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Kriegsanleihen 450 zu zeichnen. Ende 1918 war das Pulver verschossen, aber die<br />

Staats - Schulden blieben. Und die Bürger konnten sich die wertlosen Urkunden<br />

in ihre Plumpsklos an die Bretterwand nageln. Nicht nur, dass das Reich auf den<br />

Kriegsschulden saß, hinzu kamen die Millionen von Witwen- und Waisenrenten.<br />

Sie waren sehr mickrig, 3 – 4 Mark. Für die Familien ein Hungerlohn, für das<br />

Reich mit seinen leeren Kassen aber eine enorme Belastung.<br />

Der „Friedensvertrag“ von Versailles war die Retourkutsche für die politisch<br />

dümmlichen Auflagen, die die Deutsche Regierung unter Bismarck 1871<br />

Frankreich auferlegt hatte. Frankreich wollte 1919 seine Milliarden Goldfrancs<br />

vom unterlegenen Gegner zurückhaben. Da kein Gold da war, mussten aus dem<br />

Deutschen Reich riesige Materiallieferungen vor allem an Frankreich und Belgien<br />

geliefert werden. Der Generalstreik im Ruhrgebiet gab der Deutschen Währung<br />

den Todesstoß. Wie wollte das Deutsche Reich Millionen von Menschen in<br />

diesem Gebiet unterstützen. Die Deutsche Regierung setzte Ende 1921 die<br />

Notenpresse in Gang, die 1922 erst so richtig in Schwung kam. Aber diesem<br />

riesigen, stetig wachsenden Geldgebirge stand ja keine entsprechende Gütermenge<br />

mehr gegenüber. Jeder nahm sich nun das Recht, Geld zu drucken. Z.B.<br />

Kaiserslautern, Otterberg, der Regierungsbezirk Pfalz, Betriebe wie Pfaff etc.<br />

Dass dann das Geldsystem zusammenbrechen würde, dürfte wohl jedem klar<br />

sein. Und die Preise kletterten unaufhaltbar nach oben!<br />

1921: Der Bürgermeister Hollstein stellte am 16.10.1920 die Hilfslehrerin<br />

Johanna Steiner aus Alsenz ein. Ihr Gehalt betrug noch monatlich 130 Mark<br />

einschließlich einer Mietentschädigung. Aber auch schon 1920 explodierten die<br />

Preise. Der Gemeinderat Erlenbach bewilligte ihr ab dem 1. Januar 1921 bereits<br />

ein Gehalt von4.340 Mark. Übrigens, sie war Ersatz für Paula Guth, die wegen<br />

ihrer Hochzeit auf eigenen Wunsch aus dem Schuldienst ausgeschieden war.<br />

1922. Die Gemeinde Erlenbach stellte am 8. Oktober den Hilfslehrer Karl Gugel<br />

zum Lehrer ein und bezahlte ihn nach der Gruppe VII. Sein Anfangsgehalt betrug<br />

schon 20.000 Reichsmark. Ob er bei der rasanten Preisentwicklung mit dem Geld<br />

auskam? Wohl kaum! Die Löhne aller drei Lehrer mussten laufend an den<br />

Wertverfall angepasst werden. Herr Gugel war für die Gemeinde und dem<br />

Gesellschaftsleben ein großer Gewinn. Er engagierte sich in der evangelischen<br />

Kirche, war Chorleiter des Gesangvereins Erlenbach und war im Beirat des FCE<br />

für den Fußball engagiert. Für ihn war es auch selbstverständlich,<br />

Kommunalpolitik zu machen. Er war nicht laut und aufdringlich. Was er sagte<br />

hatte aber Hand und Fuß: eine großartige Persönlichkeit.<br />

Eine uns unbekannte Erlenbacher Hausfrau notierte in ihrem „Hausfreund<br />

Kalender“ von 1922 und 1923 wöchentlich, später täglich die rasante<br />

Preisentwicklung, die alle Haushalte vor unlösbare Probleme stellte. Das Geld<br />

wurde wertlos, die Geldwirtschaft brach zusammen. Der erste Eintrag ist vom<br />

15.2.1922: 1 Laib Brot (3 Pfund) 13 RM, 1 Pfund Butter 50 RM, 1 Pfd.<br />

Rindfleisch 26 Mark; 1 Pfd. Mehl 8 Mark; ein Ei kostete 5 Mark! Eintrag vom<br />

450 ) Werbung für die „5 % Deutsche Kriegsanleihe (Dritte Kriegsanleihe) zur<br />

Bestreitung der durch den Krieg erwachsenen Ausgaben vom 11. Sept. 1915“, Amtlicher<br />

Schulanzeiger der Pfalz N° 11. S. 53<br />

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