28.12.2012 Aufrufe

Pocken118

Pocken118

Pocken118

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

381<br />

Bis Ende Juni 1933 hatte die NSDAP die Macht an sich gerissen. Alle Parteien,<br />

Gewerkschaften, Verbände, Vereine waren verboten, die Gleichschaltung war<br />

perfekt und rechtswidrig erzwungen, alle nicht Linientreuen wurden aus dem<br />

Staatsdienst entfernt, die Lehrer wurden zwangsweise mehr oder minder<br />

eingeschworene PG´s (Parteigenossen). Wie stark die Nazis das Schulsystem im<br />

Griff hatten, lesen wir im amtlichen Schulanzeiger der Pfalz von 1934:<br />

„Lehrer (einschließlich der Religionslehrer) und Schüler (Schülerinnen)<br />

erweisen einander innerhalb und außerhalb der Schule den<br />

deutschen Gruß (Hitlergruß). Der Lehrer tritt zu Beginn jeder<br />

Unterrichtsstunde vor die stehende Klasse und grüßt als erster, indem er<br />

den rechten Arm erhebt und dabei die Worte „Heil Hitler“ spricht. Die<br />

Klasse erwidert den Gruß in der gleichen Weise. Am Schluss der<br />

Schulstunde wiederholt der Lehrer den deutschen Gruß vor der<br />

stehenden Klasse. Wo bisher der katholische Religionsunterricht mit<br />

dem Wechselspruch „Gelobt sei Jesus Christus“ „In Ewigkeit Amen“<br />

begonnen und geendet wurde, ist der Deutsche Gruß in Verbindung mit<br />

den Worten „Heil Hitler“ zu Beginn der Stunde vor, am Ende der<br />

Stunde nach dem Wechselspruch zu erweisen.... An jeder Schule ist<br />

nach den Ferien, unmittelbar vor der Aufnahme des Unterrichts durch<br />

Hissen und zum Schulschluss vor allen Ferien durch Niederholen der<br />

Reichsfahnen in Anwesenheit aller Lehrer und Schüler unter dem<br />

Singen einer Strophe des Deutschland- und des Horst-Wessel-Liedes<br />

eine Flaggenehrung zu veranstalten.<br />

Die Erlenbacher Lehrer waren Frl. Hedwig Weber, sie unterrichtete die 1 und 2.<br />

Klasse. Sie wohnte in Braunbachs Haus, gegenüber der Eiche Ihre ehemaligen<br />

Schülerinnen wie Elisabeth Lenz, geb. Knieriemen bescheinigen ihr menschliche<br />

Wärme und fachliche Kompetenz. Ende Juni 1936 machte ihre Klasse mit den<br />

Erst- und Zweitklässlern einen kleinen Ausflug in die Natur. Am Waldrand zur<br />

Höllenstraße entstand das untenstehende Foto.<br />

Herr Heinrich J. stammte aus Hochspeyer. Er war gleichzeitig der NS<br />

Ortsgruppenführer. Bei ihm stimmte die neue Richtung. Zum Teil unterrichtete er<br />

die 3 und Viertklässler. Als der Geburtsjahrgang 1934 eingeschult wurde war er<br />

für die Erst- und Zweitklässler zuständig. Politisch stand er ganz rechts. Das<br />

Dritte Reich war für ihn das Himmelreich auf Erden. Der Hitlergruß war für ihn<br />

eine Selbstverständlichkeit. 1943 wurde Heinrich Jeblick zur Wehrmacht<br />

einberufen. Das machte sich sehr gut. Denn zwei Schulsäle (im heutigen<br />

Schulhaus) wurden in diesem Zusammenhang beschlagnahmt. In einem Saal<br />

stellte die Wehrmacht 26 Doppelbetten auf, um einquartierte Soldaten schnell<br />

unterbringen zu können und im zweiten Schulsaal nahm der Schneidermeister<br />

Ehrenfried Wolf seine Kriegsproduktion auf. Er nähte dicke, warme<br />

Wehrmachtskappen für die Soldaten an der Ostfront. Übrigens, die Gemeinde<br />

Erlenbach kündigte Wolfs Pachtvertrag am 28.8.1948. (siehe unten)<br />

Die Schüler Jeblicks wurden aufgeteilt. Die Schüler der 3. Klasse wurden danach<br />

von Frl. Weber unterrichtet. Nach dem Krieg dauerte es lange bis Jeblick den<br />

Persilschein bekam und in Hochspeyer wieder unterrichten durfte.<br />

381

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!