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sich aufteilen. Der 21jährige Wilhelm von Oranien erkannte die Gefahr, dass es<br />

um die Existenz Hollands ging. Die Holländer wurden von Franzosen und<br />

Engländern zunächst fast überrannt. Als es dem Generalstatthalter Hollands,<br />

Wilhelm III. von Oranien, gelang, eine Koalition mit dem Kaiser, dem<br />

Deutschen Reich, Brandenburg, der Kurpfalz und Spanien zustande zu bringen,<br />

verstärkte sich der Widerstand. Als nächstes beseitigte er die zerstrittene<br />

Admiralsführung und machte aus der holländischen Marine eine wirksame<br />

Seemacht unter der Führung de Ruyters. Zwei Jahre lang lieferten sich englische<br />

und holländische Kriegsschiffe Seeschlachten mit wechselndem Ausgang.<br />

England brauchte 2 Jahre, um zu erkennen, dass Frankreich der lachende Dritte<br />

war. Im Frieden von Westminster und Breda klärten Holland und England die<br />

Streitpunkte. Ab 1774 unterstützte England die Allianz Hollands mit Dänemark &<br />

dem Kurfürst der Pfalz und mit dem Deutschen Kaiser<br />

Nun musste Ludwig XIV seine Kriegsziele allein erreichen. Er war selbstbewusst<br />

genug, nicht klein beizugeben. Warum auch? Er hatte gut ausgebildete Truppen,<br />

die unter hervorragender Führung stand. Der Krieg, die Schlachten fanden überall<br />

zwischen Basel und der Nordsee statt. Der Oberbefehlshaber Henri Turenne 188<br />

war während der 6 Jahre laufend unterwegs, nur unterbrochen von den<br />

entbehrungsreichen Winterlagern. Auf etwa 100 Seiten seines dicken 1.<br />

Buchbandes 189 beschreibt er diese hektischen und blutigen Jahre. Und dabei ging<br />

keiner mit Glacéhandschuhen vor. Auf wenigen Seiten seines Buches S. 512<br />

folgende wird er sehr konkret. Aber was ist Ursache und Wirkung? Die<br />

nachstehenden Textstellen betreffen alle das Jahr 1674. Sie sind alle auf<br />

Französisch geschrieben und von mir übersetzt worden. Turenne schreibt von<br />

sich in dritter Form = er.<br />

Turenne war von Basel aus nach Hochfeld in der Nähe von Saverne (Zabern)<br />

marschiert. Er musste sich beeilen, wenn er die Truppenvereinigung des<br />

Herzogs von Lothringen und des Grafen Caprara vereiteln wollte. Los ging<br />

es am 12. Juni. Er nahm die Kavallerie mit, die er auftreiben konnte und 1.500<br />

Mann Infanterie, die ohne Gepäck marschieren mussten, um schnell voran zu<br />

kommen. In nur zwei Tagen war er am Ziel. Aus Philippsburg nahm er sechs<br />

Kanonen mit und seine Soldaten fassten für drei Tage ihre Lebensmittel.<br />

Mittags, am 14. Juni überquerte er bei Philippsburg auf einer Bootsbrücke<br />

den Rhein. Er hatte sich mit den Regimentern Baupré und Calvo, die<br />

Dragoner des Fay und die Bataillone Douglas, Plessis und de La Ferré<br />

verstärkt. Und das Bataillon Picardie, es bestand aus verschiedenen<br />

Kompanien junger Soldaten. Diese Truppen hatten bereits in Philippsburg<br />

gelegen. Die Schlacht war am 16. Juni. Die Kaiserlichen hatten sich zwischen<br />

188 ) Henri Vicomte de Turenne, geboren in Sedan am 11.9.1611. Seine Eltern waren Henri de la<br />

Tour d´Auvergne, Herzog von Bouillon, Herr von Sedan & der Elisabetha von Nassau, Tochter<br />

des Wilhelm von Nassau, des Prinzen von Nassau und der Charlotte von Bourbon Montpellier.<br />

Sein Vater war der Großonkel des Kurfürsten Karl Ludwig. 1636: In dem Eroberungskampf um<br />

Saverne ging Turenne heldenhaft vor seinen Soldaten her, überquerte Palisaden und Gräben und<br />

stieg durch die Bresche. Am letzten Tag des Eroberungskampfes wurde Turennes rechter Arm<br />

durch eine Musketenkugel zerschmettert und fast amputiert.<br />

189 ) Sein Buch „Histoire“ = Geschichte wurde 60 Jahre nach seinem Tod in Paris 1735 veröffentlicht.<br />

Seine Aufzeichnungen enthielten viele politische und diplomatische Geheimnisse. Deshalb musste<br />

so eine lange Sperrfrist eingehalten werden. Im Band II wird sein wichtiger Briefwechsel mit den<br />

Spitzenpolitikern der damaligen Zeit publiziert.<br />

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