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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Eine weitere Langzeitstudie, die die Gelegenheit nutzte, Effekte der Einführung des Fern­<br />

sehens in bislang fernsehfreien Gebieten zu messen, ist das „St. Helena Research Project“<br />

von Tony Charlton u. a. (vgl. v. a. Charlton/Gunter/Hannan 2002; vgl. auch Charlton/<br />

Gunter/Coles 1998; Charlton u. a. 1999; 2000; 2001; Gunter 2001). Im Rahmen dieser<br />

Studie wur-den seit Ende 1992 (über zwei Jahre, bevor im Mai 1995 das Fernsehen auf<br />

der entlegenen Insel St. Helena im Südatlantik, ca. 6.000 Einwohner, eingeführt wur­<br />

de), Daten zum Sozial- sowie zum Fernsehverhalten (ab 1995) 3- bis 8-jähriger Kinder<br />

erhoben. Vor Einführung des Fernsehens sammelten die Forscher durch Angaben von<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern Informationen über das Verhalten von Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern verschiedener Altersgruppen, befragten die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler nach<br />

ihrer Freizeitgestaltung (incl. Videonutzung), fertigten Videoaufnahmen vom Spiel­<br />

verhalten der Kinder an <strong>und</strong> führten Beobachtungen in der Schule durch. Nach Einfüh­<br />

rung des Fernsehens wurde diese Erhebungen fortgesetzt, eine Inhaltsanalyse des<br />

Programms durchgeführt, eine Fokus-Gruppen-Diskussion mit älteren Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern durchgeführt <strong>und</strong> das Fernsehverhalten der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

über Tagebuchaufzeichnungen ihres Fernsehkonsums erhoben.<br />

Obwohl das Ausmaß gezeigter <strong>Gewalt</strong> ungefähr dem in Großbritannien <strong>und</strong> in anderen<br />

Ländern entsprach, konnten die Forscher keine Wirkungen im Sinne einer Steigerung<br />

des gewalttätigen bzw. antisozialen Verhaltens bei den Kindern durch die Einführung<br />

des Fernsehens feststellen. Charlton u. a. konstatierten, dass auf St. Helena auch fünf<br />

Jahre später keine negativen Effekte des neuen Mediums festzustellen waren. Dies<br />

führten sie auf die intakte Sozialstruktur <strong>und</strong> die starke soziale Kontrolle in der kleinen<br />

Gemeinschaft zurück, die dafür sorge, dass sich Fernsehgewalt nicht in gewalttätigem<br />

oder anderem antisozialem Verhalten niederschlage. Es wird nicht davon ausgegan­<br />

gen, dass die Kinder gewalttätiges Verhalten nicht gelernt hätten, aber ihre Umwelt<br />

verhindere, dass dieses Verhalten in die Tat umgesetzt werde. Charlton, Gunter <strong>und</strong><br />

Hannan (2002, S. 130f.) konstatieren: „[...] where environments actively check on and<br />

correct children’s behavior, television’s capacity to adversely affect young viewer’s so­<br />

cial behavior is lessened or removed, in general. Likewise, television’s scope for promp­<br />

ting pernicious effects on young viewers is heightened where parents, neighbours,<br />

schools and communities are unwilling, or unable, to provide these checks, and cues.<br />

Thus, where parents and others, or the community at large, appear permissive of<br />

aggression (either by deliberately ignoring, overlooking, or actively condoning it), they<br />

increase chances that children will behave aggressively, with and without television.“<br />

Der einzige bedenkliche Effekt, den die Forscher fanden, bezog sich auf eine größere<br />

Präferenz violenter Programme bei denjenigen Kindern, die sich schon vor Einführung<br />

des Fernsehens durch ein pro-blematisches Verhalten ausgezeichnet hatten.<br />

Eine weitere Langzeituntersuchung stammt von Jeffrey G. Johnson u. a. (2002). An der<br />

Studie nahmen 707 Familien mit einem Kind zwischen 1 <strong>und</strong> 10 Jahren aus zwei Coun­<br />

ties im Norden des Staates New York teil. Diese wurden 1975, 1983, 1985/1986 <strong>und</strong> 1991–<br />

1993 interviewt. 196 Dabei wurden sowohl von den Kindern als auch von ihren Müttern<br />

196 1975 lag das Durchschnittsalter der untersuchten Kinder bei 5,8 Jahren, 1983 bei 13,8 Jahren, 1985/86 bei ➔<br />

16,2 Jahren 1991–1993 bei 22,1 Jahren <strong>und</strong> 2000 bei 30 Jahren.<br />

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