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Bestrafung. Dies war die offene Kriegserklärung gegen einen noch schwach<br />

erscheinenden Gegner, die aber ins Leere stieß.<br />

Kaiser Karl V. hatte schon lange vorher zum Reichstag zu Worms eingeladen.<br />

Dies war natürliche Routine, denn viele Probleme harrten einer Lösung. Die<br />

Juristen hatten gut vorgearbeitet und vertragliche Lösungen angedacht. Der<br />

Reichsfrieden konnte nur durch harmonische Kompromisse bewahrt bleiben.<br />

Damals wie heute galt: Eigennutz geht vor Gemeinnutz. Die Cleveren hatten<br />

bereits offen oder verdeckt Koalitionen geschmiedet.<br />

Anfang März 1521 zogen die Fürsten, Herzöge und Grafen mit Pomp und Prunk<br />

in die reichsfreie Stadt ein. Der Reichstag war jeweils eine sinnliche<br />

Machtdemonstration und eine hervorragende, farbenprächtige Show. Der Rahmen<br />

stimmte, denn die Reichstage waren immer von langer Hand vorbereitet und somit<br />

sehr gut organisiert. Viele Tausend Menschen konnten ohne Schwierigkeit über<br />

Wochen versorgt werden. Die Bauern und die Handwerker verdienten gutes Geld.<br />

Die Reichstage gaben der Region einen wirtschaftlichen Schub. Die<br />

Organisatoren hatten an alles gedacht: Ritterturniere, Tanzveranstaltungen und<br />

Fressorgien. Die Gastwirte und die Bader mit ihren riesigen Badewannen lachten<br />

über das ganze Gesicht über das gute Geschäft. Hatten die Herren sündige<br />

Absichten? Das war kein Problem, denn attraktive Damen aus Nah und Fern<br />

erfreuten die Herren.<br />

Doch zuerst kam die Arbeit, denn vieles stand auf der Tagesordnung:<br />

1521 am 12. März: Kaiser Karl V. bestätigte die Freiheiten und Rechte, die<br />

Kaiser Friedrich am Montag, den St. Urbans Tag (28.5.1470) in Volkenmarkt<br />

(Völkermarkt) (Kärnten) dem Herzogtum Zweibrücken gewährt hatte. Dadurch<br />

erlangte bereits 1470 das Herzogtum Zweibrücken seine nationale Souveränität.<br />

Dies hatte Herzog Ludwig der Schwarze klug eingefädelt und durchgesetzt. Hier<br />

in der Pfalz war er für seine brutal geführten Fehden berüchtigt.<br />

1521, am 21. April: der spätere König und Kaiser Ferdinand errang gegen den<br />

Willen seines Bruders, dem Kaiser Karl einen politischen Sieg. Durch diesen<br />

„Wormser Teilungsvertrag“ erhielt Ferdinand die niederösterreichischen Länder,<br />

das Herzogtum Österreich, die Steiermark, Kärnten, die Krain und Tirol.<br />

Dieses und mehr wurden arrangiert, aber alles ist vergessen und hat keine<br />

Bedeutung mehr. Jedoch unvergessen bleibt der Auftritt Luthers in Worms.<br />

16.4.1521, um die Mittagszeit, ein Reisewagen rollte von Norden her durch das<br />

Mainzer Tor. In ihm saß der Augustiner Mönch Dr. Martin Luther 34 . Am nächsten<br />

Tag (17.4.1521) begleitete der Reichsmarschall Ulrich von Pappenheim den<br />

Gebannten zum Verhör. Unter dem Vorsitz des Kaisers waren die Fürsten<br />

versammelt. Hier sollte der ärmlich gekleidete Mönch Martin Luther eingeknickt<br />

werden und alles widerrufen. Der redegewandte Dr. Johann von Eck begann das<br />

Verhör, aber die Show fürstlicher Macht zeigte auf Luther keine Wirkung. Kaiser<br />

34 ) Luther hatte sich am 2. April auf diese lange Reise begeben. Seine Fahrt nach Worms<br />

gestaltete sich zu einer Jubelfahrt. In großen Städten predigte er. Die Heimreise trat er am 25.<br />

April an.

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