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dass sie am 3.8.1720 nochmals auf Spendenreise nach Holland und England<br />

geschickt wurden.<br />

Derweilen ging es in Otterberg Schlag auf Schlag voran. „Am 30. und 31 August<br />

gingen der kurfürstliche Forstmeister Rettig 251 und der Pfleger des Klosters,<br />

Herr Witt in den Otterberger Wald und markierten geeignete Eichen für die<br />

beiden Häuser im Fachwerkstil. Bereits am 4. September fällten die Zimmerleute<br />

und zahlreiche Arbeiter der Kirchengemeinde die 84 ausgesuchten, mächtigen<br />

Eichen an nur einem Tag. Am 14. September erhielt der Grundstücksverkäufer<br />

Adolf Heydweiler die vereinbarten 40 Gulden, die sich die franz. reformierte<br />

Kirchenverwaltung bei dem Müller der Eselsmühle Samuel Weckmann 252<br />

geliehen hatten. „Man tat dies in der guten Hoffnung, dass der Liebe Gott uns in<br />

diesem Unternehmen unterstützen werde. Zu seinem Lob und zu unserer Gnade“.<br />

Wieso gerade der? Er war der Schwager des Otterbergers Jean Jacob Fortineux,<br />

der am 7.5.1711 dessen Schwester Maria Elisabetha in Alsenborn geheiratet<br />

hatte. 253<br />

Im Winter 1719/1720 richtete Zeusig mit seinen Leuten das Bauholz. Im April<br />

1720 war es nun so weit. Am 22. und 23 April wurden die Fachwerkhäuser in nur<br />

zwei Tagen 254 errichtet. Diese Neubauten waren natürlich auch wertvolle<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die zahlreichen arbeitslosen Tagelöhner der<br />

französisch reformierten Kirchengemeinde.<br />

Neben den gelernten Zimmerleuten Zeusigs arbeiteten 30 Arbeiter der franz.<br />

Kirchengemeinde. Als Lohn erhielten die Otterberger Helfer an diesen zwei<br />

Arbeitstagen morgens frisches Brot und ein Glas Schnaps, mittags ein Sol (?)<br />

Brot und einen Schoppen Wein und abends das Gleiche wie morgens. Um 16<br />

Uhr konnten die Schaffer sich etwas erholen. Pfarrer Engelmann hält in se m<br />

Bericht fest, jeder sei damit sehr zufrieden gewesen. Wie wir gesehen haben, war<br />

das Brot neben dem Alkohol das Hauptnahrungsmittel der Arbeiter. Im Frühjahr<br />

1719 kletterten die Brotpreise derart, dass der Zimmermeister Zeusig bei dem<br />

vereinbarten Preis viel Geld verloren hatte. Anscheinend hatte er seine Arbeiter<br />

nicht mit Geld, sondern auch mit Brot bezahlt. Seine beiden Kompagnons Pierre<br />

& George Römer 255 drohten den Gesellschaftsvertrag zu kündigen, wenn die<br />

franz. Kirchengemeinde nicht mehr bezahlen würde. Der Kirchenrat sah dies ein<br />

251 ) Dieses Amt des kurfürstlichen Forstmeisters im „Reichswald“ war erblich und seit über 100<br />

Jahren übte jeweils der älteste Sohn Rettig das ertragreiche Amt aus. Sein Nachfahr Daniel<br />

Rettig ritt am → 4.10.1804 mit Napoleon über die Schlachtfelder um Kaiserslautern herum.<br />

252 ) Samuel Weckmann * 1.8.1684 auf der Eselsmühle als 2. Sohn des Müllers Severin<br />

Weckmann und der Anna Magdalena NN auf die Welt. Er war mit der Maria Magda<br />

Hackenbrug verheiratet und hatte 7 Kinder. Seine Schwester Maria Elisabetha oo Jean Jacob<br />

Fortineux. 1731 überfiel eine Räuberbande seine Mühle, fesselten ihn und ließ ihn liegen. Die<br />

Gangster nahmen alle Vermögensgegenstände mit. Samuel starb an den Verletzungen.<br />

253 ) Jean Jacob wurde am 17.10.1690 in Holzappel geboren. Er war Sohn des Jonas Fortineux<br />

und der Susanna Rosina Spohn. Er hatte am 7.5.1711 in Alsenborn die Maria Elis.<br />

Weckmann seine erste Ehefrau geheiratet, die 33jährig am 31.3.1728 im Kindbett starb.<br />

Insgesamt war er vier Mal verheiratet. Jean Jacob Fortineux wanderte mit seinen Kindern<br />

aus.<br />

254 ) Am 19. April 2006 entstand in Otterberg, auf dem Oberen Geißberg ein Fachwerkhaus auch<br />

nur in einem Tag. Dabei waren ein Kran und drei Arbeiter im Einsatz, die die vorgefertigten<br />

Holzteile zusammenfügten. Also nur 1/10 der Arbeitskräfte von 1719. Es ist verwunderlich<br />

wie schnell und akurat die Handwerker vor 300 Jahren arbeiteten.<br />

255 ) Die beiden Brüder hatten öfters Streit miteinander, der in 1721 eskalierte.<br />

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