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Neuenheim, wo es mitten im Neckar stehen blieb, ein Stück bis an das Magazin<br />

und ein Stück wieder aufwärts. Zur gleichen Zeit wurden einige ansehnliche<br />

Gebäude teils weggerissen, teils sehr beschädigt... Die Brückenstücke wurden<br />

zertrümmert, fortgetrieben. Die Mühlen stürzten ein. Die Neumühle ganz. Der<br />

Müller, der sie erst neue erbaut hatte, wurde ein blutarmer Mann. ...“ 312<br />

Das Hochwasser von 1784 war wohl das Schlimmste der letzten 500 Jahre.<br />

1784 Alles hatte sich gegen unsere Bevölkerung verschworen. Petrus strafte<br />

alle; nun folgte im Sommer die schlimmste Dürre. Das Wasser blieb aus, die<br />

Felder verdorrten. Angesichts der amtlichen Schilderungen der damaligen<br />

trostlosen Verhältnisse ist es kaum vorstellbar, dass die Einwohner nicht<br />

hungerten. Selbst die sonst so strenge Herrschaft hatte ein Einsehen und gewährte<br />

Stundungen, Befreiungen. Aber es kam viel schlimmer,<br />

am 28. Juni 1785 brach über Mitteleuropa, auch im mittleren Odenbachtal mit<br />

den Schwerpunkten Hefersweiler und Niederkirchen eine regelrechte Sintflut<br />

herein, die die beiden Dörfer wieder unter Wasser setzte und unermesslichen<br />

Schaden anrichtete. Eine riesige Auswanderungswelle setzte ein. Die Familien<br />

Eisenlöffel, Greilach, Demant, Welker, Dech und Schwarz verließen das<br />

Odenbachtal 25 Taglöhner seien damit beschäftigt gewesen, den Mühlgraben,<br />

den Mühlteich von Schlamm, Sand und Geröll zu befreien. Müller Frank bat um<br />

Pachterlass, aber die Obrigkeit reduzierte den Pachtzins nur um die Hälfte.<br />

1789: Der Sommer war wieder extrem trocken. Von Mitte Mai bis Ende Juli<br />

regnete es wochenlang nicht. Das Korn vertrocknete, Gras und Klee wuchsen<br />

nicht. Die katastrophale Folge: eine erschreckend geringe Ernte, kaum Heu und<br />

Stroh musste für viel Geld, das nicht vorhanden war, gekauft werden. Der<br />

Hefersweiler Müller Frank teilte mit allen Bauern das Schicksal der<br />

Ernteausfälle. Die Meisten hatten größte Schwierigkeiten, ihre Familie und die<br />

Tiere durch den Winter zu bringen. Die guten Erntejahre 1790 und 1791 brachten<br />

zwar etwas Entlastung, aber das Horrorjahr 1793 machte alle Hoffnungen<br />

wieder zunichte.<br />

1793: Ein Jahr voller Gegensätze. Der Juli war äußerst heiß und trocken. Die<br />

Menschen suchten Abkühlung. Die Jugend ging zu den nahe liegenden Weihern<br />

und tobte dort herum. So auch am 14ten Juli. Die Otterberger trafen sich am<br />

Lanzenbrunner Weiher. Das Unglück wollte es. Joh. Nicolaus Linn verlor die<br />

Füße unterm Boden Er fiel und ging unter. Der 22jährige Nichtschwimmer hatte<br />

keine Chance, er ertrank. Zwei Tage später wurde er beerdigt. Auch die folgende<br />

Geschichte ist dem Sterberegister des lutherischen Kirchenbuchs Otterberg<br />

entnommen:<br />

Den 15ten Juli gab der Königlich Preußische Inspektor von der Mehl Kolonne<br />

Christian Braun nach einem kalten Trunk in äußerster Hitze seinen Geist<br />

plötzlich auf und ist am Schlag und Steckfluss dieser Train Inspector beym<br />

Königl. Proviant Fuhrwagen gestorben. War aus Eggersin in Pommern gebürtig,<br />

52 Jahre alt. 34 Jahre diente er als Wachtmeister beim Hochl. Kurland Regiment<br />

312 ) Rüdiger Glaser, a.a.O, Seite. 205 ff.<br />

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