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entfernten sich rechts und links unerlaubt von der Truppe, um zu plündern.<br />

Während dieses schrecklichen Rückzuges ließ der Vicomte de Turenne die<br />

weniger wichtigen Sachen von seinen Wagen werfen. Dort nahmen dann die<br />

Soldaten Platz, die keine Kraft mehr zum Laufen hatten. Er teilte mit seinen<br />

Leuten alles Essbare, das sich finden konnte“.<br />

„So überquerten sie die Saar und kamen nach Lothringen. Zwischen<br />

Vaudrevange & Boulay legten sie sich dann in den Hinterhalt und erwarteten die<br />

kaiserlichen Reiter. Es kam zu einer schrecklichen Metzelei, in der die kaiserliche<br />

Kavallerie durch franz. Reiter verjagt wurden. 500 Kroaten aus der Armee Gallas<br />

wurden getötet, einschließlich einiger ihrer Offiziere. Nach 13 unendlichen<br />

Marschtagen waren sie in Sicherheit“ und nahmen dort ihr Winterlager. Die<br />

beiden Heerführer de la Valette & Weimar fuhren nach Paris, um sich mit<br />

Richelieu zu beraten.<br />

Nachdem das Koalitionsheer vertrieben war, erschien im Oktober 1635 der<br />

Feldherr Gallas wieder vor Zweibrücken, aber diesmal half kein Rettungsengel.<br />

Die kaiserlichen Soldaten erstürmten Zweibrücken und es erlitt das gleiche<br />

Schicksal wie vorher Kaiserslautern und Kusel. (siehe Joh. Georg Lehmann a.a.O.<br />

S. 427 ff.) Nun hauste die Pest auch wieder in seiner Mörderbande. Nach wenigen<br />

Tagen kehrte Hatzfeld wieder um. Durch neuerliche Plünderungen war die Pfalz<br />

eine wüste Gegend bis zum Rhein geworden. Nur noch mit einem Bruchteil seiner<br />

anfänglich 7.000 Mann kehrte er ins Winterlager am Rhein zurück.<br />

4.11. Die schreckliche Pestwelle schwappte von<br />

Nördlingen 1634 in die Pfalz über<br />

Wo die Pestwelle ihren Anfang nahm, lässt sich wohl nicht mehr feststellen. Fakt<br />

ist, dass die Stadt Nördlingen während der schwedischen Besetzung und der<br />

folgenden Belagerung im zweiten Halbjahr 1634 bereits 1.200 Pesttote zu<br />

beklagen hatte. Täglich holte sich die Seuche damals 10 Einwohner. Da müssen<br />

unglaubliche unhygienischen Verhältnisse und eine furchtbare Hungersnot<br />

geherrscht haben. Vom September 1634 bis zum Dezember 1634, also in nur 4<br />

Monaten verzeichnete der Pfarrer Nördlingens 1.207 Sterbefälle durch den<br />

Schwarzen Tod 163 . Ein Drittel der Nördlinger Bevölkerung wurde dahin gerafft.<br />

So spricht alles dafür, dass sowohl die geflohenen schwedischen Soldaten als auch<br />

die kaiserlichen Sieger die Seuche in die Pfalz – von Ost nach West -<br />

eingeschleppt hatten. Allerdings hatte es fast ein Jahr gedauert, bis in<br />

Lauterecken die ersten Pestleichen auf den Gottesacker gekarrt wurden.<br />

„Mit gnadenloser, grausiger Gewalt forderte der Pesttod in allen Gassen und<br />

Häusern (Lautereckens) seine Opfer. Worte reichen nicht aus, das unvorstellbare<br />

Elend zu schildern, das durch Ausraubung, Nichtbestellung der Felder, die<br />

Kriegsnot, die Bewohner an den Rand des Untergangs brachte. Nichts kann besser<br />

das Massensterben verdeutlichen, als ein Blick in das Sterberegister des<br />

Kirchenbuchs, in dem die Geistlichen vom 24. Juli 1635 bis zum 28. November<br />

163 ) Weng Johann Friedrich, Die Schlacht bei Nördlingen, Nördlingen 1834, S. 174 ff.<br />

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