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Karl „verhörte“ persönlich den vom Bösen getriebenen Rebellen. Aber Luther<br />

beharrte auf seiner Auffassung. Er hätte seine Haltung aufgegeben, wenn man ihn<br />

mit zutreffenden Bibelstellen hätte widerlegen können. Aber Luther war ein<br />

Kaiser des Wortes und der Logik. Beherzt wie eine Löwin, die ihr Junges<br />

verteidigt, wehrte er jeden Angriff ab. Gingen ihn die Gegner auf Latein an,<br />

antwortete er sprachgewandt. So triumphierte Luther, denn er war bibelsicherer<br />

als seine Diskussionsgegner. Am 18. April war alles vorbei.<br />

35 Die meisten<br />

Anwesenden waren von der Überzeugungskraft Luthers beeindruckt und hatten<br />

schon längst auf seine Seite gewechselt. Danach war aus dem Reichstag die Luft<br />

raus. Die meisten Fürsten waren bereits abgereist, als der Kaiser am 8.5.1721<br />

einen vorformulierten Haft- bzw. Tötungsauftrag (= Wormser Edikt =<br />

Reichsacht) vorlegte, der 3 Wochen später wirksam werden sollte. Aber Luther<br />

war bereits auf der Wartburg in Sicherheit.<br />

Heute wissen wir, dass die eigentlich theologische Auseinandersetzung später in<br />

etliche blutige und menschenverachtende Kriege mündete. Der blutige Kampf um<br />

Staats- und Kirchenmacht dauerte drei Jahrhunderte. Bühne war auch die gesamte<br />

Pfalz. Bemerkenswert und dramatisch verliefen hier der:<br />

• Dreißig Jährige Krieg 1618 - 1648<br />

• Der Holländische und der Reunionskrieg, die ab 1672 auch das<br />

Alltagsleben in und um Otterberg bestimmten.<br />

• Die versuchte Rekatholisierung Otterbergs und Umgebung ab dem<br />

Einmarsch der französischen Truppen in 1689.<br />

• Die Störung des Religionsfriedens durch den katholischen Pfarrer<br />

Otterbergs. Dazu gehörte ein langer Katalog von materiellen und<br />

geistlichen Zwangsmitteln um das Ziel zu erreichen. Schluss damit war<br />

erst mit dem Frieden von Baden in 1714. Es dauerte aber weitere 6 Jahre,<br />

bis die Protestanten wieder in ihre alten Rechte eingesetzt wurden.<br />

2.2. Die Reformation im 16. Jahrhundert<br />

Kaum vom Reichstag in Worms zurückgekehrt, stieß Ludwig der Jüngere 36 ,<br />

Herzog von Pfalz-Zweibrücken die Reformation an. Auf der Suche nach einem<br />

geeigneten Prediger stieß er auf Johann Schwebel, der sehr früh die Gedanken<br />

Luthers aufgegriffen und verinnerlicht hatte. Johann Schwebel war Stadtpfarrer in<br />

Pforzheim gewesen. Seine Gegner bedrohten ihn hasserfüllt. Er floh und fand<br />

1521 auf der Ebernburg bei Franz von Sickingen Zuflucht. 1522, spätestens<br />

1523 bestellte ihn Herzog Ludwig II. zum ersten evangelischen Prediger in<br />

Zweibrücken 37 , wo er 1540 verstarb. Der Abt von Hornbach Johann von<br />

35<br />

) …es sei denn, dass ich durch Zeugnisse der Schrift oder aber durch scheinbare Ursachen<br />

überzeugt werde. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien. Ich bin überwunden,<br />

(= überzeugt) durch die Schriften und gefangen durch das Wort Gottes. Deshalb, ich mag<br />

nicht, noch will ich widerrufen, weil weder das Gewissen zu handeln beschwerlich, unheilsam<br />

ist. Gott helf mir! Amen.<br />

36<br />

) Nach neuerer Zählweise ist es Herzog Ludwig II von Zweibrücken. Er regierte von 1502 –<br />

1532.<br />

37<br />

) 1525: Es war die Zeit der Bauern-Revolution. Viele Bürger in den Städten solidarisierten sich<br />

mit den Bauernhaufen. Johann Schwebel hatte vergeblich die Bürger Zweibrückens davor<br />

gewarnt, sich den Bauernhorden anzuschließen. Er verlangte Gehorsam auch gegenüber dem<br />

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