Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac
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Standard verlangt jedoch, dass die Verwirklichungschancen eines Modells analysiert<br />
werden. Hiefür ist unter anderem nötig, die Kompatibilität oder Inkompatibilität<br />
eines Modelles mit den Interessen von strategisch wichtigen Gruppen zu<br />
untersuchen. Es sollten auch die Bedingungen erforscht werden, welche die<br />
Verwirklichungschancen eines Modells erhöhen oder verringern.<br />
(8) Die Verwirklichungschancen eines Modells hängen – in einem allerdings geringen<br />
Ausmass – auch vom Modell selber ab. Ein gut konstruiertes, intellektuell<br />
ansprechendes Modell, das nicht zum vornherein negative Assoziationen weckt<br />
<strong>und</strong> vielleicht sogar von einem consensus doctorum getragen ist, dürfte höhere<br />
Verwirklichungschancen besitzen als ein Modell, das beispielsweise im Geruch<br />
des Anachronismus steht. Eine Modelldiskussion sollte daher auf einschlägige<br />
wissenschaftliche Stellungnahmen <strong>und</strong> Trends im Ausland eingehen. Dies setzt<br />
jedoch voraus, dass die Schweiz nicht als völlig einmaliger, gänzlich unvergleichbarer<br />
„Sonderfall“ angesehen wird.<br />
(9) Für den Fall, dass ein Modell verwirklicht wird, sollte – im Umriss wenigstensein<br />
Instrumentarium entwickelt werden, das es erlaubt, die durch die Systemänderung<br />
bedingten Auswirkungen möglichst genau zu beobachten. Bündel von<br />
Korrekturmassnahmen für die Behebung von eventuellen Fehlentwicklungen<br />
wären im voraus zu entwerfen.<br />
Der Verfasser glaubt, dass die vorgeschlagenen neun Standards eine gewisse<br />
Plausibilität für sich in Anspruch nehmen können. Vielleicht darf beigefügt werden,<br />
dass es sich dabei – auch im schweizerischen Kontext – kaum um etwas Neues<br />
handelt. Die meisten Standards adaptieren lediglich für ein Totalrevisionsunternehmen<br />
solche Gr<strong>und</strong>sätze, welche die Methode der Systemanalyse (systems<br />
engineering) zur Lösung von Problemen hoher Komplexität entwickelte. Für die<br />
Erarbeitung der „Landesplanerischen Leitbilder der Schweiz“ 32 benützte das ORL-<br />
Institut der Eidg. Technischen Hochschule in Zürich diese Methode. Im Gefolge der<br />
Mirage-Affaire führte des Eidg. Militärdepartement unter anderem diese Problemlösungsstrategie<br />
ein. 33 – Am 14. Februar 1972 schrieb das Eidg. Verkehrs- <strong>und</strong> Energiewirtschaftsdepartement<br />
einer wichtigen Kommission zwingend vor, die Methode<br />
der Systemanalyse zu verwenden. 34 Die fragliche Kommission soll bis Ende 1976<br />
eine Gesamtverkehrskonzeption für die Schweiz erarbeiten. Ihr geschäftsleitender<br />
Ausschuss kommentierte die Methode wie folgt:<br />
„Die Systemanalyse ist eine systematische Anwendung des Denkprozesses,<br />
den wir unbewusst täglich vollziehen: Für ein gegebenes Ziel suchen wir innerhalb<br />
festgelegter Randbedingungen mehrere Lösungsvarianten, deren Vor- <strong>und</strong><br />
Nachteile wir bewerten, worauf die geeignete Lösung ausgewählt<br />
32 Landesplanerische Leitbilder der Schweiz, 3 Bände plus Plankassette, ORL-Institut ETHZ, Zürich 1972.<br />
33 Gian Paolo Urio, Processus de décision et contrôle democratique en Suisse. Etude de cas dans le<br />
domaine de la défense nationale, Genève 1972, S. 196 ff.<br />
34 Eidg. Kommission für die schweizerische Gesamtverkehrskonzeption GVK-CH, Systemabgrenzung<br />
GVK-CH (Arbeitsunterlage Nr. 3), 15. Januar 1973,S. 1.