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7.8. Erlenbach & die Stadt<br />

1797, 4. Nov. Das Pariser Direktorium beauftragte den Elsässer Franz- Josef<br />

Rudler mit der Verwaltungsreform. Rudler war ein kluger Kopf. Er teilte das<br />

linksrheinische Gebiet nach franz. Vorbild in Departements ein. Unser<br />

Departement hieß >Donnersberg< und reichte von der Queich rauf bis nach<br />

Bingen. Hauptstadt wurde Mainz. Das Departement untergliederte sich in<br />

Kantone. Kaiserslautern war schon in Kurpfälzischer Zeit Oberamt gewesen und<br />

verfügte über Verwaltungsfachleute, die der Unterpräfekt Karl Ludwig Pettersen<br />

gerne in die Verwaltung einbaute.<br />

21.9.1798 Die Französischen Denker bauten eine vernünftige Verwaltung auf. Sie<br />

packten Städte und Dörfer so zu Verwaltungseinheiten zusammen, dass jeder<br />

Kanton (= Verbandsgemeinde = Municipalverwaltung) wie Otterberg,<br />

Winnweiler, Wolfstein etwa 10.000 Einwohner hatte. Dies erschien das Optimum<br />

für eine kostengünstige Administration zu sein. So auch Kaiserslautern. Der<br />

Lautrer Bezirk reichte von Dansenberg bis nach. Erlenbach. Erlenbach war im<br />

französischen Sprachgebrauch ein „Dépendance“, ein abhängiges Außengebiet.<br />

Die räumliche Entfernung der Erlenbacher zur neuen Kernstadt Lautern war<br />

größer als nach Otterberg. Bei standesamtlichen Eintragungen gingen allein für<br />

den Hin- und Rückweg gut 3 Stunden drauf. Kam ein Kind auf die Welt, musste<br />

zudem der Vater anfänglich das Kind im Kaiserslauterer Rathaus vorzeigen,<br />

wobei das Geschlecht des Kindes (im Hinblick auf die spätere Wehrpflicht)<br />

amtlich festgestellt wurde. Diese von vielen als Schikane empfundene Vorschrift<br />

wurde recht bald wieder aufgehoben.<br />

Der Unterpräfekt Pettersen berief den Chirurgen Ludwig Schellhaaß zum<br />

Präsidenten = zum Vorsitzenden des „Stadtrates“ Sein Sohn Ludwig avancierte<br />

im Stadthaus zum Sekretär. Bürochef wurde der bekannte reformierte Pfarrer<br />

Johann Adam Ludwig Hepp 365 . Pfarrer Hepp verdiente durch seine<br />

Beamtentätigkeit nun genug Geld, um seine zahlreichen Kinder ernähren zu<br />

können.<br />

Das alte Rathaus 366 in der Steinstraße war vom Stadtrat 1770 eingeweiht worden.<br />

Hier residiert der Bürgermeister, für uns Erlenbacher war der gewählte Adjunkt =<br />

Ortsvorsteher verantwortlich, um federführend die dörflichen Interessen zu<br />

wahren. Das neu gegründete Standesamt erhielt alle bereits beschlagnahmten<br />

Kirchenbücher der umliegenden Gemeinden. So hatte es Einsicht und Überblick<br />

über die Bevölkerung. Die Vorteile liegen und lagen auf der Hand. Kein junger<br />

Mann konnte sich mehr der allgemeinen Wehrpflicht entziehen. Die gegenseitigen<br />

365 ) Johann Adam Ludwig Hepp wurde nach dem Tod des Otterberger Pfarrers Johann Wilhelm<br />

Weickum, † 9.9.1781 Pfarrer in Otterberg. Hepp * 1751 in Frankenweiler, hatte in Göttingen,<br />

Utrecht und Heidelberg studiert. . Seine franz. Sprachkenntnisse konnte er im Diensten des<br />

Barons de Lefort in Straßburg pflegen. Vor Otterberg war Hepp drei Jahre lang Vikar in<br />

Freudenheim gewesen. Bis zur Schlacht bei Morlautern im November 1793 war Hepp<br />

Otterberger Pfarrer. → siehe Kaller, Gerhard, Chronik Otterberg, Bd II. S. 164 ff. Sein<br />

Nachfolger war Bernard Fréderic de Félice.<br />

366 ) Wegen der Vielzahl der Aufgaben wurde es im Rathaus sehr bald sehr eng. Der Unterpräfekt<br />

mietete 1802 deshalb das benachbarte Stadtpalais der Familie Gervinius an. Die Stadt Kl<br />

erwarb es 1809. Bis zum Neubau des 22 stöckigen Betonklotzes beherbergte es die<br />

Stadtverwaltung.<br />

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