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Heimkirchen, die Quartier suchten. Maria Barbara Mayer war seit dem 16 Mai<br />

1794 Witwe des Hofbeständers Felix Mayer, der an einer langwierigen Krankheit<br />

im Alter von 53 Jahren verstorben war. Sie stand mit vier kleinen Kindern allein<br />

da. Die jüngste Tochter Maria Catharina war am 21. März 1794 auf die Welt<br />

gekommen, Zwei Monate später war sie aber schon Halbwaise. Emotional und<br />

finanziell für die junge Witwe eine Katastrophe. Sicher war sie froh, als ein<br />

kaiserlicher Soldat bei ihr übernachtete. Sie fragte weder nach seinen Namen,<br />

noch nach dessen Regiment. 9 Monate nach diesem One-Night-Stand kam am 8<br />

März 1797 Friederica Catharina auf die Welt. Hebamme war Elisabetha<br />

Catharina, die Ehefrau des Friedrich Ludwig Haaß aus Dörrmoschel Frau Haaß<br />

übernahm bei dem kleinen Würmchen auch die Patenschaft.<br />

Aber Liebe und Leidenschaft fragt nicht nach Nationalität, sie überwindet<br />

Sprachgrenzen. Maria Catharina Philippi, * 17.3.1768 in Rudolfskirchen hatte<br />

sich in George Mounot verliebt, einen französischen Grenadier, der in<br />

Heimkirchen kurzfristig Dienst tat. Am 24. November 1797 kam die gemeinsame<br />

Tochter Anna Catharina in Heimkirchen zur Welt. Leider geben weder das<br />

Kirchenbuch noch die französischen Standesamtsakten Auskunft über das weitere<br />

Schicksal der Drei.<br />

Das schreiende Elend der Jahre bis 1797 ist verklungen und zum Glück auch<br />

vergessen. Härtere menschliche Prüfungen und jüngere Schicksale ließen dieses<br />

Trauma bald in blanken Hass gegen den Erbfeind umschlagen. Die Ackerer<br />

ackerten schwer, sie ersetzten das Zugvieh durch übermenschliche<br />

Anstrengungen. Die Männer zogen zum Teil jahrelang abwechselnd den Pflug<br />

und die Frauen drückten den Sporn in die harte Erde.<br />

7.7. Segen der französischen Verwaltung<br />

Erst die napoleonischen Expansionspolitik und -kriege machte aus der besetzten<br />

Pfalz französisches Staatsgebiet. Der Rhein wurde zur Staatsgrenze gegenüber<br />

Deutschland. Die französische Besatzungsmacht war zuerst konzeptionslos und<br />

sie handelte dementsprechend. Ihre Soldaten waren undiszipliniert und verstießen<br />

zwischen 1794 und 1796 1000fach, massiv gegen die Menschenrechte der<br />

Einwohner. Die Lautrer und Erlenbacher durchlebten ein schreckliches<br />

Wechselbad der Gefühle. Den angstvollen Plünderjahren folgte der forcierte,<br />

planvolle Aufbau in der Pfalz.<br />

Heute, im Abstand von 200 Jahren dürfen wir die „Franzosenzeit“ als<br />

Wendepunkt, als Neubeginn in allen Bereichen würdigen. Die Leibeigenschaft<br />

wurde aufgehoben und die Gewerbefreiheit eingeführt. Die bisherigen Grenzen<br />

zwischen dem lutherischen, kurpfälzischen Niederkirchen und dem katholischen,<br />

sickingischen Schallodenbach entfielen endlich. Ade den Kleinstaaten<br />

354 .<br />

• Die Einführung des modernen, staatlichen Standesamtes 355 zum<br />

22. September 1798 führte zu korrekten und umfassenden<br />

354 ) Am 23. Januar 1798 hob die Pariser Regierung die bisherige territoriale Gliederung<br />

westlich des Rheins auf. Es entstanden die Departements (Regierungsbezirke) Rhein und<br />

Mosel, Donnersberg, Saar und Ruhr.<br />

355 ) aufgrund der Verordnung über den Zivilstand vom 1. Mai 1798

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