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Zwecken diente. So auch in Erlenbach, aber auch auf dem Gersweilerhof. Alle<br />

lernten lesen und schreiben. Eine tolle Reform. Die neuen Pfarrer predigten im<br />

verständlichen Deutsch. Jeder konnte das verstehen. Dadurch wurde das tägliche<br />

Leben zwar nicht besser, aber die Menschen konnten schneller teilhaben an der<br />

modernen Entwicklung. Und sonntags kam der Vikar von Otterberg rüber, um<br />

hier zu predigen. Dann wurden ganz einfach die Tische hinten hochgestellt und<br />

die Gläubigen saßen vorne und lauschten den Worten Gottes. So gab der Lehrsaal<br />

auch den Rahmen für Hochzeiten und Taufen.<br />

Aber dann der Dreißigjährige Krieg, der uns Mord, Totschlag & Verelendung<br />

brachte. Die schrecklichen Pestwellen von 1625 und vor allem von 1635 radierte<br />

vieles aus. War dies das Ende?<br />

Nein, das menschliche Saatgut blieb erhalten. Und aus ganz Mittel- und<br />

Westeuropa kamen Aufbauhelfer. Bei uns in Erlenbach und dem Gersweilerhof,<br />

wanderten vor allem Hugenotten aus Frankreich ein. So ging es schnell wieder<br />

aufwärts, wie der Phönix aus der Asche. Und so ist es nicht auszuschließen, dass<br />

die neue Schule bereits in den Jahren des Aufschwungs nach dem 30jährigen<br />

Krieg auf den Grundmauern des alten Schulgebäudes von 1559 errichtet wurde.<br />

Fest steht, als die detaillierte Kartierung Erlenbachs um 1825 anfing, da existierte<br />

es schon. Es hat die Flurstück-Nummer 50. Es wird im Verlauf etliche Umbauten<br />

erfahren haben.<br />

So schlimm auch die Napoleonische Herrschaft wegen ihrer Rekrutierung war, so<br />

hatten die Französische Republik und das Französische Kaiserreich doch vielfach<br />

positiven Einfluss auf die rasante Entwicklung des 19. Jahrhunderts gehabt. Dazu<br />

gehörten die Zivilehe, die Einführung des staatlichen Standesamtes, eine<br />

versachlichte Verwaltung, die Aufhebung der Leibeigenschaft und unter anderem<br />

auch die Schulreform. Nach dem Wiener Kongress wurde die Pfalz bayrisch und<br />

viele Neuerungen wurden sinnvollerweise übernommen und in bayerisches Recht<br />

gegossen!<br />

Mit dem Amtsblatt Nr. 27 vom 29. August 1817, S. 365 ff. führte die Regierung<br />

des Rheinkreises mit Sitz in Speyer die allgemeine Schulpflicht ein. In 38<br />

Paragraphen wurde sehr detailliert Fortschrittliches vorgeschrieben. Die<br />

Schulpflicht begann mit 6 Jahren und endete mit 12 Jahren für Mädchen und mit<br />

13 für Jungen. Das Schuljahr begann erstmals am 1. November und endete am 15.<br />

September. Das Jahresgehalt eines Lehrers betrug für kleinere Gemeinden (unter<br />

400 Seelen) 300 Gulden, wobei die Wohnung und der Schulgarten eingeschlossen<br />

waren. (Bargeld gab es wenig). Die Verordnung regelte auch die<br />

Lehrerausbildung (in Kaiserslautern), die tägliche Schulzeit von 3 Vormittags-<br />

und 3 Nachmittagsstunden. Der Fächerkanon mit dem Schwerpunkt Religion- und<br />

Sittenlehre war genauso festgelegt wie der zusätzliche Sonntag- und<br />

Feiertagsunterricht für die jugendlichen Söhne und Töchter. Jede Gemeinde hatte<br />

eine Ortsschulkommission zu bilden, die aus dem Bürgermeister, dem Pfarrer<br />

und einem Ratsmitglíed bestand und die in der ersten Woche jeden Monats tagen<br />

sollte. Übrigens sollte eine Schulklasse aus nicht mehr als 80 Schülern bestehen.<br />

• 1817 starb Johann Wilhelm Gutenberg (Guttenberg) der Schulmeister aus<br />

Heidelberg, der seit 40 Jahren in Erlenbach den Kindern das ABC<br />

beigebracht hatte. Er hatte am 12.2.1782 die Tochter des Otterberger<br />

Schulmeisters Boos geheiratet. Sein Nachfolger wurde

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