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Herr Jacob Schmidt 469 aus Blieskastel war für die 5. und 6. Klasse zuständig. Im<br />

Krieg bekam er noch die Schüler der vierten Klasse dazu, da ihr Lehrer Jeblick als<br />

Soldat an der Front kämpfte. Schmidt war ein cooler Typ, würde man heute sagen.<br />

Er benutzte den Spucknapf, in den er aus großer Entfernung in hohem Bogen<br />

meisten reinspuckte.. Für ihn wohl ein Spaß, aber für die Kinder eher Ekel<br />

erregend. Die bösen Schüler mussten ihn zur Strafe reinigen. Da wurde es so<br />

mancher jungen Dame doch schon mal schnell schlecht. Aber sonst. Anscheinend<br />

war er unbeugsam und unterlief geschickt die Hitlergrußpflicht. Statt die Hand zu<br />

heben und stramm zu stehen, hob er die Hand und fing an, die Klasse zum Lied zu<br />

intonieren: Oder er betrat schon singend den Raum:<br />

Ein Ränzlein auf dem Rücken,<br />

Ein Stöcklein in der Hand,<br />

So ziehn wir Wanderburschen,<br />

gar fröhlich übers Land.<br />

Jacob Schmidt´s Spitznamen war Kohlen-Jab, weil er gelegentlich in seiner<br />

Aktentasche Kohlen aus der Schule mit nach Hause nahm.<br />

Herr Karl Gugel war ein Erlenbacher Bub. Sein Vater war Wagnermeister<br />

(Woner) und sein Großvater Schmied gewesen. Als junger Bursch war er bereits<br />

1906 auf der Erlenbacher Kerwe. Ein Photo zeigt ihn mit seiner Schwester<br />

Philippina vor der Gaststätte Hermann. Als Lehrer war er vorher in Kusel tätig. Er<br />

betreute die Oberstufe (7. und 8. Klasse), gleichzeitig war er Dirigent des<br />

Gesangvereins. Gugel leitete auch die Fortbildungsschule, die mittwochs,<br />

zwischen 14 und 16 Uhr Unterricht hatte. Die Fortbildungsschule war zwei Jahre<br />

lang Pflichtschule für die Schulabgänger. Die bayerische Staatsregierung hatte sie<br />

1850 in der Pfalz eingeführt. Karl Gugel war auch sonst über Jahrzehnte<br />

engagiert. Er war Presbyter und in der Vorstandschaft der Sportvereine. Die<br />

Bürger schätzten seinen Rat Im Tausendjährigen Reich spielte Karl Gugel<br />

zwangsläufig mit. Da er als unwichtiger Mitläufer eingestuft worden war, durfte<br />

er ab dem 1.10.1945 wieder unterrichten.<br />

Ab 1943 wurden nur noch in zwei Klassenräumen die Kinder unterrichtet. In<br />

einem Klassenraum war der Schneider Wulf Schneider untergebracht, der für die<br />

Wehrmacht winterfeste Soldatenmützen anfertigte. In einem zweiten Saal<br />

schliefen Soldaten. Die beiden Stammlehrer Gugel und Schmidt wurden<br />

gelegentlich von weiblichen Junglehrern unterstützt. So zum Beispiel Frl. Uschi,<br />

die sowohl die Schüler als auch einen Oberleutnant gut betreute. Besonders<br />

tragisch war das Sterben eines jungen Soldaten, den die Schüler nachmittags<br />

miterleben mussten. Der Soldat hatte im Schulhof Flaschenbier getrunken, aber<br />

seine Flasche nicht ordnungsgemäß verschlossen. So war ihm entgangen, dass<br />

sich eine Wespe in das süße Getränk eingeschlichen hatte. Er zog durstig und die<br />

Wespe stach ihn in die Speiseröhre. Die schwoll an und drückte ihm die Luft an.<br />

So erstickte er erbärmlich im Erlenbacher Schulhof.<br />

469 ) Jakob Schmidt, Spitzname Kohlenjab, war mit Mathilde verheiratet. Er war ein lockerer Typ,<br />

dem feine Manieren etwas fremd waren. Er benutzte gern den Spucknapf, den Schülerinnen zur<br />

Strafe reinigen mussten. Jacob Schmidt wohnte mit seiner Familie im alten Schulhaus. Sein Sohn<br />

Günther fiel im 2. Weltkrieg. Günther steht nicht in der Gefallenliste.

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