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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

❙ Des Weiteren fanden Studien, die vollendete Selbstmorde untersuchten, deutlich<br />

seltener Nachahmungswirkungen als solche, die sich mit Selbstmordversuchen<br />

befassten. 122 Dieser unerwartete Bef<strong>und</strong> bedarf noch der Begründung.<br />

❙ Der Publizitätsgrad von Selbstmorden spielt eine Rolle. Selbstmorde, über die nur<br />

ein amerikanisches Sendernetz („Network“) berichtet hatte, lösten deutlich seltener<br />

Imitationseffekte aus als solche, über die zwei oder drei Networks berichtet hat­<br />

ten. 123<br />

❙ Untersuchungen mit jüngeren Leuten (10–34 Jahre) fanden häufiger Effekte als<br />

solche mit älteren Personen. Übereinstimmungen zwischen dem Alter des <strong>Medien</strong>­<br />

vorbilds <strong>und</strong> des Nachahmenden wurden allerdings nur äußerst selten erfasst.<br />

In Bezug auf diese Bef<strong>und</strong>e ist allerdings zu berücksichtigen, dass methodisch proble­<br />

matische Studien auch durch eine Meta-Analyse nicht an Aussagekraft gewinnen <strong>und</strong><br />

Forschungslücken dadurch nicht behoben werden (vgl. auch Kapitel 3.5.3). Die Ergeb­<br />

nisse sind daher mit Vorsicht zu behandeln. Die wichtigsten methodischen Probleme,<br />

die im Übrigen auch Stack sieht, sind die Folgenden (vgl. z. B. Stack 2000; 2003; Pirkis/<br />

Blood 2001a; 2001b; Hawton/Williams 2001):<br />

❙ zu kleine Fallzahl;<br />

❙ fehlender Nachweis, dass Personen, die einen Selbstmord bzw. Selbstmordversuch<br />

begehen, tatsächlich vorher mit einem entsprechenden <strong>Medien</strong>stimulus in Kontakt<br />

gekommen sind;<br />

❙ Untersuchungen von Zeitreihen auf Wochen- oder Monatsbasis, wobei nicht immer<br />

sichergestellt ist, dass der <strong>Medien</strong>stimulus dem realen Verhalten tatsächlich voraus­<br />

gegangen ist;<br />

❙ mangelnde Berücksichtigung anderer Erklärungsfaktoren wie z. B. saisonale<br />

Schwankungen in der Zahl der Selbstmorde;<br />

❙ mangelnde Einbeziehung von Kontextfaktoren der <strong>Medien</strong>darstellung sowie<br />

Eigenschaften des Rezipienten <strong>und</strong> der Interaktion zwischen beiden Aspekten<br />

(z. B. Ähnlichkeit zwischen Modell <strong>und</strong> Selbstmörder).<br />

122 In Studien, die vollendete Selbstmorde untersuchten, waren Nachahmungswirkungen 94 % seltener zu<br />

finden als in solchen mit Selbstmordversuchen.<br />

123 Bei Selbstmorden, über die nur ein Network berichtet hatte, waren Imitationseffekte 84 % seltener als bei<br />

solchen, über die mehrere Networks berichtet hatten. Ähnliche Bef<strong>und</strong>e in Bezug auf die Verbreitung von<br />

Zeitungen mit Selbstmordberichten fanden Etzersdorfer/Voracek/Sonneck 2004. ➔<br />

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