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Pocken118

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118<br />

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war von einem Trompeter begleitet. Darin forderte er Turenne um<br />

Menschlichkeit und Rücksicht für seine Untertanen. Der Brief stammte vom<br />

27.7.1674 und war in Friedrichsburg verfasst worden. Er schrieb unter<br />

anderem:<br />

Ich glaube annehmen zu müssen, dass diese Schandtaten auf Eueren Befehl<br />

geschehen sind. Diese Vorkommnisse sind so außergewöhnlich und so<br />

unwürdig für einen Mann Euerer Qualität. Und ich kann mir dafür kaum die<br />

Gründe vorstellen. Jedermann ist über diese Handlungen so erstaunt. Ihr habt<br />

schon oft in meinem Land verschiedene Kriegszüge geführt, aber niemals ist<br />

von Eueren Truppen vergleichsweise Schlimmes geschehen. …..Es ist<br />

erschreckend, mit welcher Rücksichtslosigkeit die Orte angesteckt und in<br />

Asche gelegt werden, die die Kontributionszahlungen verweigert hatten.<br />

Mehrere Gefangene haben mir versichert, dass Ihr sie an meinen Bauern sich<br />

rächen lasst, indem Ihr behauptet, die toten Körper Euerer Soldaten seien von<br />

ihnen verstümmelt worden. Ähnliches hat man an den Gefangenen gemacht,<br />

die man in den Gefängnissen der Bischöfe von Straßburg und Speyer festhielt,<br />

um Euch einen Vorwand für Rache zu geben. …. Diese anwachsenden<br />

Strafaktionen widersprechen dem Christentum und lassen mich glauben, dass<br />

Euer Wandel aus irgendeinem Ärger und Verdruss über mich herrührt. Ich<br />

denke, während Ihr nichts für diese Elenden etwa übrig habt, Der Sehr<br />

Christliche König ließ Euch den Freiraum, damit Ihr Euch an mir befriedigen<br />

könnt. Dies ist (wohl) für Euch ein wertvolleres Gefühl als der Ruin & Elend<br />

meiner unglücklichen Untertanen. …Ich habe nur ein Gefühl der Rache, das<br />

ich meinem Land schulde. Wenn ich könnte, würde ich mich an die Spitze<br />

einer Armee stellen, vergleichbar wie Ihr sie habt. Aber ich kann um keine<br />

andere Rache als die des Himmels flehen. Aber sie erscheint mir gewaltiger,<br />

als die ihr aus meiner Hand erfahren könnt. Euer Vater, mein Großonkel in<br />

seiner Ungnade, den ihr so oft ruiniert habt, sei der Zeuge Euerer Reue, wie er<br />

es während Euerer Unverschämtheit und Maßlosigkeit ward. Gezeichnet. Carl<br />

Ludwig, Kurfürst der Pfalz.<br />

Der 63jährige Marschall Turenne beantwortete dieses Schreiben Er schrieb<br />

sachlich in 6 Zeilen, „Sie können versichert sein, die Feuer wurden ohne jeden<br />

Befehl gelegt. Die tot aufgefundenen Soldaten hätten ihre Kameraden derart<br />

erregt, dass sie derart außer Rand und Band gerieten, dass nichts mehr zu<br />

verhindern war“<br />

Turenne fuhr fort (S. 516) Nachdem wir alle Lebensmittel konsumiert hatten<br />

und alles was den Feinden in diesem Teil der Pfalz rechts des Rheins hätte<br />

dienen können, überquerten wir am 28. Juli wieder den Fluss bei<br />

Philippsburg. Wir lagerten (zum zweiten Mal) in Lachen, eine und ½ Meile<br />

von Neustadt (Weinstraße) entfernt, folglich auch in der Nähe von Landau<br />

und Weißenburg, wo wir uns länger als einen Monat aufhielten. Während<br />

dieser Ruhezeit, ergriff die Seuche unsere Armee. Es verging kein Tag, an<br />

dem ich die Kranken nicht besucht hätte. Ich unterstützte sie, indem ich mich<br />

immer wieder um die Sorgen und Bedürfnisse meiner „Kinder“ kümmerte. Ich<br />

sprach mit einer noblen Fürsorglichkeit zu ihnen. Und hierin erkannte man<br />

meine Güte für meine Soldaten. Und Turenne schrieb, sie hätten kaum Geld<br />

gehabt, um sich zu versorgen. Also was tun? In der Ortschronik von Lachen<br />

- Speyerdorf finden wir folgenden Satz:“ Neustadt und Lachen wurden von<br />

den Franzosen ausgeplündert und verwüstet“ 196 .<br />

196 ) Arbeitsgemeinschaft Lachen- Speyerdorf, Beiträge zur Ortschronik, Neustadt 1994, S. 62

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