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Fingerfertigkeit erlangt. Der Umzug dauerte zwar einige Wochen, aber die<br />

Gemeindeverwaltung Erlenbach nahm pünktlich am 1. April ihre Arbeit auf. Dies<br />

war Anlass für eine große Feierlichkeit. Die Musikkapelle spielte auf, der<br />

Gesangverein sang das Bayernlied. Der Otterberger Bürgermeister und der<br />

Vertreter des Königlichen Bezirksamt hielten schöne, erfassende Reden, ein<br />

Balsam für die Volksseele. Die Bevölkerung war froh. Alles war einfacher, die<br />

Wege waren kürzer und man war bekannt. Je nachdem wo man wohnte, ersparten<br />

sich unsere Vorfahren lange, mühsame Wege ins Otterberger Stadthaus. Nur wir<br />

vom Gersweilerhof hätten genauso gut nach Kaiserslautern gehen können.<br />

Das neue Erlenbacher Standesamt arbeitete weiter mit seiner bekannten Präzision<br />

und dokumentierte alles Genau. 1904 hatten wir acht Sterbefälle. Aus unserer<br />

heutigen Sicht wohl sehr erstaunlich, die fortwährend und anhaltend hohe<br />

Kindersterblichkeit 434 . Im Jahr 1904 starben allein vier Kinder im Alter unter 5<br />

Jahren. Der älteste Erwachsene war damals 54 Jahre und der jüngste mit 29 Jahren<br />

eigentlich in der Blüte des Lebens. .<br />

Land- und Forstwirtschaft 1900 - 1920<br />

Das Foto ist zwar nicht sehr schön, aber es ist ausdrucksvoll und beschreibt das<br />

damalige harte Leben. Es ist die Zeit der Kartoffelernte. Zwei abgemolkene,<br />

magere Kühe ziehen den Pflug, der von zwei Mann mit Kraft in den Boden<br />

gedrückt wird. Vier Frauen folgen, die mit ihren Rechen die Früchte herausziehen.<br />

Nach diesem Arbeitsschritt sammelten alle die Grundbeeren in Körbe und Säcke.<br />

Unsere Waldarbeiter im Reichswald: 1904<br />

Hier stehen die Waldarbeiter und Waldarbeiterinnen jeden Alters beisammen.<br />

Dieser Tag war mit Sicherheit von schwerer körperlicher Arbeit geprägt, aber man<br />

ging höchstens mit Schwielen an den Händen heim. Anders die Baumfäller, mit<br />

ihrem gefährlichen Job. Die Baumfällung erfolgt heute noch im Winter, wenn die<br />

Lebenssäfte des Baumes ruhen. Wir sehen vier Arbeiter am Waldrand des<br />

Nauwaldes. Diese Arbeit war schweißtreibend und sehr riskant Vor allem dann,<br />

wenn gegen Arbeitsende die Kraft und die Konzentration schwand. 2. v. r:<br />

Henrich Heinrich<br />

1917, 21. Februar gab es einen tragischen Arbeitsunfall im Nauwald. Es war<br />

gegen 16 Uhr. Der Ackerer und Waldarbeiter Philipp Jacob Henrich 435 war mit<br />

drei Kollegen beim Fällen einer starken Buche beschäftigt. Der mächtige Baum<br />

fiel anders als erwartet und erschlug den 47jährigen Familienvater. Im Dorf<br />

herrschte breite Niedergeschlagenheit. Neben den vielen Kriegstoten ein weiterer<br />

434 ) Die hohe Kindersterblichkeit hielt noch sehr lange an. In allen Jahren bis 1920 war immer<br />

mindestens die Hälfte aller Sterbefälle Babys & Kleinkinder. Dazu kamen immer ein bis zwei<br />

Totgeburten mit allen Risiken für die Gebärende. .<br />

435 ) Henrich, Philipp Jacob, * 1870 war Sohn der Eheleute Jacob Henrich und seiner Ehefrau<br />

Katharina Wolf<br />

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