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1636 die erschütternde Ernte der Pest Tag für Tag sorgfältig registrierten,<br />

scheinbar ohne Furcht, eines Tages selbst Opfer der Seuche zu werden. Es waren<br />

der Toten zu viele, so dass die Geistlichen nur selten die Namen der Verstorbenen<br />

nannten und sich mit der Angabe der Zahl der täglich im Kirchspiel Lauterecken<br />

aus dem Leben gerissenen Einheimischen und Fremden begnügten“ 164 . Pfarrer<br />

Gregorius Schwarzkopf in Lauterecken gehörte am 24.7. zu den ersten 7<br />

Pesttoten überhaupt, seine Frau verstarb am 14.8.1635 mit 9 anderen Menschen.<br />

Die vom Diakon Johann Georg Schwindel und seinen Helfern geführten<br />

Totenlisten umfassen im Kirchenbuch mehr als 12 Seiten. Insgesamt verstarben<br />

„282 Bürger des Kirchenspiels, 62 Flüchtlinge, 14 Soldaten und Soldatenfrauen,<br />

zusammen 358 Personen“. Darunter waren auch einige der Nordpfälzer Vorfahren<br />

wie Degen, Hahn, Knapp und Steinhauer (Steinhawger) aus Lohnweiler,<br />

Wiesweiler und Lauterecken! Die vielen Toten hinterließen Lücken, Felder<br />

konnten nicht bestellt oder abgeerntet werden, Schuhe nicht hergestellt und Güter<br />

nicht transportiert werden. Die Infrastruktur erlitt auf Jahre schwere Schäden.<br />

Kinder standen plötzlich ohne Eltern und Geschwister da und waren Vollwaisen,<br />

die dann doch irgendwie aufwuchsen.<br />

4.12. Die schwedischen Truppen 1636/39<br />

Redigiert und übersetzt von Detlef Uhrig<br />

Während die französischen und schwedischen Truppen im lothringischen ihr<br />

Winterquartier 1635/36 bezogen hatten, reisten Weimar und La Valette nach<br />

Paris. Weimar war nach der Niederlage von Nördlingen in Schweden in Ungnade<br />

gefallen, denn der schwedische Hof betrachtete ihn als Ursache seines<br />

militärischen Unglücks, denn er hatte die Schlacht gegen den Rat des Marschalls<br />

Horns begonnen. Der Herzog war verärgert, weil ihn die schwedischen Minister<br />

mit Missachtung straften So trat der Herzog Bernhard von Weimar zwangsläufig<br />

in französische Dienste, nachdem ihn der schwedische Hof fallen gelassen hatte.<br />

Er erhielt eine Jahrespension von 15.000 Livres. Außerdem sagte ihm der König<br />

weitere 4 Millionen für den Unterhalt von 18.000 Soldaten zu, die aber der<br />

Autorität des französischen Monarchen unterstellt werden mussten.<br />

Der schlechte Erfolg des letzten Kriegsjahres 1635 hatte den Kardinal de la<br />

Valette dermaßen entmutigt, dass er das Kriegshandwerk aufgeben wollte. Der<br />

Regierungschef Kardinal de Richelieu erkannte aber Valettes Talente und<br />

verpflichtete ihn deshalb wieder, das Kommando über die französische Armee zu<br />

übernehmen. Auf Vorschlag Richelieus sollte er Saverne (Zabern) erobern. De la<br />

Valette sagte nur unter der Bedingung zu, wenn ich ihm (der Vicomte de<br />

Turenne) zur Seite gestellt würde.<br />

• Der Herzog von Weimar und de la Valette setzten die Truppen in<br />

Marsch, die Anfang Juni 1636 im Elsaß ankamen. Unsere Truppen griffen<br />

die Festung Zabern von zwei Seiten an. Der Herzog ließ vom Berg her<br />

eine Bresche in die österreichischen Verteidigungsanlagen schießen und<br />

im Sturmlauf seine Truppen angreifen. Sie wurden aber durch heftigste<br />

Gegenwehr zurück geschlagen. Zwei Tage später ließ er dies nochmals<br />

versuchen, wiederum ohne Erfolg. Ohne sich entmutigen zu lassen,<br />

164 ) Albert Zink, Chronik der Stadt Lauterecken, 1968, S. 183 ff

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