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Schenk Eberhard von Erbach. Der Kurfürst hatte den Befehl gegeben, mit den<br />

untreulichen und schändlichen Leuten gnadenlos umzugehen und den hohen<br />

Frevel, Gewalt und Hochmut einzudämmen.<br />

Der Kurfürst Ludwig V. schrieb am 26.6.1525 an Georg Truchseß von<br />

Waldburg 57 unter anderem folgendes:<br />

> „wir sind also mit unseren Herren 58 und Freunden am letzt verflossenen<br />

Mittwoch (20. Juni) gen Oppenheim gekommen. Dort sind wir des langen<br />

Marsches und der Müdigkeit des Kriegsvolks wegen den Donnerstag<br />

(21ten) geblieben. Am Freitag sind wir mit allem Volk aufgebrochen, in<br />

der Hoffnung, auf die versammelte Bauernschaft, wie uns Kundschaft<br />

zugekommen, im freien Feld vor dem Schloss Gontheim bei Pfeddersheim<br />

zu treffen. Aber auf dem Marsche wurde uns berichtet, dass die Bauern an<br />

diesem Morgen um 7 Uhr unseren Flecken Pfeddersheim erobert hätten,<br />

wiewohl der kurz zuvor von 300 Mann (unserer Soldaten) besetzt worden<br />

waren 59 “, die allerdings zu den Bauern übergelaufen waren.<br />

> Indes war dem Marschall die Botschaft zugekommen, die Bauern mit den<br />

Haufen wären in der Nacht nach Dalsheim aufgebrochen, doch unwissend<br />

wo hinaus. Also ritt er selbst hin und sah, dass die Bauern in<br />

Schlachtordnung durch das raue Feld gezogen waren. An den Fußspuren<br />

konnte er ablesen, dass je 43 Mann in einem Glied gegangen seien und<br />

rechts von ihnen nochmals Kolonnen von 27 Mann in Reih und Glied. Die<br />

Pfade und die frischen Fußtritte vor Augen, konnte er die Stärke der<br />

Feinde überschlagen. Dies waren 7.000 bis 8.000 Mann, allerdings ohne<br />

Reiterei. Er folgte mit seinen Reisigen (=Reitern) den Bauern, die eine<br />

Stunde vor ihm in Pfeddersheim ankamen.<br />

> Aufgrund der gewonnenen Informationen „ging man zur Sache. Der<br />

Feldhauptmann entwarf den Schlachtplan zu Ross und Fuß“ Doch lassen<br />

wir nun wieder den Kurfürsten zu Worte kommen: „Wir zogen auf dem<br />

kürzesten Weg mit ungefähr 1.700 Pferden und 7 Fähnlein Knechte vor<br />

diesen Flecken (Stadt) oben auf die Höhe“ 60 . Alsbald sandten wir drei<br />

Geschwader Reiter und zwei Fähnlein Knechte mit der Absicht vor die<br />

Stadt, die Bauern zu reizen und sie zu veranlassen, herauszuziehen. Die<br />

anderen, die gewaltigen Haufen zu Ross und zu Fuß hielten wir versteckt<br />

hinter dem Berg<br />

.> Kaum hatten die kurfürstlichen Truppen ihr Lager eingerichtet und bezogen,<br />

als sich die oberste Pforte im Westen der Stadtbefestigung öffnete. Es traten<br />

drei Fähnlein heraus. Keiner wusste, was sie vorhatten. Wenige Minuten<br />

später zogen die Feinde mit ganzer Macht gewaltig heraus, an die 7.000<br />

Mann stark. Da die Bauernführer nur wenige gegnerische Reiter erblickt<br />

hatten, glaubten sie diese schwache Kavallerie nicht fürchten zu müssen.<br />

Der Feldhauptmann gab seinen Reitern den Befehl, in sicherem Abstand<br />

neben den Bauern herzuziehen. Nach und nach stießen noch die<br />

57<br />

) Sein Vorfahr eilte am 21.6.1208 König Philipp von Schwaben zu Hilfe, als Pfalzgraf Otto von<br />

Wittelsbach den König umbrachte. Aber sein Vorfahr erlitt dabei auch einen tödlichen Hieb.<br />

58<br />

) Darunter war auch sein 23 jähriger Neffe der Pfalzgraf Ottheinrich, der 1556 Kurfürst der Pfalz<br />

wurde<br />

59<br />

) Diese 300 Mann waren zu den Bauern übergelaufen und wurden dafür mit dem Tod bestraft.<br />

60<br />

) Schreiben des Kurfürsten Ludwig an den Truchseß Georg vom 26.6.1525 aus: Franz Günther, Der<br />

Deutsche Bauernkrieg 1525, Berlin 1926, S. 342 ff in Deutsche Buchgemeinschaft

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