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So zog man den Hügel hinauf. Aber die hintersten Bauern fingen zu fliehen<br />

an. Die Reiter galoppierten hinter her und erstachen alle, die sie erreiten<br />

konnten. Als die Reiter oben sahen, was unten geschah, zogen sie ihre Säbel<br />

und hauten gleichermaßen drauflos. Ehe der Pfalzgraf und seine Leute dem<br />

Morden Einhalt gebieten konnten, lagen über 800 tote Bauern herum. Von<br />

den Überlebenden wurden 30 mit dem Schwert hingerichtet. Die übrigen,<br />

wiewohl sie alle rechtsschuldig und hoch strafbar waren, begnadigte man<br />

und ließ sie nach gebührender Verpflichtung ziehen.<br />

Mittlerweile war es Abend geworden. Die Fürsten und ihre Soldaten zogen<br />

müde und erschöpft von dem Töten in ihr Lager. Deshalb wollte der<br />

Churfürst seinen Leuten eine weitere anstrengende Nachtwache ersparen. Er<br />

befahl seinem Marschall Wilhelm von Habern, die Sache selbst in die<br />

Hand zu nehmen. Demnach zog er mit der Rennfahne in die Stadt und<br />

versammelte die 1.000 Bauern auf dem Kirchhof. 500 von ihnen ließ er in<br />

der Kirche einsperren und von den Bürgern Pfeddersheim ein Kerbholz<br />

anfertigen, darin die Zahl (500) geschnitten war. Er befahl ihnen die Kirche<br />

abzusperren und alle Türen und Fenster zu verriegeln. Von Habern machte<br />

den Bürgern drastisch deutlich, wenn er am anderen Tag käme und einer<br />

würde an der Summe fehlen, dann würde er die entsprechende Zahl durch<br />

die Bürger auffüllen lassen und noch zur gleichen Stund köpfen lassen.<br />

Außerdem befahl Marschall von Habern den Bürgern, in allen Häusern,<br />

Kellern, Scheuern und anderen Orten nach versteckten Bauern zu suchen.<br />

Als am nächsten Morgen der Hauptmann Jacob von Fleckenstein und<br />

Leutnant Johann von Schonburg in die Stadt ritten, präsentierten ihnen die<br />

Bürger 300 weitere Bauern. Die Bürger hatten wohl durch Todesangst<br />

getrieben, die ganze Nacht fleißig nach ihnen gefahndet. Der Marschall ließ<br />

nach kurzer Anhörung 24 Übeltäter enthaupten, die anderen allesamt<br />

wurden begnadigt.<br />

Von dem Stadtrat wurden vier Leute hingerichtet. Die anderen Schuldigen<br />

waren tags zuvor mit den Bauern ins Feld gezogen und dort erstochen<br />

worden. Die Bürger mussten alle ihre Büchsen, Harnische und sonstige<br />

Waffen im Schloss zu Alzey abgeben. Die Stadt wurde ihrer lang<br />

hergebrachten Freiheiten beraubt. Sie huldigten sofort dem Kurfürsten. Im<br />

Laufe der nächsten Jahrzehnte verflog der fürstliche Zorn und Kurfürst<br />

Ottheinrich gewährte gleich zu Beginn seiner Regierung am 23.4.1556<br />

Pfeddersheim wieder die alten Rechte.<br />

„Am Donnerstag, den 29.6.1525 zog der Kurfürst mit seinen Kriegsleuten nach<br />

Freinsheim, um etliche am Leib, die anderen am Gut zu bestrafen. Er nahm der<br />

Stadt ihre Rechte und Freiheiten und alle mussten ihre Waffen und Harnische<br />

abgeben“.<br />

„Des anderen Morgens (Samstag, 30.6.) zog mein gnädigster Herr Pfalzgraf<br />

mitsamt den Fürsten nach Neustadt an der Hardt. Die trierischen Soldaten<br />

gingen nach Winzingen, die Reiter Herzog Ludwigs nach Mußbach und das<br />

Fußvolk samt der Artillerie lagerte bei Diedesfeld und Hambach. Da die Bürger<br />

Neustadts sich besonders übel verhielten und die Gesetze krass übertreten hatten,<br />

fiel ihre Strafe dementsprechend aus. Acht wurden auf dem Marktplatz mit dem<br />

Schwert hingerichtet und etliche Aufständische kamen in die tiefstgelegenen

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