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Sedan. Zuerst war die fürstliche Familie in Metz in Sicherheit und dann lebte sie<br />

in Sedan. Beide Städte waren damals im heutigen Ostfrankreich und waren die<br />

Zentren des Kalvinismus. Sie boten den pfälzischen Flüchtlingen aus Lautern,<br />

Otterberg, Erlenbach und Morlautern Rückzugsgebiet und Schutz in diesem<br />

schrecklichen Krieg. Erst im Sommer 1644 erlaubten die Spanier dem<br />

Pfalzgrafen, sich in seinem Schloß in Kaiserslautern niederzulassen. Aber erst der<br />

Westfälische Frieden von 1648 gab den Pfälzern die Religionsfreiheit wieder<br />

zurück. Eine wichtige Voraussetzung für den Wiederaufbau. Der Pfalzgraf<br />

erkannte mit klarer Deutlichkeit, dass der Wiederaufbau nicht allein mit den<br />

pfälzischen Rückkehrern gelingen konnte. Deshalb rührte er die Werbetrommel<br />

und Hunderte von französischen Calvinisten kamen anfänglich aus Metz und<br />

Sedan, wie wir aus den Otterberger Kirchenbüchern entnehmen können. Dazu<br />

gehörten u.a. die Vilcains (= Wilkings), Villiards, Fortineux. In der dritten<br />

Einwanderungswelle kamen wiederum die Wallonen aus dem heutigen Belgien<br />

(Liège = Lüttich) und der Picardie 179 , dem heutigen Nordosten Frankreichs.<br />

Etliche flohen aus La Chapelle und Mons (Monts), als Turenne 1637 dort Krieg<br />

gegen die Spanier führte.<br />

Der Wald und die Natur eroberten altes Kulturland zurück. Herrliche<br />

Brombeerhecken und Gestrüpp überzogen ehemalige Äcker. Aus sicheren<br />

Rückzugsgebieten kamen nach und nach Überlebende zurück und krempelten die<br />

Ärmel hoch. Zuerst kamen ab 1579 die von den Spaniern verfolgten Holländer<br />

(Roos) zu uns. Im Verlauf der nächsten 150 Jahren zogen ganze Familien und<br />

Sippen aus der Schweiz, Frankreich, Belgien und Bayern zu uns. Wie die<br />

allem in 1641 erfolgreich Richelieu heraus und machte Sedan zu einem Zufluchtsort für<br />

politisch, religiös Verfolgte.<br />

179 ) Die Gründe für die Menschen aus der Picardie zu fliehen, waren dieselben wie bei uns. Krieg,<br />

Zerstörung, Plünderung, Vergewaltigung etc. 1637 befahl Richelieu seiner Armee unter dem<br />

Kommando des Kardinals de La Valette und dessen Bruders Herzog von Candale durch die<br />

Picardie nach Flandern einzumarschieren. Dabei war wieder der spätere Feldmarschall<br />

Vicomte de Turenne, der in seinem Buch auf Seiten 42 ff die Aktionen kurz beschreibt. Vor<br />

Flandern lagen aber die von den Spaniern besetzten Städte und Festungen in der Picardie:<br />

Landrecie im Hainaut, die durch 5 Bastionen und etlichen Wassergräben geschützt war.<br />

Zudem goß es aus Kübel, so dass Turennes Soldaten bis zum Gürtel im Wasser standen. Die<br />

Eroberung kostete viele Soldatenleben.<br />

Danach schickte de la Valette den Vicomte de Turenne aus, um Solre zu nehmen. Es war<br />

damals die am stärksten befestigte Burg, die eine spanische Garnison von 2.000 Soldaten<br />

beherbergte. „Der Vicomte attackierte so lebhaft, dass der Feind sich schnell ergab“. Turenne<br />

gibt in seinen Erinnerungen von 1637 weder Daten noch andere Details preis. Aber an eine<br />

andere Geschichte konnte er sich ganz gut erinnern. „Einige Soldaten hatten in der Burg eine<br />

Frau von außerordentlicher Schönheit gefunden. Sie präsentierten diesen Augenschmaus<br />

ihrem Kommandanten als das wertvollste Beutestück. Turenne war damals 26 Jahre alt und<br />

noch nicht sensibel genug, die Untaten seiner Soldaten zu bestrafen. Er überließ sie seinen<br />

Soldaten. Man riss ihr mit großer Brutalität die Kleider vom Leib und …Er ließ ihren<br />

Ehemann suchen, um sie ihm in seine Hände zu übergeben. Er sagte zu ihm: das war die<br />

Diskretion meiner Soldaten, die sie Deiner Frau schuldeten“ (Turenne, Histoire, S. 44)<br />

La Chapelle, war eine stark befestigte Stadt. Turenne konzentrierte zum Beschuss 30<br />

Kanonen, die zwei Tage lang die Stadt bombardierten. Am nächsten Tag konnte die Stadt<br />

eingenommen werden. Bei der Eroberung hatte es viele Tote gegeben. In diesem<br />

Zusammenhang nennt Turenne auch Mons (aus der 1684 --- 150 Menschen nach Otterberg<br />

flohen, siehe unten)<br />

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