11.01.2015 Aufrufe

Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

140<br />

Standard verlangt jedoch, dass die Verwirklichungschancen eines Modells analysiert<br />

werden. Hiefür ist unter anderem nötig, die Kompatibilität oder Inkompatibilität<br />

eines Modelles mit den Interessen von strategisch wichtigen Gruppen zu<br />

untersuchen. Es sollten auch die Bedingungen erforscht werden, welche die<br />

Verwirklichungschancen eines Modells erhöhen oder verringern.<br />

(8) Die Verwirklichungschancen eines Modells hängen – in einem allerdings geringen<br />

Ausmass – auch vom Modell selber ab. Ein gut konstruiertes, intellektuell<br />

ansprechendes Modell, das nicht zum vornherein negative Assoziationen weckt<br />

<strong>und</strong> vielleicht sogar von einem consensus doctorum getragen ist, dürfte höhere<br />

Verwirklichungschancen besitzen als ein Modell, das beispielsweise im Geruch<br />

des Anachronismus steht. Eine Modelldiskussion sollte daher auf einschlägige<br />

wissenschaftliche Stellungnahmen <strong>und</strong> Trends im Ausland eingehen. Dies setzt<br />

jedoch voraus, dass die Schweiz nicht als völlig einmaliger, gänzlich unvergleichbarer<br />

„Sonderfall“ angesehen wird.<br />

(9) Für den Fall, dass ein Modell verwirklicht wird, sollte – im Umriss wenigstensein<br />

Instrumentarium entwickelt werden, das es erlaubt, die durch die Systemänderung<br />

bedingten Auswirkungen möglichst genau zu beobachten. Bündel von<br />

Korrekturmassnahmen für die Behebung von eventuellen Fehlentwicklungen<br />

wären im voraus zu entwerfen.<br />

Der Verfasser glaubt, dass die vorgeschlagenen neun Standards eine gewisse<br />

Plausibilität für sich in Anspruch nehmen können. Vielleicht darf beigefügt werden,<br />

dass es sich dabei – auch im schweizerischen Kontext – kaum um etwas Neues<br />

handelt. Die meisten Standards adaptieren lediglich für ein Totalrevisionsunternehmen<br />

solche Gr<strong>und</strong>sätze, welche die Methode der Systemanalyse (systems<br />

engineering) zur Lösung von Problemen hoher Komplexität entwickelte. Für die<br />

Erarbeitung der „Landesplanerischen Leitbilder der Schweiz“ 32 benützte das ORL-<br />

Institut der Eidg. Technischen Hochschule in Zürich diese Methode. Im Gefolge der<br />

Mirage-Affaire führte des Eidg. Militärdepartement unter anderem diese Problemlösungsstrategie<br />

ein. 33 – Am 14. Februar 1972 schrieb das Eidg. Verkehrs- <strong>und</strong> Energiewirtschaftsdepartement<br />

einer wichtigen Kommission zwingend vor, die Methode<br />

der Systemanalyse zu verwenden. 34 Die fragliche Kommission soll bis Ende 1976<br />

eine Gesamtverkehrskonzeption für die Schweiz erarbeiten. Ihr geschäftsleitender<br />

Ausschuss kommentierte die Methode wie folgt:<br />

„Die Systemanalyse ist eine systematische Anwendung des Denkprozesses,<br />

den wir unbewusst täglich vollziehen: Für ein gegebenes Ziel suchen wir innerhalb<br />

festgelegter Randbedingungen mehrere Lösungsvarianten, deren Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile wir bewerten, worauf die geeignete Lösung ausgewählt<br />

32 Landesplanerische Leitbilder der Schweiz, 3 Bände plus Plankassette, ORL-Institut ETHZ, Zürich 1972.<br />

33 Gian Paolo Urio, Processus de décision et contrôle democratique en Suisse. Etude de cas dans le<br />

domaine de la défense nationale, Genève 1972, S. 196 ff.<br />

34 Eidg. Kommission für die schweizerische Gesamtverkehrskonzeption GVK-CH, Systemabgrenzung<br />

GVK-CH (Arbeitsunterlage Nr. 3), 15. Januar 1973,S. 1.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!