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Verließe. Die Stadt musste 3.000 Gulden Strafe zahlen und wurde ihrer ganzen<br />

Rechte beraubt“ 64 .<br />

2.5. Das schrittweise Ende des Klosters Otterberg ab<br />

1546<br />

„Von der Mitte des 14. Jahrhunderts ab, mehrten sich die Schwierigkeiten, in die<br />

das Kloster geriet. Um das Jahre 1362 lassen sich erstmals Verkäufe urkundlich<br />

nachweisen. Dann wurden die wirtschaftlichen Schwierigkeiten schnell größer.<br />

König Ruprecht I. bat 1403 die Gläubiger, dem Kloster „Ziele und Stunde“ zu<br />

gewähren. Doch die Verschuldung wurde immer dramatischer. So verhandelte<br />

1426 Pfalzgraf Ludwig III. mit 37 Gläubigern, um einen Zahlungsaufschub zu<br />

erlangen. In diesem Zusammenhang übernahm der Pfalzgraf für 1.100 Gulden<br />

auch den Stüterhof, auf dem 80 wilde Pferde standen. 1504: schlimm erging es<br />

dem Kloster während des Bayerischen Erbfolgekrieges. Zuerst statteten sie für<br />

viel Geld zwei Wagen mit Kriegsmaterial aus und dann erpresste Pfalzgraf<br />

Alexander von Pfalz-Zweibrücken große Summen. Zu allem Unglück nahte der<br />

Bauernkrieg 65 :<br />

Ein ganzes Bündel von weiteren Ursachen beendete die Geschichte des Klosters.<br />

Die innere Glaubensleere war Zeichen für das erlöschende Glaubensfeuer. Kaum<br />

noch einer begeisterte sich für die alte, ausgebrannte Glaubenshülse. Martin<br />

Luther lag im Trend und nur die katholischen Kirchenoberen verkannten die<br />

Zeichen der Zeit. Dem Kloster Otterberg liefen die Mönche weg. So stand der<br />

letzte Abt Wendelin Merbot allein da. Wem gehörten das Kloster und der reiche<br />

Klosterbesitz? Natürlich der Glaubensgemeinschaft. Aber die war verschwunden<br />

und existierte nicht mehr. Ab dem 10.1.1546 wurde in Otterberg der Gottesdienst<br />

erstmals auf Deutsch gehalten und Ende 1560 erließ Kurfürst Friedrich III.<br />

folgerichtig den Auflösungsbescheid. Dadurch überführte er den umfangreichen<br />

Besitz des Klosters Otterberg in kurpfälzisches Eigentum, so wie es ihm der<br />

Herzog von Zweibrücken vor über 30 Jahren vorgemacht hatte. Der Kurfürst<br />

versüßte dem ehemaligen Abt seinen Abschied. Wendelin Merbot akzeptierte und<br />

verließ am 24.2.1561 Otterberg. Er führte von nun an den Titel eines<br />

kurpfälzischen Geheimen Rates und erhielt Pension. Er ließ sich im ehemaligen<br />

Otterberger Klosterhof in Worms nieder, wo er bereits am 31. Oktober 1561<br />

verstarb. Die Romantiker verklärten seinen Tod. Sie erklärten, er habe an<br />

Depressionen gelitten und sei an gebrochenem Herzen gestorben.<br />

Das kurpfälzische Oberamt in Kaiserslautern bestellte für den ehemaligen<br />

Klosterbesitz einen erfahrenen Verwalter, der damals den Titel Schaffner führte.<br />

Es war Hans (Johann) Engel Pfleger. Der ehemalige Klosterbesitz blieb also als<br />

Verwaltungseinheit beisammen.<br />

Gerhard Kaller recherchierte die anschließende religiöse Betreuung 66 . Der<br />

reformierte Pfarrer war demnach für Erlenbach, den Gersweilerhof, Morlautern,<br />

64 ) Willi Alter, die Berichte des Peter Harer vom Bauernkrieg, a.a.O. S. 104 ff,<br />

65 ) Geschichtsinteressierten empfehle ich zwei Bücher: 1. Dr. Günther Franz, Der deutsche<br />

Bauernkrieg 1525, Berlin 1925 und 2. Willi Alter, Der Aufstand der Bauern und Bürger im Jahre<br />

1525 in der Pfalz, Speyer 1998<br />

66 ) Gerhard Kaller, Otterberg, Band I, Otterbach, S. 202<br />

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