28.12.2012 Aufrufe

Pocken118

Pocken118

Pocken118

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

330<br />

330<br />

Zuerst wurde vielleicht besorgt diskutiert, als am 30. Juli durch den Polizeidiener<br />

der Kriegszustand und das Standrecht verlesen wurden. Aber ein allgemeiner<br />

Jubel machte sich am 1. August breit, als um sieben Uhr morgens die allgemeine<br />

Mobilmachung verkündet wurde. Die Begeisterung nahm kein Ende. Überall<br />

wurden patriotische Lieder gesungen und unsere Musiker stimmten flotte Märsche<br />

an. Es wurde getanzt und gelacht. Ein richtiger Freudentag Jeder erinnerte sich der<br />

glorreichen Kriegsführung in 1870 und der alles entscheidenden Schlacht von<br />

Sedan, als man den Erbfeind so vernichtend geschlagen hatte. Und jetzt war<br />

Deutschland ein Industriestaat geworden, mit sehr viel besseren Waffen als je<br />

zuvor. Und Deutschland hatte eine stolze Flotte. Was konnte da schief gehen? Der<br />

erste Mobilmachungstag war Sonntag, der 2. August. Die Erlenbacher Kirche war<br />

brechend voll. Pfarrer Ludwig Linn (1912 – 1924) mobilisierte wohl auch in<br />

seiner Predigt die religiös, nationalen Gefühle und sprach von dem gerechten<br />

Krieg, vom lieben Gott dem Weltenrichter und Schlachtenlenker, der auf Seiten<br />

des Deutschen Heeres stünde. Da schwang keine Besorgnis mit<br />

Jede Gemeinde hatte einen Mobilisierungsplan, der jährlich einmal auf<br />

Vollständigkeit überprüft wurde. So wussten unsere Reservisten ganz genau, wo<br />

ihr Einsatzort lag. Sie machten sich sofort gemäß Mobilmachungsakt zum<br />

Abmarsch bereit und wurden zum Bahnhof Kaiserslautern von den Frauen,<br />

Geschwistern, Eltern singend und jubilierend, begleitet. Wenig fuhren in dem mit<br />

Blumen geschmückten Postbus nach KL, sie wurden von den Musikanten festlich,<br />

sehr stimmungsvoll und optimistisch verabschiedet. Eine tolle Feststimmung. Die<br />

Bauern werden wohl eher skeptisch geschaut haben, als sie ihre „überzähligen<br />

Pferde und Fahrzeuge“ am verordneten Sammelplatz hatten abgeben müssen.<br />

Aber jeder musste ja Opfer bringen. Aber alles schien ja nicht so schlimm zu sein,<br />

denn an Weihnachten 1914 sollte ja alles vorüber sein. Da die Zuversicht so<br />

grenzenlos naiv war, so war es die Kriegsfinanzierung ebenso. Es sollte so wie<br />

1871 sein. Frankreich verliert den Krieg und zahlt an Deutschland die<br />

Kriegskosten von damals 5 Mrd. Goldfrancs (ca. 300 Mrd. €). Das Deutsche

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!