Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac
Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac
Politische Innovation und Verfassungsreform - Badac
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
201<br />
gisch-entwicklungsbedingte Erscheinung, die mit zunehmendem Alter der Wähler<br />
wieder verschwindet, sondern die Ergebnisse deuten auf eine Umstrukturierung der<br />
Parteipräferenzen der Katholiken hin:<br />
„... the comparison of trends in the various indices reveals that a restructuring of<br />
party alternatives may well occur in the coming decades as the younger generations<br />
replace their elders in the electorate. It is the rapid, linear decrease in the<br />
religiosity indices, especially among Catholics, which testify compellingly to possible<br />
changes in the offing.“ 27<br />
(5) Dass unter dem neuen Wahlrecht regionale Parteien entstünden, die sich beispielsweise<br />
nach sprachlichen Kriterien abgrenzten, <strong>und</strong> so die angestrebte Bipolarität<br />
verhinderten, ist nicht wahrscheinlich. Alle vier derzeitigen Regierungsparteien<br />
rekrutieren ihre Anhänger aus mehr als einer Sprachgruppe. Besonders die drei<br />
grossen Parteien sind alle in der deutschen, französischen <strong>und</strong> italienischen<br />
Schweiz solide verankert. Wenn schon das Proporzwahlrecht nicht zu eigentlichen<br />
„Sprachparteien“ führte, so ist dies beim Majorz noch weniger zu erwarten. 28<br />
5. Die Evaluation des Modells<br />
In diesem Kapitel soll eine Modellevaluation versucht werden, indem wir das bipolare<br />
System alternierender Regierung einerseits mit den allgemeinen Zielwerten konfrontieren<br />
<strong>und</strong> es anderseits an den in den Randbedingungen fixierten Wertpositionen<br />
messen. Die Fragestellung lautet: Darf man annehmen, dass das bipolare<br />
Modell die Demokratiequalität <strong>und</strong> die staatlichen Steuerungskapazitäten tatsächlich<br />
zu verbessern vermag – Wie wirkt sich das Modell auf Werte aus, die mit<br />
„politischer Stabilität“, „innerem Frieden“, „Föderalismus“, „Minderheitenschutz“,<br />
„Unabhängigkeit nach aussen“ <strong>und</strong> ähnlichem umschrieben werden – Welches<br />
sind die Nachteile oder „Kosten“ der Modellverwirklichung<br />
Die Fragestellung deutet an, dass die folgenden Ausführungen nicht den Charakter<br />
exakter Analyse, sondern nur ungefähren Abwägens <strong>und</strong> politischsubjektiven Argumentierens<br />
besitzen. Auf Punktierung, Gewichtung <strong>und</strong> Saldierung einzelner<br />
Faktoren wird verzichtet, um nicht den trügerischen Anschein von Exaktheit zu<br />
erwecken. Die Wertpositionen, mit denen das Modell konfrontiert wird, sind zwangsläufig<br />
so vage <strong>und</strong> amorph <strong>und</strong> die möglichen Auswirkungen einer Modellrealisierung<br />
derart vielschichtig <strong>und</strong> schwer fassbar, dass eine kunstgerechte quantitative<br />
Kosten-Nutzen-Analyse wenig Sinn besässe.<br />
Die in den Tabellen 11 <strong>und</strong> 12 (Seite 145 <strong>und</strong> 202) vorgeschlagenen Bewertungsgesichtspunkte,<br />
die beiden allgemeinen Zielwerte <strong>und</strong> die zehn Randbedingungswerte,<br />
lassen sich selbstverständlich durch weitere Kriterien ergänzen. Im<br />
Rahmen dieses Buches kann indessen keine umfassende Debatte des bipolaren<br />
Modells angestrebt vverden. Es sollen nicht einmal alle aufgezählten Randbedingungswerte<br />
ausführlich zur Sprache kommen. Der Verfasser nimmt<br />
27 Kerr, op. cit., S. 19.<br />
28 Über das Problem sprachlicher Minderheiten im Zweiparteiensystem siehe unten S. 216 ff.