28.12.2012 Aufrufe

Pocken118

Pocken118

Pocken118

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

319<br />

angebotene Preis von 80 Mark je Ar von manchen Verkäufern als zu gering<br />

abgetan wurde. Gegen Planungsende brachte die Stadt Otterberg noch ihre<br />

Vorstellungen ein, die auf der Zweiglinie Otterbach, Erlenbach, Otterberg<br />

bestanden.<br />

1880, am 20.5. erteilte der bayerische Märchenkönig Ludwig II der<br />

„Aktiengesellschaft der Pfälzischen Nordbahnen“ die Konzession zum Bau und<br />

Betrieb der Lautertalbahn. Der erste Spatenstich war am 18. Februar 1882,<br />

frühmorgens um 5 Uhr in Anwesenheit der Lauterer Prominenz. Der Bauingenieur<br />

Levy stellte den Wert der zu bauenden Bahn für eine bisher vom Verkehr<br />

abgeschnittene Gegend heraus. Der Lauterer Bürgermeister verband mit dem Bau<br />

Hoffnung auf Wachstumsimpulse für die Stadt. Der Leiter der<br />

Kammgarnspinnerei Schoen bedankte sich, dass der Westbahnhof in<br />

unmittelbarer Nähe seines Unternehmens errichtet wurde und spendete deshalb<br />

30.000 Reichsmark.<br />

„Zur Bewältigung des Zugverkehrs ließ die Eisenbahngesellschaft eigens vier<br />

Sekundärbahn Lokomotiven bei der Maschinenbau Gesellschaft Carlsruhe<br />

bauen, die die Anforderungen wie geringer Achsdruck, gute Kurvenläufigkeit<br />

erfüllten“ 430 . Die Loks kosteten je 16.950 Mark, waren 6,50 m lang und wogen<br />

18 Tonnen. Die Höchstgeschwindigkeit war 40 km/h. Sie taten bis 1908 ihren<br />

Dienst. Die Bauzeit war mit 18 Monaten für die 34,5 km lange Strecke erstaunlich<br />

kurz, ein Tunnel war bei Wolfstein zu bohren.<br />

1883: am 15. November war die Streckeneinweihung war mit großem Pomp. Dies<br />

war ein stolzer Tag. An den jeweiligen neuen Bahnhöfen warteten bereits die<br />

jeweiligen Bürgermeister und Gemeinderäte, die Lehrer mit ihren festlich<br />

gekleideten Schülern, die Kapellen mit ihren Ehrenjungfrauen. Fahnen,<br />

Ehrenpforten, Girlanden, Kränze schmückten die Haltestellen. Die gesamte<br />

Bevölkerung, auch von den entfernten Dörfern wie Erlenbach und dem<br />

Gersweilerhof, wollte diese Neuheit, dieses Symbol der Neuzeit, das Spektakel<br />

bestaunen. Die Höferer liefen zur Lampertsmühle und die Erlenbacher nach<br />

Otterbach. Jeder Ort empfing mit großem Jubel den geschmückten Zug mit seinen<br />

Ehrengästen. Reden wurden geschwungen, die Kapellen spielten das Bayernlied<br />

und vaterländische Weisen. Die Kinder besangen den ein- und abfahrenden Zug.<br />

Noch Tage danach wurden in KL, Wolfstein und Lauterecken Bälle gegeben und<br />

Ehrungen ausgesprochen.<br />

Für die Bevölkerung, Handel und Gewerbe der ganzen Region begann eine neue<br />

Zeitrechnung. Das Bähnchen brauchte nur noch 105 Minuten, um die ganze<br />

Talstrecke zu bewältigen, die Postkutsche hatte gut sieben Stunden dafür<br />

gebraucht. Im Zug kamen die Reisenden bequem, preiswerter und nicht so<br />

durchgerüttelt, wie in der Kutsche an. Die Wirtschaftsstruktur änderte sich entlang<br />

der Lauter. An den Bahnhöfen siedelten sich Kohle- und Baustoffhändler an, die<br />

jetzt schneller und billiger ihre Ware bezogen und ausliefern konnten. Die<br />

Fuhrleute mussten sich umorientieren, auch ihre Transportwege von und zur<br />

Bahnlinie wurden kürzer. Auftrieb erhielt die Lauterecker und Kreimbacher<br />

Steinindustrie mit Gleisanschluss, die nun ihre Produkte wesentlich billiger und<br />

schneller verkaufen konnte. Der Schotter kam nun in Selbstentladewagen; allein<br />

430 ) Die Lautertalbahn Kaiserslautern – Lauterecken, Westpfalz Kalender 2002, S. 45 ff.<br />

319

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!