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7.15. Die optische Telegraphenlinie<br />

Paris, Metz, Mainz von 1813<br />

Das franz. Revolutionsdirektorium erkannte sehr schnell die Vorteile eines<br />

aktuellen, unverzüglichen Informationsaustausches. Die erste Telegraphenlinie<br />

nach dem System Chappe wurde bereits 1794 zwischen Paris und Lille in Betrieb<br />

genommen. 1798 war die Linie Paris – Straßburg einsatzbereit. Der weitere<br />

Ausbau der schnellen Nachrichtenübertragung in Richtung Mainz unterblieb<br />

allerdings jahrelang. 1812 war Napoleon wegen der katastrophalen Niederlage<br />

und quasi Vernichtung seiner 600.000 381 Mann Armee in Russland sehr eilig nach<br />

Frankreich zurückgekehrt. Er gab aber seine Expansionspläne und die<br />

Vorherrschaft in Europa nicht auf; er rüstete auf! Vor allem brauchte er schnelle<br />

Informationen über Vorgänge jenseits des Rheins. Deshalb befahl er am 13. März<br />

1813 den Bau der optischen Telegraphenlinie Metz – Mainz. Über den Fortgang<br />

der Bauarbeiten ließ sich Napoleon täglich unterrichten, was deren Bedeutung<br />

unterstrich. Bauleiter war Abraham Chappe, der Bruder des verstorbenen<br />

Erfinders. Die Bauarbeiten gingen so schnell voran, dass bereits nach einer<br />

Bauzeit von 75 Tagen die Linie stand. Sie hatte 105.000 Francs gekostet. Alle<br />

Baubeteiligten waren sehr engagiert. Oft streckten die verantwortlichen Beamten<br />

Geld aus eigener Tasche vor und arbeiteten selbst hart wie die Arbeiter.<br />

Hektisch nach der preußischen Kriegserklärung vom 16. März 1813, verließ<br />

Napoléon am 15.4.1813 Paris, machte vom 17. bis zum 24. April Station in<br />

Mainz. Am 27. war er schon wieder in Erfurt. Mit seiner Ankunft begann die<br />

erfolgreiche Offensive der franz. Armee. In zahlreichen kleinen und großen<br />

Gefechten 382 behielt Napoléon die Oberhand. Das erste Telegramm 383 wurde am<br />

29. Mai 1813 von Mainz aus nach Paris übermittelt. Es enthielt die Anweisung,<br />

rasch frische Truppen in den Osten zu schicken.<br />

Auf den höchsten Bergen entlang des Glans mit einer großen Rundumsicht, in<br />

einem Abstand von etwa 30 km, waren in Rekordzeit hohe Türme errichtet<br />

worden, so auch wenige Kilometer südlich von Meisenheim, von denen aus, die<br />

verschlüsselten Botschaften weitergegeben wurden 384 .<br />

381 ) Auf dem Marsch nach Moskau hatte Napoleon vornehmlich Soldaten aus den<br />

Rheinbundstaaten mitgenommen, so dass die meisten der Gefallenen rechtsrheinische<br />

Deutsche waren!<br />

382 ) Gefechte bei Merseburg, Weißenfels, Halle. Am 1. Mai bei Poserna, 9. Mai bei Dresden,.<br />

Am 20. und 21. Mai bezwingt in der verlustreichen Schlachten bei Bautzen und Wurschen die<br />

preuß./ russische Armee. Es fallen 22.000 Franzosen und 10.850 Russen und Preußen. Einen<br />

Tag später, am 22. Mai besiegt Napoleon in der Schlacht bei Markersdorf die russische<br />

Armee.<br />

383 ) Der Telegraph bestand aus einem 4,62 m langem Balken, an dessen Enden zwei Bretter<br />

gefestigt waren. Durch die Stellung der Hölzer zueinander konnten 196 Zeichen übermittelt<br />

werden. Die Telegramme wurden in Paris bzw. Mainz chiffriert, bzw. anhand umfangreicher<br />

Wort- und Satzbücher dechiffriert. Die Turmbesatzungen kannten eigentlich nur das<br />

Kommando für Anfang und Ende. Die Turmbesatzungen lasen mittels starker Fernrohre die<br />

Botschaft und gaben sie dann unverzüglich weiter.<br />

384 ) Heute stehen dort die riesigen Windräder und dekorieren die Landschaft und wandeln unsere<br />

Steuergelder mit 0,15 – 0,20 € je KW in private und kommunale Einnahmen um!

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