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Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

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Optionen hätten eine schwerwiegende Legitimitätskrise besonders für die direktdemokratischen<br />

Institutionen zur Folge. Wahrscheinlich würde man einen Ausweg<br />

in einer Verfassungsrevision suchen, die aber nicht nur direktdemokratische Partizipationsrechte<br />

der Bürger beseitigen könnte; sondern neue wirksame Beteiligungsmöglichkeiten<br />

eröffnen müsste.<br />

(3) Erheblicher Rückgang der Stimmen für die drei grossen Parteien bedeutet verstärkte<br />

Parteienzersplitterung <strong>und</strong> wahrscheinlich Einzug weiterer Parteien in den<br />

B<strong>und</strong>esrat. Dies könnte zu einem gr<strong>und</strong>sätzlichen Neuüberdenken des Regierungssystems<br />

führen.<br />

(4) Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Zauberformel-Regierung in der Sozialdemokratischen<br />

Partei vermehrt zu Spannungen <strong>und</strong> schliesslich zu einer Aufgabe<br />

der Regierungsbeteiligung führt. Vermag die SP in der Opposition einen erheblichen<br />

Stimmengewinn zu erzielen, so wird sie nach Massgabe des Stimmenzuwachses<br />

auf Alternierungschancen pochen. Ihrem Programm würde sie<br />

Postulate zur Staatsreform beifügen, die wahrscheinlich nicht sehr weit von jenen<br />

des bipolaren Modells entfernt wären. Diese „Systemopposition“ der SP würde eine<br />

gr<strong>und</strong>legende Verfassungsdebatte erzwingen.<br />

d) Zusammenfassung<br />

Kurzfristig, für die siebziger Jahre, besitzt das bipolare Modell keine nennenswerten<br />

Realisierungschancen, da sich keine Reformkoalition für seine Durchsetzung abzeichnet.<br />

Parteien <strong>und</strong> Verbände werden das Modell als ihren unmittelbaren Interessen<br />

abträglich erachten oder es mit zu hohen Risiken verknüpft sehen. Regierung<br />

<strong>und</strong> Parlament dürften zu sehr überlastet <strong>und</strong> zu schwach sein, um überhaupt<br />

irgendwelche Programme für signifikante Staatsreform zu erarbeiten <strong>und</strong> von sich<br />

aus in die öffentliche Diskussion einzuführen. Das Wahlen-Unternehmen hatte sich<br />

von vornherein auf die Beibehaltung des Status quo festgelegt <strong>und</strong> beträchtliche<br />

Reformenergien absorbiert, die für die Beschreitung neuer Wege nicht mehr verfügbar<br />

sind.<br />

In einer erweiterten Zeitperspektive dagegen, für die achtziger oder neunziger Jahre,<br />

liegen die Dinge nicht so eindeutig. Während viele Beobachter noch bis vor<br />

kurzem dem „krisenfreien Szenarium“ die höchste Wahrscheinlichkeit einräumten,<br />

scheint anfangs 1974, da diese Zeilen geschrieben wurden, der Optimismus sich<br />

etwas verflüchtigt zu haben. Reformbegünstigende Krisen <strong>und</strong> ein Trend im Ausland,<br />

der in Richtung des bipolaren Modells zeigt, könnten bewirken, dass es in<br />

breiten Kreisen ernsthaft diskutiert wird.

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