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8.13. Der Steinbruch in Erlenbach, 1862<br />

Der Steinbruchbesitzer Josef Winter starb am 1.2.1912 im Alter von 52 Jahren.<br />

Seine Eltern waren Friedrich Winter und Katharina Arnold. Seine Witwe Susanne<br />

Graff starb 57 Jährig 1917. Gehörte ihm der Steinbruch in der Steinbruchstraße?<br />

Im hinteren Bereich des Krehbach Tales waren zwei Steinbrüche. Der größere und<br />

westliche gelegene gehörte der Familie Barth. In ihm fanden drei bis 5 Steinbrecher<br />

Arbeit und Brot. Sie wurden nach erbrachter Leistung bezahlt. Dies war eine<br />

Knochenarbeit, zu der auch die Beseitigung, das Wegschaffen des Abraums gehörte.<br />

Dieser ehemalige Steinbruch ist eindrucksvoll. Man gewinnt schnell einen<br />

überzeugenden Eindruck von der schweren, Jahrhunderte langen Arbeit der<br />

Vorfahren, die sich mühsam in den Berg hinein fraßen. Und dann ein tragischer,<br />

seltsamer Todesfall. War es ein Unfall oder Selbstmord? Herr Pfaff fällt von der 20<br />

m hohen Steilwand runter und verletzt sich tödlich.<br />

Auf der linken, östlichen Seite, gerade gegenüber dem Steinbruch Barth war der<br />

Steinbruch Thines. Er liegt versteckt hinter dem Wiesengrundstück des Groß<br />

Robert. Der Weg dorthin ist zugewachsen und abenteuerlich. Man fühlt sich wie in<br />

einem Urwald. Dieser Steinbruch war kleiner und musste aufgegeben werden, als<br />

Thines die Grundstücksgrenze des Nachbarn erreichte.<br />

8.14. Friedhöfe, Todesursachen, Lebenserwartung<br />

Jetzt kommen wir zu einer anderen realen Seite unseres Lebens. Unser Leben<br />

beginnt mit Liebe & Leidenschaft, alles schön fein in Rituale & Zeremonien<br />

eingebettet. Das Leben heute ist abwechslungsreich, angenehm und kaum von<br />

Sorgen und Krankheiten belastet. Aber dann das Ende.<br />

Für unsere Vorfahren war der Tod näher, allgegenwärtig. Jedes Kinderleben war<br />

bedroht, die vielen Kinderkrankheiten und gelegentlichen Unfälle. Dazu die<br />

Seuchen, die alle 5 bis 6 Jahre durch unsere armseligen Hütten & Behausungen<br />

fegten. Die wenigsten hatten Geld für einen Arzt, höchsten für Medizin, die man<br />

beim Apotheker in Otterberg kaufte. Aber meistens waren die Krankheiten damals<br />

sowieso unheilbar. Von der zahlreichen Kinderschar erreichte nur die Hälfte das<br />

Erwachsenenalter. Und die Erwachsenen starben durchschnittlich mit 50.<br />

Die Toten wurden üblicherweise im Haus aufgebahrt. War da zu wenig Platz,<br />

stand der Sarg neben dem Haus, etwa 1,50 m über dem Boden. Die<br />

Hinterbliebenen schickten Boten zu der zahlreichen Verwandtschaft im Umkreis<br />

und luden zur Beerdigung und dem Leichenims (Leichenschmaus) ein. Die<br />

Trauerfeiern waren somit immer auch ein Familientreffen, so traurig das auch<br />

war. Die Frauen setzten Teig an und die Männer heizten den eigenen Backofen an.<br />

In der traditionellen Reihenfolge kamen zuerst die Flammkuchen, Streuselkuchen<br />

in den Ofen. Dann wurde die Glut ausgeräumt und die Bäcker schossen das Brot<br />

ein.<br />

Verwandte oder Freunde, später der Totengräber hoben die Grube aus, im<br />

Sommer war dies wohl keine allzu große Schwierigkeit. Jedes Dorf wie Erlenbach<br />

und Gerswilre hatten ihre eigenen Friedhöfe. Bis 1521 waren wir alle noch<br />

katholisch. Die Beerdigungen waren alle um 14 Uhr. Die Glocke der Kirche<br />

läutete dazu, während die Trauergemeinde den Verstorbenen am Trauerhaus

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