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(1534-1583). Mit dem "Heidelberger Katechismus" schufen sie nicht nur die<br />

Grundlage der kurpfälzischen Theologie, sondern auch ein bis heute gültiges<br />

Glaubensbekenntnis für den Kalvinismus in aller Welt. Der "Heidelberger<br />

Katechismus" zählt zu den weltweit meistgedruckten Büchern<br />

Reichstag zu Augsburg<br />

Auf der Tagesordnung standen drei Themen. Zum einen der Religionsfrieden.<br />

Dort versuchte Kaiser Maximilian II. von Habsburg für eine Eindämmung des<br />

Protestantismus im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zu sorgen und<br />

den Katholizismus in möglichst allen Fürstentümern des Reichs durchzusetzen.<br />

Maximilian II. berief zu diesem Zweck den Augsburger Reichstag (1566) ein.<br />

Dass Maximilian II. den Reichstag in Augsburg stattfinden ließ, impliziert den<br />

Hinweis darauf, dass die hier zur Debatte stehende Hinwendung der Kurpfalz zum<br />

Kalvinismus, einen Verstoß gegen den Augsburger Religionsfrieden von 1555<br />

darstellte. Friedrich III. konnte dem Kaiser jedoch relativ stark gegenübertreten,<br />

da die lutherischen Reichsstände wie Hessen, Sachsen, Württemberg und Pfalz-<br />

Zweibrücken zu ihm hielten. Auf Grund dieser Umstände konnte der Kaiser seine<br />

religionspolitischen Ziele auf dem Augsburger Reichstag nicht durchsetzen. Die<br />

Kurpfalz blieb also weiterhin kalvinistisch. Der zweite Punkt war die Reichsacht<br />

gegen einen aufmüpfigen Fürsten, der von der Wegelagerei nicht lassen wollte.<br />

Die letzte aber entscheidende Sache war die türkische Aggression. Die<br />

Teilnehmer beschlossen zur Finanzierung eine Türkensteuer, deren Einnahmen<br />

bei Weitem die Erwartungen übertrafen. Direkt von Augsburg brachen die Fürsten<br />

in Richtung Ungarn auf, um dort wieder die alte Ordnung herzustellen. Wir<br />

wissen dies von Herzog Wolfgang von Zweibrücken, der mit seinem ältesten<br />

Sohn und 300 Reitern sich aktiv beteiligte. Aber auch einfache Leute z.B. aus KL<br />

gingen nach Ungarn (damals Hungarn genannt), um die Bedrohung abzuwehren<br />

1566 Die Liebe zur Kircheneinheit bekam einen Schlag versetzt. Denn Kaiser<br />

Ferdinand ließ in dem Bezirk Naumburg ein Dekret verlesen, in dem er den<br />

Kalvinismus in den kurpfälzischen Staaten verbot. So steht es im Vorwort des<br />

Otterberger Kirchenbuches. Dieser Erlass brachte dem Kaiser außer Ärger nichts<br />

ein.<br />

3.5. Die neue, strenge Sittlichkeit 79<br />

Herzog Ottheinrich begann noch als Herrscher des kleinen Fürstentums Neuburg<br />

an der Donau das Fluchen und das Zuprosten zu verbieten. Nachdem er sich der<br />

Reformation angeschlossen hatte, forderte er für alle das strikte Leben nach den<br />

10 Geboten. Die neue kurpfälzische Kirchenordnung ab 1556 regelte nun das<br />

gesamte Privatleben und schuf mit den Kirchen-Zensoren bereitwillige<br />

Überwachungsmänner, die ihre Augen und Ohren überall im Dorf hatten. Bei den<br />

Kirchenvisitation (Kontrollen) stellten die Beamten ein äußerst lockeres Leben<br />

79 ) Westphal Siegrid, Ottheinrich und die Anfänge der Kirchenzucht in Pfalz-Neuburg, Regensburg<br />

2002, S. 153 ff<br />

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