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6.25. Wetter & Unwetter bis 1793<br />

in der Nord- und Westpfalz<br />

In früheren Jahrhunderten waren die jahreszeitlichen Unterschiede anscheinend<br />

viel krasser als heute. Sehr kalte, schneereiche Winter und heiße trockene<br />

Sommer. Und natürlich alle 10 Jahre, entsprechend der Sommerflecken 292 ,<br />

verregnete Jahre. Der Odenbach und seine zufließenden Bäche spiegelten sowohl<br />

längere Trockenheit als auch die Regenperioden wider. Und im Juli (jeden Jahres)<br />

krachte es immer wieder. Schwere Gewitter gingen nieder und brachten<br />

Verderben.<br />

1633/34: Der Winter war so kalt, dass der Rhein zugefroren war. (laut Marschall<br />

Turenne)<br />

1658: „Elisabetha Orth, Hausfrau des Johann Orth, > 1. Februar 1658 im Alter<br />

von 64 Jahren, 46 Jahre in der Ehe gelebt, als man den Leichnam zur Erde<br />

bestattet, ist ein solch großer Schnee gewesen, dass man schwerlich zum<br />

Gottesacker hat kommen mögen; viel Schnee sey bey der Leich gewesen, dass<br />

70jährige Männer dergleichen nicht gedachten“ 293 Der ganze Winter war überaus<br />

bitterkalt und lang anhaltend. Es gab sehr viel Schnee. Die Wintervorräte waren<br />

schnell aufgebraucht. Damit das Vieh nicht verhungerte, holten die Bauern das<br />

Stroh von den Strohdächern und verfütterten es. Aber nicht nur die Haustiere und<br />

die Bevölkerung litten Not, auch „ist viel Wildbrett, zumal Hasen, Reh und Vögel<br />

gestorben“ 294 Die anormale Kälteperiode dauerte nach Überlieferungen bis etwa<br />

zum 10. April Das Frühjahr blieb kalt und nass. Die Wachstums- und Reifephase<br />

für die Feldfrüchte war viel zu kurz, so dass die magere Ernte eine Hungersnot<br />

auslöste.<br />

„Es ist dieses Jahr (1680) eine solch schreckliche Kält gewesen, dass die Mosel<br />

von Koblenz bis obenhin zugefroren war, dass man auch bis Trier ohne<br />

Abwechslung über das Eis auch mit einem schweren Last hat fahren können.“ Im<br />

Juni gab es regional überdurchschnittlich viele Gewitter, die die Feldfrüchte<br />

verwüsteten und das unreife Obst von den Bäumen schlug. Der Juli und August<br />

sollen extrem trocken und heiß gewesen sein. Der Herbst war regenreich. Der<br />

Novemberschnee läutete einen langen harten Winter 1681 ein. Das Frühjahr<br />

begann viel versprechend, aber wochenlange Trockenheit ließ alle Hoffnungen<br />

und Träume verdörren. Die Ernte war dementsprechend miserabel Gemäß uralter<br />

Tradition zahlt der Bauer am Martinstag seine Pacht und Steuern.<br />

1681. Der für Nußbach, Hefersweiler und Relsberg verantwortliche Steuercensor<br />

(Steuereinnehmer) Hans Michel Keypp aus Rudolfskirchen ritt am 10.<br />

November von Hof zu Hof, um die fälligen Steuern zu kassieren. Nach einer<br />

freundlicher Begrüßung und einem Gasttrunk kommt Keypp zur Sache. Er hat<br />

einen Auftrag. Er will die fälligen Abgaben einnehmen. Unsere Großbauern<br />

wollen natürlich alles bis auf den letzten Heller zahlen, aber das schlechte Wetter<br />

in 1680 und 1681 hatte allen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Beim<br />

292 ) so sagen die Meteorologen<br />

293 ) Kirchenbuch Lauterecken, Sterberegister<br />

294 ) Rüdiger Glaser, Klimageschichte Mitteleuropas, Primus Verlag, Darmstadt 2001, S. 156 ff<br />

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