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Aber diese „Saargänger“ erregten doppelten Neid, der daheim gebliebenen, da<br />

sie sich alles leisten konnten. Ärgernisse und Anfeindungen gehörten zur<br />

Tagesordnung. Dennoch, viele gaben ihre heimische Arbeit auf und schlossen sich<br />

den zahlreichen Kolonnen an. Etliche unserer Bauern und Bauernsöhne gingen<br />

auch an die Saar oder nach Lothringen, um an den wertvollen Franken zu<br />

kommen. Die Entlohnung war eine Sache, die zweite positive Seite war, das was<br />

sie zollfrei mitbringen konnten und in der Pfalz fast nicht zu erhalten war. Welche<br />

Höchstmengen 454 dürften sie wöchentlich zollfrei mitschleppen? Liebe Leser, da<br />

können Sie sich gut vorstellen, was unsere Arbeiten schwer bepackt<br />

heimbrachten. Die Familie stand dann schon mit dem Leiterwagen am<br />

Erlenbacher Bahnhof. Die Bewohner des Gersweilerhofes wurden direkt am<br />

Hauptbahnhof mit Hilfe eines Handkarrens abgeholt.<br />

Fleisch- und Wurstwaren 4 kg<br />

Müllereierzeugnisse, Backwaren 6 kg<br />

Teigwaren 1 kg<br />

Butter, Margarine 2 kg<br />

Kartoffeln 20 kg<br />

Kaffee 1 kg<br />

Zucker 2 kg<br />

Haushaltsseife 1 kg<br />

Die Hausfrauen hatten dann allerdings allein die schwierigen Arbeiten erledigen.<br />

Und wenn es sich machte, kamen die Saargänger am Wochenende, samstags spät am<br />

Abend heim, um sonntags spät wieder zur Arbeitsstelle zu fahren.<br />

Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise änderte sich dies alles radikal, da dann<br />

auch Frankreich vom Niedergang betroffen war. Von da ab erhielten die Saargänger<br />

finanzielle Zuschüsse, die bei der Gemeindeverwaltung Erlenbach zu beantragen<br />

war.<br />

Die Armut war allgemein, betraf die Meisten. Sogar an den Beerdigungskosten<br />

musste zwangsläufig gespart werden. Die teueren Holzsärge bekamen billige<br />

Konkurrenz, wie aus der Anzeige der >Pfälzischen Volkszeitung< zu entnehmen ist:<br />

Holz – Pappe Särge<br />

Dieselben sind bei würdigem Äußeren durchaus<br />

zweckentsprechend behördlich begutachtet und<br />

Eingeführt, ganz bedeutend billiger als<br />

Holzsärge und haben sich selbst in den besten<br />

Kreisen schnell eingeführt<br />

Sargindustrie Kaiserslautern (Hoepp & Bayer)<br />

Rosenstr. 10, Telephon 717<br />

454) laut Protokoll über die Regelung des Arbeiterverkehrs an der deutsch-saarländischen Grenze.

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