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Vorbild des Neuburger Herzogtums orientierte. Er setzte den Kirchenrat ein, der<br />

von Theologen und Juristen besetzt war. Er überwachte und leitete die Kirchen<br />

und Schulen des Landes Mit der geistlichen Leitung betraute er entsprechend der<br />

vier großen Bezirke je einen General-Superintendenten.<br />

Ottheinrich verstarb am 12. Februar 1559 in seinem Schloss in Heidelberg.<br />

3.3. Bildersturm in Lautern in 1556<br />

Quelle: Urkundenbuch der Stadt Kaiserslautern, Urkunde 414, Band II.<br />

Kurfürst Friedrich II. war ein weiterer Motor der Reformation. Der Rat der<br />

Stadt Kaiserslautern zwang den Dekan und das Kapitel der Lauterer Kirchen<br />

„Unserer Lieben Frau und Sankt Martinsstiftes“ lutherische Prediger zu dulden.<br />

Nicht nur dass sie die Kirche betreten durften, sondern sie durften auch von der<br />

Kanzel predigen. Die katholische Kirchenverwaltung empfand es zudem als<br />

Zumutung, dass sie sogar jährlich 250 Gulden zum Unterhalt der neuen Prediger<br />

beisteuern mussten. Anfänglich erhielten die Katholiken die Zusicherung, dass die<br />

Protestanten sich mit der Barfüßerkirche in Lautern begnügen müssten und dürften<br />

weder bei den Messen, noch bei den Stundengebeten und Predigten stören.<br />

Dieses Versprechen brachen jedoch die Protestanten. Vor allem der Gottesdienst<br />

in der Stiftskirche sei sehr oft verunglimpft worden. Die Störer hätten gespottet,<br />

gelästert und gescholten (verspott, gelestert und geschendt). Zur Osterzeit 1556<br />

verbot Ottheinrich dann durch seinen Amtmann den gesamten katholischen<br />

Gottesdienst in Kaiserslautern. Außerdem erpresste der Amtmann durch die<br />

Beschlagnahme Einnahmen der beiden Kirchen und des Klosters, die Prediger und<br />

Schulmeister der “neuen Sekte“ mit jährlich 400 Gulden, sechs Fuder und ein<br />

Ohm Wein, 100 Malter Korn und 60 Malter Hafer zu bezahlen (alimentieren).<br />

Nach der ersten Visitation griffen der Amtmann und der Landschreiber im Auftrag<br />

des Landgrafen Ottheinrich hart durch. Zu Beginn des Jahres 1557 ließen die<br />

beiden Beamten unter militärischem Schutz die Altäre abräumen. Sie entfernten<br />

die Mess- und Gesangsbücher, die Tafeln, die dekorativen Heiligenfiguren und<br />

alle liturgischen Gegenstände und versiegelten dann die Sakristeitür.<br />

Den Pfarrern, Vikaren wurde befohlen, die Pfälzische Kirchenordnung mit<br />

deutschem Psalmengesang, Kinderlehre und allem Übrigen zu befolgen. Ein Vikar<br />

ließ sich überreden, zu heiraten. Dafür erhielt er die Zusicherung zukünftiger<br />

Pfründe aus den Einkünften der Stiftskirche. Der bisherige Pfarrer der Stiftskirche<br />

wurde abgesetzt und musste das Pfarrhaus räumen.<br />

Die Lauterer Katholiken protestierten lauthals, doch es half ihnen nichts. Sie<br />

wandten sich an ihren vorgesetzten Bischof Dietrich von Worms. Dies war auch<br />

vergeblich. Entsetzt schrieben sie im August 1557 an den Deutschen König<br />

Ferdinand I. 76 . Ihrem Bittschreiben legten sie Abschriften der alten Urkunden seit<br />

76 ) Das französische Kirchenbuch Otterbergs enthält folgende Notiz: Der Kaiser Ferdinand erließ<br />

1566 auf dem Reichstag zu Nürnberg ein Dekret, in dem er den Calvinismus in seinen Landen<br />

abschaffte.<br />

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