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Pocken118

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weil die einheimische Ratte ausgestorben war 116 . Von da ab waren Typhus, die<br />

Pocken und die Masern die schrecklichen Geißeln der Menschheit.<br />

Typhus – das Fleckfieber<br />

Die Kindersterblichkeit war erheblich. Oft war die allgemeine und/oder familiäre<br />

Ernährungslage schlecht. Die Mütter waren teilweise unterernährt und die Kinder<br />

kamen „in größter Schwachheit“ zur Welt und hatten somit keine<br />

Überlebenschancen. Es herrschte allgemein größte Armut und die Waschmaschine<br />

war noch unbekannt. Wahrscheinlich wurde nichts weggeworfen, auch des Toten<br />

letztes Hemd hatte für die Lebenden noch einen Wert. Es wurde gekürzt,<br />

verändert und umgenäht. Die Stoffe hatten leider eine sehr lange Haltbarkeit. Die<br />

Menschen waren verlaust und verwanzt. Das ist ein schlimmer Nährboden für das<br />

Fleckfieber, den Typhus. Ich füge ein Zitat aus der Brockhaus Enzyklopädie, das<br />

die Ansteckung, Krankheitsverlauf, Hygiene etc. anschaulich erläutert, an: „Das<br />

klassische Typhus wird durch Läuse (Kleiderläuse) von Mensch zu Mensch<br />

übertragen. Durch Kratzwunden gelangt der infizierte Kot der Laus in den<br />

menschlichen Körper. Nach einer Ansteckungszeit von 10–14 Tagen kommt es zu<br />

plötzlichen 8–10 Tagen anhaltenden Fieber um die 40 Grad mit heftigen Kopf-<br />

und Gliederschmerzen. Begleiterscheinungen sind Milzschwellung, Atemwegs-<br />

und Herzerkrankungen, Kreislaufschwäche. Der rote, kleinfleckige Ausschlag ist<br />

über den ganzen Körper verteilt. Gleichzeitig tritt eine Gehirnentzündung mit<br />

Bewusstseinstrübungen und unmotivierten Erregungen auf, die in 10 – 20 % der<br />

Fälle zum Tod führte“. Bei unvollständiger Heilung – wie damals üblich –<br />

konnten Hirnschäden zurückgeblieben sein.<br />

Soweit als Vorwort.<br />

1621, am 3ten Fastensonntag ist Ottilia, Hans Schuhmachers Frau, nachdem sie<br />

etliche Tage zuvor an der Hautsucht erkrankte, dienstags zuvor das Abendmahl<br />

empfangen, morgens nach 2 Uhr in den Kirchenbrunnen gestürzt und noch vor<br />

der Morgenpredigt von der ganzen Gemeinde herausgezogen und folgenden<br />

Dienstag auf dem Gottesacker, aber ohne Sang und Klang 117 , dem Teufel<br />

schadenfroh zu trotzen und anderen zum Schrecken, an einem besonderen Ort<br />

beim Apfelbaum begraben und die Leichenpredigt gehalten“. Handelt es sich um<br />

Verzweifelung, der zum Selbstmord führte? Auf jeden Fall, wurden auf diese Art<br />

und Weise Selbstmörder beerdigt!<br />

1734/35 dürfte in und um Otterberg diese furchtbare Seuche Hunderte von Opfern<br />

gefordert haben. Die Pfarrer schreiben nur von der Krankheit.<br />

1865: War es mangelnde Hygiene, die dem Tod eine reiche Ernte bescherte? In<br />

den Jahren 1865 und 1866 feierte der Typhus auch in Erlenbach einen<br />

überbordenden Ertrag.<br />

116 ) Die Wanderratte kam ursprünglich aus China und tauchte im 19. Jahrhundert in Europa auf!<br />

117 ) eine schöne Redewendung<br />

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