />
Von den 12 vorwiegend katholischen Kantonen verzeichnen nur zwei 3 rV <strong>und</strong> nur<br />
einer 4 rV.<br />
Die sehr hohe <strong>Innovation</strong>sneigung der CVP <strong>und</strong> die im Vergleich mit den übrigen<br />
Kantonen relativ hohe <strong>Innovation</strong>sneigung der vorwiegend katholischen Kantone<br />
wirft die Frage auf, ob die Verfassungsdiskussion den bei der Gründung des B<strong>und</strong>esstaates<br />
aktuellen Konflikt zwischen (vorwiegend katholischen) Föderalisten <strong>und</strong><br />
Zentralisten neu belebt. Diese Vermutung erweist sich bei genauerer Analyse der<br />
„radikalen“ Vorschläge als unbegründet. Zwar postuliert die CVP das Ein-Kanton-<br />
Referendum, <strong>und</strong> der Kanton Wallis bekennt sich durch die Übernahme des Darbellay-Modells<br />
zu einer kaum praktikablen Formel von Extrem-Föderalismus. Doch<br />
auch zwei „nicht-katholische“ Ver-nehmlassungen befürworten das Ein-Kanton-<br />
Referendum (AG, UBS). Auffallend ist jedoch, dass die CVP ein Abgehen von der<br />
Kompetenzvermutungsregel in Artikel 3 der B<strong>und</strong>esverfassung <strong>und</strong> eine Hierarchisierung<br />
der Regierung („Präs.-Dep.+ Amtsdauer“) befürwortet. Von den 6 Kantonen,<br />
die unter der