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• acht Malter Roggen, drei davon aus der kurpfälzischen Staatskasse und<br />

fünf von der (franz.) Otterberger Kirchenverwaltung<br />

• drei Malter Hafer, die er vom Kurfürsten bekommen würde<br />

• an Geld 24 Gulden, sechs aus der Staatskasse und 18 vom Otterberger<br />

Konsistorium<br />

• einen Wagen Heu<br />

• sechs Ster Holz<br />

Diesen Vertrag 236 legte die franz. Kirchenverwaltung dem Kirchensenat in<br />

Heidelberg zur Genehmigung vor. Die Zustimmung erreichte Otterberg am<br />

14.6.1717. Noch an diesem Tag nahm Bourgeois dann auch seinen Dienst auf.<br />

Allerdings hatte es mit dem Garten und der Unterkunft einen Haken, da der<br />

Garten vom reformierten Schulmeister Müller nicht herausgegeben wurde und<br />

die Unterkunft eine Bruchbude war, durch die Regen und Wind hindurch bliesen.<br />

Es dauerte weitere drei Jahre, bis Bourgeois ordentlich untergebracht war und im<br />

Herbst 1720 seinen Garten bewirtschaften konnte (siehe weiter unten). 237 Auch<br />

inhaltlich schildern die Unterlagen das didaktische Konzept: Gemäß der<br />

Anweisung vom 2.11.1716 sollten die Schulmeister solange den Stoff<br />

wiederholen, bis die Schüler das Gelernte nicht mehr vergessen hätten. (pag 279)<br />

Besonders witzig fand ich die Anweisung vom 5.2.1723 an Herrn Bourgeois,<br />

dass er nur auf Französisch unterrichten durfte. Beschwert hatte sich sein<br />

deutschsprachiger Kollege, der in ihm einen Konkurrenten entdeckte.<br />

1719: am 6.1.1719 trat wieder das Konsistorium unter der Leitung des Pfarrers<br />

zusammen. Zwei wesentliche Punkte bestimmten die Tagesordnung.<br />

1. die Versammlung beschloss, die armen Familien der franz. Kirchengemeinde<br />

im notwendigen Maße zu unterstützen und somit die Diakone zur<br />

Geldauszahlung zu berechtigen.<br />

2. Der Lehrer Bourgeois schilderte sehr drastisch die Armut einiger Familien. So<br />

seien manche nicht in der Lage, das Schulgeld ihrer Kinder zu bezahlen. Aus<br />

diesem Grund würden sie vernachlässigt und in ihrer Entwicklung<br />

benachteiligt. Die Anwesenden beschlossen das Schulgeld der Erstklässler, des<br />

Simon Heuser, dem „Buben“ der Elisabetha Chaumont 238 und des Jacob<br />

Winter, dem Sohn der Catharine Raquet 239 zu übernehmen. 240<br />

236<br />

) pag 236, unter Hälfte.<br />

237<br />

) Neben diesem gesicherten Einkommen kassierten die Schuldiener bzw die Schulmeister noch<br />

von den Eltern Schulgeld. Da Schulpflicht herrschte, kamen die armen Eltern dadurch<br />

zusätzlich in Zahlungsschwierigkeiten. Folglich könnte es einige Schulschwänzer gegeben<br />

haben. Sieben Jahre später laut Beschluss der Kirchengemeinde vom →15.6.1724 erhielt<br />

Bourgeois 8 ½ Malter Korn und 17,51 Florentiner an Geld.<br />

238<br />

) Simon Heuser wurde 1712 als Sohn der Eheleute Elisabetha Chaumont und des Alexander<br />

Heuser geboren. Die Ehe war nicht sehr glücklich, er ließ seine Ehefrau mit vier kleinen Kindern<br />

sitzen. . Er stammte aus Langenbach an der Bergstraße. Wo er verblieb, ist unbekannt. Simon<br />

Heuser starb 22jährig an einem heißen Fieber am † 10.5.1734<br />

239<br />

) Jacob Winter kam 1712 auf die Welt. Sein Vater Jacob Winter starb früh, die Mutter Catherine<br />

Raquet † 25.4.1751<br />

240<br />

) am → 27.12.1724 beschloss das Konsistorium wieder einkommensschwache Familien zu<br />

unterstützen. Für 1725 bezahlte die Kirche den Kindern Simon Heuser, Noé Bouquio, Anna<br />

Marie Étienne und Jean Pierre Henry das Schulgeld<br />

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