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Übersicht <strong>Medien</strong>pädagogische Interventionsstrategien<br />
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Gruppe 1 erhielt ein „Social-Reality“-Statement, d. h. wurde informiert, dass sich Men<br />
schen im wirklichen Leben nicht wie die Personen im Film verhalten.<br />
Gruppe 2 erhielt ein „Factual-Reality“-Statement, d. h. wurde informiert, dass die<br />
Menschen im Fernsehen nur Schauspieler seien <strong>und</strong> bei der Produktion der Sendung<br />
Kameratricks eingesetzt worden seien.<br />
Gruppe 3 wurde mit „Social-Reality“-Fragen konfrontiert, d. h. die Kinder wurden z. B.<br />
gefragt, ob sie glaubten, dass sich Menschen im wirklichen Leben so verhielten wie die<br />
Personen im Fernsehen.<br />
Gruppe 4 wurden „Factual-Reality“-Fragen gestellt, so z. B. ob die Charaktere <strong>und</strong><br />
Ereignisse im Programm echt oder für die Sendung produziert worden seien.<br />
Gruppe 5 (Kontrollgruppe) wurde keiner entsprechenden Botschaft ausgesetzt.<br />
Nach der Filmvorführung erfolgte eine Befragung der Versuchspersonen. Die Untersu<br />
chung ergab, dass Alter <strong>und</strong> Ausmaß des Fernsehkonsums einen entscheidenden Ein<br />
fluss auf den Erfolg der verschiedenen Inhalte bzw. Formen der Intervention besitzen.<br />
Was den Inhalt der Botschaft betrifft („Social Reality“ vs. „Factual Reality“) zeigten sich<br />
keine Unterschiede bei jüngeren <strong>und</strong> älteren Kindern. Auch der Fernsehkonsum wirk<br />
te sich nicht auf die Wirkung der „Factual-Reality“-Botschaft aus, allerdings durchaus<br />
auf die der „Social-Reality“-Botschaft. Bei Vielsehern rief diese die am wenigsten positi<br />
ve Einstellung gegenüber dem Programm hervor (möglicherweise weil für Vielseher<br />
die Inhalte ihre Wirklichkeitssicht kultivieren – vgl. Kapitel 3.3.3 – <strong>und</strong> die „Social-<br />
Reality“-Botschaft somit eine „neue“ Information für sie darstellte). Dagegen war bei<br />
Wenigsehern ein umgekehrter Effekt (d. h. eine positive Einstellung gegenüber den<br />
<strong>Medien</strong>inhalten) zu konstatieren. Eine mögliche Erklärung sehen Nathanson <strong>und</strong> Yang<br />
(2003, S. 127) darin, dass die Betonung des Unterschieds zwischen Fernsehen <strong>und</strong> Reali<br />
tät dazu geführt hat, dass die Kinder nunmehr mit größerer Freude <strong>und</strong> ggf. größerem<br />
Interesse das Programm betrachtet haben.<br />
In Bezug auf die Form der Botschaft (Frage oder Statement) stellte sich heraus, dass State<br />
ments bei jüngeren Kindern (5 bis 8 Jahre) effektiver waren als Fragen – vermutlich,<br />
weil jüngere Kinder mit der Verarbeitung <strong>und</strong> Beantwortung der Fragen noch überfor<br />
dert waren. Bei älteren Kindern (9 bis 12 Jahre) führten Statements zu einer positiveren<br />
Wahrnehmung des gewalthaltigen Programms, Fragen dagegen zu einer weniger<br />
positiven Wahrnehmung. Die Statements sind möglicherweise von den Älteren als für<br />
ihr Alter zu belehrend wahrgenommen worden, Fragen dagegen könnten früher<br />
erworbenes Wissen über den Realitätsgehalt des Fernsehens aktiviert <strong>und</strong> zu kriti<br />
schem Denken angeregt haben. Bei Wenigsehern riefen Fragen eher eine positivere<br />
Einstellung zu den <strong>Medien</strong>inhalten hervor, bei den Vielsehern waren Fragen die effek<br />
tivste Maßnahme. Bei den Statements gab es nur einen kleinen Effekt in Gestalt eines<br />
geringen Anstiegs positiver Einstellungen zum Programm bei Wenigsehern <strong>und</strong> einer<br />
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