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noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in der bayerischen Pfalz. Die<br />

Kaiserstraßen waren von strategischer Bedeutung und hatten im Gebiet des<br />

Departements Donnersberg eine Länge von fast 126 km. Sie wurden bevorzugt<br />

ausgebaut, als Voraussetzung schneller Truppenbewegungen. Es waren übrigens<br />

dies die früheren Straßen und Alleen in der heutigen Pfalz und im Saarland<br />

„Route de Première Classe“ 386 von Paris, Homburg, KL, Alzey, Mainz. Im Raume<br />

KL finden wir nach dem Dekret nur noch eine „Kaiserliche“ Straße III. Klasse,<br />

die von Metz nach Bad Dürkheim führte.<br />

Die bedeutende Departement Straße erster Klasse führte von Mainz, Bingen,<br />

Meisenheim über Kusel, Homburg, Saarbrücken nach Paris. Durch die vielen<br />

kaiserlichen Truppenbewegungen, den endgültigen Rückzug Napoleons und die<br />

nachrückenden preußischen und russischen Truppen war diese Straße total<br />

zusammengefahren und glich wohl nur noch einem Feldweg. Alle damals noch<br />

vorhandenen Straßen gehörten zu den Departements Straßen, deren Bau und<br />

Unterhaltung Aufgabe der Bezirke und Gemeinden waren, während die<br />

Kaiserstraßen als Land- und Heerstraßen auf Kosten des franz. Staates gebaut<br />

und gepflegt wurden. Die Kantonsverwaltung vergab die Straßenbauarbeiten in<br />

zwei Losen an den günstigsten Bieter, eins für das Material und das zweite für die<br />

Bauarbeiten. Allerdings war die Zahl der bietenden Bauunternehmer beschränkt,<br />

denn der leitende französische Bauingenieur hatte bereits eine Vorauswahl anhand<br />

einer moralischen Bewertung und der handwerklichen Qualifikation getroffen.<br />

Der Unternehmer musste zudem dann eine Kaution in Höhe der Bausumme<br />

stellen.<br />

Persönlichkeiten mit Weitblick stellten sich engagiert in den Dienst der<br />

zukunftsweisenden Sache. Der Präfekt ernannte 1800 den sehr fähigen und<br />

erfolgreichen Unternehmer Johann Michael Ludwig Gienanth 387 zum<br />

„allgemeinen Berater für Handel, Landwirtschaft und Künste“ (Conseiller<br />

Général de Commerce, d´Agriculture et des Arts). 1805 vertraute er ihm noch die<br />

Straßenverwaltung für das gesamte Département an, dem er in der kurzen Zeit für<br />

Jahrzehnte seinen Stempel aufdrückte.<br />

Der Unterpräfekt Petersen aus Kaiserslautern verordnete, dass alle Feldwege<br />

mit Obstbäumen zu bepflanzen seien. Die Umsetzung erfolgte ab 1803. Fleißig<br />

pflanzte man Hunderte von Obstbäumen an, die von französischen Baumschulen<br />

geliefert wurden. Dieses vorbildliche Werk setzte die Bayerische Regierung des<br />

Rheinkreises fort. Bedauerlicherweise lichten sich (2006) diese schönen<br />

Obstbaumalleen. Der vernünftige alte Brauch ist so langsam in Vergessenheit<br />

386 ) Keller zitiert an dieser Stelle: Dr. Siebenpfeiffer, „Handbuch der Verfassung, Gerichtsordnung<br />

und gesamten Verwaltung Rheinbayerns, Neustadt/Haardt 1833, S. 149,<br />

387 ) Johann Ludwig Michel Gienanth (franz. Jean Louis) * 15.10.1767 in Hochstein bei<br />

Winnweiler, besuchte 1783 die Kameral – Hochschule zu Kaiserslautern, studierte 1784 in<br />

Heidelberg und absolvierte an der Bergakademie in Clausthal, Harz.. Er leitete ab 1788 das<br />

Eisenwerk Meiringen im Berner Oberland. Nach dem Tod seiner beiden älteren Brüder<br />

übernahm Jean Louis die Eisenwerke Hochstein, Trippstadt, Schönau und Leiningen und<br />

erwarb Eisenberg hinzu. Als die Pfalz 1816 zu Bayern kam, beauftragte ihn der bayerische<br />

König mit der Organisation der ersten freien Wahl den „Landrat der Pfalz“ (= Landtag), dem er<br />

dann selbst auch angehörte. 1817 wurde Jean Louis vom bayerischen König geadelt und dann<br />

am 27.9.1835 zum Freiherrn ernannt! Die Gienanths sind Hugenotten, die 1686 aus dem<br />

Burgund ins Saarbrücker Land flüchteten. Damals hießen sie noch Guinand. Johann Ludwig<br />

Gienanth > 13.12.1848

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