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Die 1689 verwaiste Kirche betreute der deutsch reformierte Pfarrer Johannes<br />

Weldener 221 bis 1712. Er dürfte in der pfarrerlosen Zeit die wallonische<br />

Kirchengemeinde betreut haben.<br />

> Im Dezember 1715 führte die Kirchenverwaltung den bilingualen Franzosen<br />

Jean Pierre Engelmann in sein seelsorgerisches Amt ein, der bis zu seinem<br />

Tod in 1751 die über 300köpfige Gemeinde leitete. Dieser Mann war damals<br />

und ist noch heute für uns ein großer Glücksfall, da er fleißig und sehr<br />

detailliert die Kirchenbücher und die Konsistorialakten führte. Deshalb<br />

können wir uns ein sehr gutes Bild über die Jahre 1716 bis 1750 machen. Da<br />

er auch lang anhängige Rechtsstreitigkeiten führte und darüber berichtete,<br />

konnte ich wertvolle Information gewinnen, die sogar die Zeit ab 1579<br />

erhellen.<br />

In Otterberg und seinen Filialen haben wir deshalb zwei reformierte<br />

Parallelkirchen, die<br />

• Deutsch-Reformierte Kirche & als Konkurrenz und Ergänzung die<br />

• Französisch-Reformierte Kirche,<br />

die mehr oder weniger gut miteinander harmonierten. Sie teilten sich das<br />

Langhaus der Abteikirche und hielten abwechselnd sonntags um 8 Uhr und 10<br />

Uhr Gottesdienst. Die beiden Pfarreien waren um 1726 in etwa gleichstark, bzw.<br />

die Pfarrer hatten anfänglich ein gleich hohes Einkommen. Nach 1734/35 wurde<br />

die deutsch ref. Gemeinde stärker.<br />

Alle vier Kirchengemeinden unterstanden der Obersten Kirchenverwaltung in<br />

Heidelberg. Die Pfarrer wurden verpflichtet die Kirchenbücher vollständig zu<br />

führen und alle drei Jahre Statistiken über die Bevölkerungsentwicklung nach<br />

Heidelberg zu schicken.<br />

Die Hohe Regierung (La Haute Regence) befahl den Pfarrern wiederholt und<br />

eindringlich die Augen aufzuhalten. Wer sich an seiner Tochter verging Inzeste), (<br />

wurde ausgepeitscht und aus dem Land gejagt. Auch war die Heirat unter<br />

direkten Blutsverwandten verboten. Die Hochzeiten von Cousin und Cousine<br />

mussten gemeldet und konnten genehmigt werden. (Verordnung vom 10.9.1743)<br />

6.2. Die traurige Ausgangslage<br />

Ludwig XIV. machte eine rücksichtslose und aggressive Außenpolitik. Er<br />

reklamierte für seine Schwägerin die Liselotte von der Pfalz 222 das Staatsgebiet<br />

der Churpfalz als französisches Staatsgebiet. 1688 begann General Mélac mit der<br />

Invasion. In diesem Zusammenhang flüchtete der wallonische Pfarrer Charles<br />

Faucher mit über 150 Gläubigen aus Otterberg und ließ sich in Holzappel nieder.<br />

Die Besatzungsmacht und ihre Helfer verhinderten eine Neuwahl eines<br />

calvinistischen Geistlichen, so dass die Wallonen - Gemeinde bis Ende 1715 kopf-<br />

221 ) Weldener, Weldner Johannes, * um 1639 in Niedenheim (Niederhessen) 1667 – 1670<br />

Schulmeister in Schweigern, 1670 bis 1673 Kantor und Schulmeister in Oppenheim, 1670 bis<br />

1677 Schulmeister und Diakon in Billigheim. 1677 bis 1680 Pfarrer in Godramstein. Ab 22.8.1680<br />

bis 1712 Pfarrer in Otterberg<br />

222 ) Elisabeth Charlotte * 27.5.1652 Sie war die Tochter von Carl Lutdwig & Charlotte, Tochter des<br />

Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel.

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