28.12.2012 Aufrufe

Pocken118

Pocken118

Pocken118

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

103<br />

sich gegen die Franzosen zu verteidigen. Als Argument verwies er auf die<br />

bayerische Armee, die auf der anderen Rheinseite stünde.<br />

Die Herren des Domkapitels riefen daraufhin alle wichtigen Leute der Stadt<br />

zusammen und berieten sich mit ihnen. Sie beschlossen, nur mit dem Duc<br />

d´Enguien zu verhandeln und nur ihm die Stadtschlüssel nach einer ehrenhaften<br />

Kapitulation überreichen zu wollen. Sie verwiesen den Obersten Wolf mit seiner<br />

Delegation sofort aus Mainz. Sie ließen Turenne in die Stadt kommen und<br />

überbrachten ihm ihren Beschluss. Turenne benachrichtigte daraufhin den Duc<br />

d´Enguien, der sich sofort in den Sattel schwang und in einem scharfen Ritt in nur<br />

1 ½ Tagen mit 400 Reitern in Mainz ankam.<br />

Daraufhin kapitulierten die Mainzer Domherren 174 , nachdem die Stadt von<br />

Plünderungen und hohen Kontributionen verschont blieb. Turenne schreibt, Mainz<br />

sei ein beachtlicher Platz am Rhein gewesen. Vor allem weil es das Eingangstor<br />

zum Hessenland sei und zudem an der Mündung des Mains läge. Seine Kraft<br />

beruhe vor allem auf dem handwerklichen Geschick seiner zahlreichen Einwohner<br />

und nicht so sehr auf seinen vernachlässigten Verteidigungsanlagen. Die<br />

Einnahme wäre auch ohnedies sehr einfach gewesen, denn die Mainzer Garnison<br />

hätte nur aus wenigen Soldaten bestanden, die vom Domkapital bezahlt worden<br />

war.<br />

Turenne griff die Wolf´schen Dragoner an und beschoss erfolgreich deren Boote,<br />

so dass sie sich bis nach Aschaffenburg zurückzogen. Wegen des großen<br />

französischen Erfolges verpflichtete sich das Domkapitel auch, ihre Festung in<br />

Bingen aufzugeben. Dort zogen dann franz. Truppen ein.<br />

Turenne stationierte nun 400 franz. Soldaten in Mainz, die die alten<br />

Befestigungsanlagen reparieren und neue anlegen sollten. Um nun die ganze Pfalz<br />

in den Griff zu kriegen, schickte er den Marquis d´Aumont mit 1.200<br />

Infanteristen und 1.500 Reitern in den Südwesten, um auch Landau zu besetzen.<br />

Turenne schreibt, Landau liegt in einer Ebene, vier große Meilen (20 km) von<br />

Philippsburg entfernt. Es sei gut bevölkert und seine Verteidigungsanlagen<br />

bestünden aus einer Umwallung mit alten (antiken) Türmen. Außen herum sei ein<br />

halbmondartiger Wassergraben angelegt. Landau hatte eine Lothringische<br />

Besatzung von 400 Mann. Der lothringische Kommandant hatte einen Hilferuf an<br />

General Merci geschickt, der sich langsam rechtsrheinisch auf Landau<br />

zubewegte. Die französischen Belagerungsarbeiten liefen sofort<br />

erfolgsversprechend an. Bei der Besichtigung der Erdarbeiten wurde d´Aumont<br />

durch eine Gewehrkugel so schlimm verwundet, dass er wenige Tage später in<br />

Speyer starb.<br />

So kam Turenne nicht umhin, sich selbst um die Einnahme Landaus zu kümmern.<br />

Turenne ließ in nur drei Tagen den Schützengraben direkt auf den Festungswall<br />

zuführen. So konnten seine Leute dort eine Batterie aufbauen. Am fünften Tag<br />

kam der Duc d´Enguien, um den Fortgang zu beobachten. Der lothringische<br />

174 ) Der Mainzer Kurfürst glaubte nicht in Mainz in Sicherheit leben zu können und hatte sich<br />

nach Hermesheim (bei Koblenz) zurückgezogen. Die Domherren hatten in seiner Abwesenheit<br />

die Regierungsgewalt übernommen.<br />

103

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!